Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von der Rückreise eines Walther Fürsts, eines Arnolds von Win-kelried, und anderer Männer, deren kühner Muth weniger glänzende, weniger gepriesene, aber nicht we- niger große Thaten verrichtet hat, als Agamemnon, Achilles, Ajax und andere homerische Helden. Jch gestehe, daß das Andenken der ehedem hier vorgefalle- nen Dinge mich mit Ehrfurcht für die kleinen Länder, die ich heute betrat, oder in der Nähe neben mir sah, erfüllet hat. Dieses ist, dachte ich, wahrer elasti- scher Boden, nicht fabelhafter, sondern wirklicher großer Scenen, deren herrliche Folgen jetzt, nach mehr als vier Jahrhunderten, die hiesigen Landesein- wohner noch in vollem Maaße genießen. den Vier- waldstädten- see. Jn Altorf entließ ich die Pferde, die mich von Ohngefähr eine halbe Stunde unterhalb Flüelen die-
Tagebuch von der Ruͤckreiſe eines Walther Fuͤrſts, eines Arnolds von Win-kelried, und anderer Maͤnner, deren kuͤhner Muth weniger glaͤnzende, weniger geprieſene, aber nicht we- niger große Thaten verrichtet hat, als Agamemnon, Achilles, Ajax und andere homeriſche Helden. Jch geſtehe, daß das Andenken der ehedem hier vorgefalle- nen Dinge mich mit Ehrfurcht fuͤr die kleinen Laͤnder, die ich heute betrat, oder in der Naͤhe neben mir ſah, erfuͤllet hat. Dieſes iſt, dachte ich, wahrer elaſti- ſcher Boden, nicht fabelhafter, ſondern wirklicher großer Scenen, deren herrliche Folgen jetzt, nach mehr als vier Jahrhunderten, die hieſigen Landesein- wohner noch in vollem Maaße genießen. den Vier- waldſtaͤdten- ſee. Jn Altorf entließ ich die Pferde, die mich von Ohngefaͤhr eine halbe Stunde unterhalb Fluͤelen die-
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Tagebuch von der Ruͤckreiſe
eines Walther Fuͤrſts, eines Arnolds von Win-
kelried, und anderer Maͤnner, deren kuͤhner Muth
weniger glaͤnzende, weniger geprieſene, aber nicht we-
niger große Thaten verrichtet hat, als Agamemnon,
Achilles, Ajax und andere homeriſche Helden. Jch
geſtehe, daß das Andenken der ehedem hier vorgefalle-
nen Dinge mich mit Ehrfurcht fuͤr die kleinen Laͤnder,
die ich heute betrat, oder in der Naͤhe neben mir ſah,
erfuͤllet hat. Dieſes iſt, dachte ich, wahrer elaſti-
ſcher Boden, nicht fabelhafter, ſondern wirklicher
großer Scenen, deren herrliche Folgen jetzt, nach
mehr als vier Jahrhunderten, die hieſigen Landesein-
wohner noch in vollem Maaße genießen.
Jn Altorf entließ ich die Pferde, die mich von
Lugano hieher gebracht, und gieng zu Fuße bis in
das Dorf Fluͤelen, welches an dem See liegt. Jch
hatte mein Gepaͤck dahin vorausgeſchickt, und ein klei-
nes Schiff miethen laſſen, das mich heute noch nach
Lucern bringen ſollte, welches an dem untern Ende
dieſes Sees liegt. Die Fahrt uͤber dieſen See herun-
ter kann in der erſten Stunde von Fluͤelen aus bey
entſtehendem Winde gefaͤhrlich werden, weil man we-
gen der voͤllig ſteilen Felſenkuͤſte nirgend anlanden koͤnn-
te. Nachher aber kann man, wiewohl auch eben
nicht wo man will, aber doch an gar vielen Orten lan-
den, von denen man faſt uͤberall, wo man die bevor-
ſtehende Gefahr zu merken anfienge, in kurzer Zeit
einen erreichen koͤnnte.
Ohngefaͤhr eine halbe Stunde unterhalb Fluͤelen
tritt von den ſteilen Bergen, die rechter Hand an dem
See liegen, ein flacher Felſen, wenig uͤber das Waſ-
ſer hervorſtehend, etwas in den See hinein. An
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