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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.

Man glaubt den ganzen Weg über, daß man
durch einen Garten fahre. Dieses Ansehen hat das
Land um so mehr, da die meisten Aecker und Wiesen
rings herum mit schönen Bäumen eingefaßt sind, wel-
ches ihnen das Ansehen von Gartenbeeten giebt.
Waldungen sieht man hier nicht, weil alles Land völ-
lig angebaut ist. Die um die Aecker gepflanzten
Bäume sind Maulbeerbäume, Pappeln und Weiden,
durchgehends von fürtrefflichem Wuchs, der schon al-
lein ein hinlängliches Zeugniß von der Güte des Landes
giebt.

Nach 7 Uhr des Abends kam ich in SaviglianoSavigliano.
an. Dieses ist eine ziemlich große, angenehme und
sehr schön gelegene Stadt; sie schien mir volkreich;
wenigstens sah ich einige tausend Menschen sowohl vor,
als in der Stadt spazieren gehen, (es war eben Sonn-
tag,) und unter diesen eine beträchtliche Anzahl Vor-
nehmere. Jch hörte auch hernach, daß viel adeliche
Familien, für welche die Lebensart in Turin zu kost-
bar ist, sich hier aufhalten. Das Volk schien mir
durchgehends frey und vergnügt.

Hier hatte ich die angenehme Ueberraschung, beym
Absteigen im Posthause von dem Chevalier de
Saorge
auf das höflichste bewillkommt zu werden,
der mich nöthigte, bey ihm einzukehren, welches ich
aber ablehnte. Jch erfuhr, daß der Pater Roffre-
di
aus Nizza, ein jüngerer Bruder des Chevalier,
ihm geschrieben hatte, daß ich diesen Abend hier ein-
treffen würde. Jn der Gesellschaft dieses liebenswür-
digen, in Wissenschaften und Litteratur wohl erfahr-
nen Edelmanns brachte ich diesen Abend sehr ver-
gnügt zu.

Den
T
von Nizza nach Deutſchland.

Man glaubt den ganzen Weg uͤber, daß man
durch einen Garten fahre. Dieſes Anſehen hat das
Land um ſo mehr, da die meiſten Aecker und Wieſen
rings herum mit ſchoͤnen Baͤumen eingefaßt ſind, wel-
ches ihnen das Anſehen von Gartenbeeten giebt.
Waldungen ſieht man hier nicht, weil alles Land voͤl-
lig angebaut iſt. Die um die Aecker gepflanzten
Baͤume ſind Maulbeerbaͤume, Pappeln und Weiden,
durchgehends von fuͤrtrefflichem Wuchs, der ſchon al-
lein ein hinlaͤngliches Zeugniß von der Guͤte des Landes
giebt.

Nach 7 Uhr des Abends kam ich in SaviglianoSavigliano.
an. Dieſes iſt eine ziemlich große, angenehme und
ſehr ſchoͤn gelegene Stadt; ſie ſchien mir volkreich;
wenigſtens ſah ich einige tauſend Menſchen ſowohl vor,
als in der Stadt ſpazieren gehen, (es war eben Sonn-
tag,) und unter dieſen eine betraͤchtliche Anzahl Vor-
nehmere. Jch hoͤrte auch hernach, daß viel adeliche
Familien, fuͤr welche die Lebensart in Turin zu koſt-
bar iſt, ſich hier aufhalten. Das Volk ſchien mir
durchgehends frey und vergnuͤgt.

Hier hatte ich die angenehme Ueberraſchung, beym
Abſteigen im Poſthauſe von dem Chevalier de
Saorge
auf das hoͤflichſte bewillkommt zu werden,
der mich noͤthigte, bey ihm einzukehren, welches ich
aber ablehnte. Jch erfuhr, daß der Pater Roffre-
di
aus Nizza, ein juͤngerer Bruder des Chevalier,
ihm geſchrieben hatte, daß ich dieſen Abend hier ein-
treffen wuͤrde. Jn der Geſellſchaft dieſes liebenswuͤr-
digen, in Wiſſenſchaften und Litteratur wohl erfahr-
nen Edelmanns brachte ich dieſen Abend ſehr ver-
gnuͤgt zu.

Den
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[289/0309] von Nizza nach Deutſchland. Man glaubt den ganzen Weg uͤber, daß man durch einen Garten fahre. Dieſes Anſehen hat das Land um ſo mehr, da die meiſten Aecker und Wieſen rings herum mit ſchoͤnen Baͤumen eingefaßt ſind, wel- ches ihnen das Anſehen von Gartenbeeten giebt. Waldungen ſieht man hier nicht, weil alles Land voͤl- lig angebaut iſt. Die um die Aecker gepflanzten Baͤume ſind Maulbeerbaͤume, Pappeln und Weiden, durchgehends von fuͤrtrefflichem Wuchs, der ſchon al- lein ein hinlaͤngliches Zeugniß von der Guͤte des Landes giebt. Nach 7 Uhr des Abends kam ich in Savigliano an. Dieſes iſt eine ziemlich große, angenehme und ſehr ſchoͤn gelegene Stadt; ſie ſchien mir volkreich; wenigſtens ſah ich einige tauſend Menſchen ſowohl vor, als in der Stadt ſpazieren gehen, (es war eben Sonn- tag,) und unter dieſen eine betraͤchtliche Anzahl Vor- nehmere. Jch hoͤrte auch hernach, daß viel adeliche Familien, fuͤr welche die Lebensart in Turin zu koſt- bar iſt, ſich hier aufhalten. Das Volk ſchien mir durchgehends frey und vergnuͤgt. Savigliano. Hier hatte ich die angenehme Ueberraſchung, beym Abſteigen im Poſthauſe von dem Chevalier de Saorge auf das hoͤflichſte bewillkommt zu werden, der mich noͤthigte, bey ihm einzukehren, welches ich aber ablehnte. Jch erfuhr, daß der Pater Roffre- di aus Nizza, ein juͤngerer Bruder des Chevalier, ihm geſchrieben hatte, daß ich dieſen Abend hier ein- treffen wuͤrde. Jn der Geſellſchaft dieſes liebenswuͤr- digen, in Wiſſenſchaften und Litteratur wohl erfahr- nen Edelmanns brachte ich dieſen Abend ſehr ver- gnuͤgt zu. Den T

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/309>, abgerufen am 24.11.2024.