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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
liche Berge eingeschlossene Thal gänzlich, indem er
queer über dasselbe geht. Man sieht auch deutlich, daß
der Ort in dieser Absicht vermuthlich schon von den
Römern gebaut worden, weil dazu gerade der Ort des
Thales ist ausgesucht worden, wo es am engsten ist, in-
dem ein hoher und steiler Hügel an dem Ticino einen
Theil der Breite desselben einnimmt. Sowohl dieser
als noch zwey andere der Stadt zur Seite liegende Hü-
gel sind mit guten Forts versehen, so daß hier mit we-
nig Mannschaft und Geschütze der Paß dem größten
Heere könnte versperrt werden. Der Ort gehört den
drey Cantonen Uri, Schweiz und Unterwalden,
und ihr Landvogt hat hier seinen Sitz. Jn Meri-
ans
Topographie ist er genau abgebildet, wie man
ihn von der Nordseite oder vom Gotthardsberge her-
kommend sieht.

Den 2 Junius. Reise von Bellinzona nach Airol.
Zwölf Stunden weit.

Die heutige Tagereise war etwas stark, aber we-Von Bellin-
zona nach
Airol.

gen der ungemeinen Mannichfaltigkeit der Gegenstän-
de, die man sieht, und wegen der Seltenheit und Schön-
heit einiger dieser Gegenstände, sehr angenehm. Der
ganze Weg geht durch ein enges, zwischen sehr hohen
Bergen eingeschlossenes, erst allmählig, hernach aber
schneller und steiler in die Höhe steigendes Thal, durch
welches der Ticino bald etwas ruhiger fließt, bald
stürmend und wild herab rauscht. Das Thal ist fast
durchaus sehr fruchtbar, enthält eine Menge Dörfer,
starke, fröhliche und kühne Einwohner. Von den
Bergen stürzen sich viele kleinere und beträchtlichere
Bäche herunter, einige viel hundert Fuß hoch, so daß

man
Z 2

von Nizza nach Deutſchland.
liche Berge eingeſchloſſene Thal gaͤnzlich, indem er
queer uͤber daſſelbe geht. Man ſieht auch deutlich, daß
der Ort in dieſer Abſicht vermuthlich ſchon von den
Roͤmern gebaut worden, weil dazu gerade der Ort des
Thales iſt ausgeſucht worden, wo es am engſten iſt, in-
dem ein hoher und ſteiler Huͤgel an dem Ticino einen
Theil der Breite deſſelben einnimmt. Sowohl dieſer
als noch zwey andere der Stadt zur Seite liegende Huͤ-
gel ſind mit guten Forts verſehen, ſo daß hier mit we-
nig Mannſchaft und Geſchuͤtze der Paß dem groͤßten
Heere koͤnnte verſperrt werden. Der Ort gehoͤrt den
drey Cantonen Uri, Schweiz und Unterwalden,
und ihr Landvogt hat hier ſeinen Sitz. Jn Meri-
ans
Topographie iſt er genau abgebildet, wie man
ihn von der Nordſeite oder vom Gotthardsberge her-
kommend ſieht.

Den 2 Junius. Reiſe von Bellinzona nach Airol.
Zwoͤlf Stunden weit.

Die heutige Tagereiſe war etwas ſtark, aber we-Von Bellin-
zona nach
Airol.

gen der ungemeinen Mannichfaltigkeit der Gegenſtaͤn-
de, die man ſieht, und wegen der Seltenheit und Schoͤn-
heit einiger dieſer Gegenſtaͤnde, ſehr angenehm. Der
ganze Weg geht durch ein enges, zwiſchen ſehr hohen
Bergen eingeſchloſſenes, erſt allmaͤhlig, hernach aber
ſchneller und ſteiler in die Hoͤhe ſteigendes Thal, durch
welches der Ticino bald etwas ruhiger fließt, bald
ſtuͤrmend und wild herab rauſcht. Das Thal iſt faſt
durchaus ſehr fruchtbar, enthaͤlt eine Menge Doͤrfer,
ſtarke, froͤhliche und kuͤhne Einwohner. Von den
Bergen ſtuͤrzen ſich viele kleinere und betraͤchtlichere
Baͤche herunter, einige viel hundert Fuß hoch, ſo daß

man
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[355/0375] von Nizza nach Deutſchland. liche Berge eingeſchloſſene Thal gaͤnzlich, indem er queer uͤber daſſelbe geht. Man ſieht auch deutlich, daß der Ort in dieſer Abſicht vermuthlich ſchon von den Roͤmern gebaut worden, weil dazu gerade der Ort des Thales iſt ausgeſucht worden, wo es am engſten iſt, in- dem ein hoher und ſteiler Huͤgel an dem Ticino einen Theil der Breite deſſelben einnimmt. Sowohl dieſer als noch zwey andere der Stadt zur Seite liegende Huͤ- gel ſind mit guten Forts verſehen, ſo daß hier mit we- nig Mannſchaft und Geſchuͤtze der Paß dem groͤßten Heere koͤnnte verſperrt werden. Der Ort gehoͤrt den drey Cantonen Uri, Schweiz und Unterwalden, und ihr Landvogt hat hier ſeinen Sitz. Jn Meri- ans Topographie iſt er genau abgebildet, wie man ihn von der Nordſeite oder vom Gotthardsberge her- kommend ſieht. Den 2 Junius. Reiſe von Bellinzona nach Airol. Zwoͤlf Stunden weit. Die heutige Tagereiſe war etwas ſtark, aber we- gen der ungemeinen Mannichfaltigkeit der Gegenſtaͤn- de, die man ſieht, und wegen der Seltenheit und Schoͤn- heit einiger dieſer Gegenſtaͤnde, ſehr angenehm. Der ganze Weg geht durch ein enges, zwiſchen ſehr hohen Bergen eingeſchloſſenes, erſt allmaͤhlig, hernach aber ſchneller und ſteiler in die Hoͤhe ſteigendes Thal, durch welches der Ticino bald etwas ruhiger fließt, bald ſtuͤrmend und wild herab rauſcht. Das Thal iſt faſt durchaus ſehr fruchtbar, enthaͤlt eine Menge Doͤrfer, ſtarke, froͤhliche und kuͤhne Einwohner. Von den Bergen ſtuͤrzen ſich viele kleinere und betraͤchtlichere Baͤche herunter, einige viel hundert Fuß hoch, ſo daß man Von Bellin- zona nach Airol. Z 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/375>, abgerufen am 22.11.2024.