das Geld für fremde Weine und andre entbehrliche Dinge aus dem Lande schicken, aus dem Lande ver- bannt würden, daß aber für jeden Verbannten 12 oder 15 Bettelmönche ins Land kämen, die sich mit dem, was sie im Lande haben können, behülfen, so würde doch die Last des Landmanns dieselbe bleiben, in- dem es ihm gleich viel ist, ob das, was man ihm ab- dringt, ein Bettler oder ein Goldsticker bekomme.
Bamberg hat weitläuftige Vorstädte, darin meistens Gärtner wohnen. Diese ziehen nicht blos die gewöhnlichen Küchengewächse für die Stadt und für die umliegende Landschaft, sondern eine Menge Süß- holz, Anis, Fenchel und dergleichen Dinge, die in beträchtlicher Menge aus dem Lande verführt werden.
Die gewöhnliche Landstraße aus Bamberg nach Sachsen geht über Coburg, und von da über das Gebürge nach Saalfeld. Sie ist aber wegen der hohen und steilen Berge sehr beschwerlich. Seit kur- zem ist auch eine Poststraße von Bamberg über Cronach nach dem Vogtlande angelegt, und diese wählte ich jetzt, weil man mir gesagt hatte, daß sie weniger beschwerlich sey. Jn der That fand ich sie viel bequemer und eben nicht länger als jene. Doch hat man die Unbequemlichkeit dabey, daß man auf den Posten nicht so gut, als auf jener Straße bedient wird; weil hier, da diese Straße noch nicht genug bereiset wird, die Posthalter nur wenig Pferde haben, die sie noch dazu zu ihrer Landwirthschaft mit brau- chen. Und dadurch geschieht es, daß man entweder oft lange aufgehalten wird, oder müde Pferde muß vorspannen lassen, welches mir mehr als einmal be- gegnet ist.
Von
C c 5
von Nizza nach Deutſchland.
das Geld fuͤr fremde Weine und andre entbehrliche Dinge aus dem Lande ſchicken, aus dem Lande ver- bannt wuͤrden, daß aber fuͤr jeden Verbannten 12 oder 15 Bettelmoͤnche ins Land kaͤmen, die ſich mit dem, was ſie im Lande haben koͤnnen, behuͤlfen, ſo wuͤrde doch die Laſt des Landmanns dieſelbe bleiben, in- dem es ihm gleich viel iſt, ob das, was man ihm ab- dringt, ein Bettler oder ein Goldſticker bekomme.
Bamberg hat weitlaͤuftige Vorſtaͤdte, darin meiſtens Gaͤrtner wohnen. Dieſe ziehen nicht blos die gewoͤhnlichen Kuͤchengewaͤchſe fuͤr die Stadt und fuͤr die umliegende Landſchaft, ſondern eine Menge Suͤß- holz, Anis, Fenchel und dergleichen Dinge, die in betraͤchtlicher Menge aus dem Lande verfuͤhrt werden.
Die gewoͤhnliche Landſtraße aus Bamberg nach Sachſen geht uͤber Coburg, und von da uͤber das Gebuͤrge nach Saalfeld. Sie iſt aber wegen der hohen und ſteilen Berge ſehr beſchwerlich. Seit kur- zem iſt auch eine Poſtſtraße von Bamberg uͤber Cronach nach dem Vogtlande angelegt, und dieſe waͤhlte ich jetzt, weil man mir geſagt hatte, daß ſie weniger beſchwerlich ſey. Jn der That fand ich ſie viel bequemer und eben nicht laͤnger als jene. Doch hat man die Unbequemlichkeit dabey, daß man auf den Poſten nicht ſo gut, als auf jener Straße bedient wird; weil hier, da dieſe Straße noch nicht genug bereiſet wird, die Poſthalter nur wenig Pferde haben, die ſie noch dazu zu ihrer Landwirthſchaft mit brau- chen. Und dadurch geſchieht es, daß man entweder oft lange aufgehalten wird, oder muͤde Pferde muß vorſpannen laſſen, welches mir mehr als einmal be- gegnet iſt.
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von Nizza nach Deutſchland.
das Geld fuͤr fremde Weine und andre entbehrliche
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oder 15 Bettelmoͤnche ins Land kaͤmen, die ſich mit
dem, was ſie im Lande haben koͤnnen, behuͤlfen, ſo
wuͤrde doch die Laſt des Landmanns dieſelbe bleiben, in-
dem es ihm gleich viel iſt, ob das, was man ihm ab-
dringt, ein Bettler oder ein Goldſticker bekomme.
Bamberg hat weitlaͤuftige Vorſtaͤdte, darin
meiſtens Gaͤrtner wohnen. Dieſe ziehen nicht blos die
gewoͤhnlichen Kuͤchengewaͤchſe fuͤr die Stadt und fuͤr
die umliegende Landſchaft, ſondern eine Menge Suͤß-
holz, Anis, Fenchel und dergleichen Dinge, die in
betraͤchtlicher Menge aus dem Lande verfuͤhrt werden.
Die gewoͤhnliche Landſtraße aus Bamberg nach
Sachſen geht uͤber Coburg, und von da uͤber das
Gebuͤrge nach Saalfeld. Sie iſt aber wegen der
hohen und ſteilen Berge ſehr beſchwerlich. Seit kur-
zem iſt auch eine Poſtſtraße von Bamberg uͤber
Cronach nach dem Vogtlande angelegt, und dieſe
waͤhlte ich jetzt, weil man mir geſagt hatte, daß ſie
weniger beſchwerlich ſey. Jn der That fand ich ſie
viel bequemer und eben nicht laͤnger als jene. Doch
hat man die Unbequemlichkeit dabey, daß man auf
den Poſten nicht ſo gut, als auf jener Straße bedient
wird; weil hier, da dieſe Straße noch nicht genug
bereiſet wird, die Poſthalter nur wenig Pferde haben,
die ſie noch dazu zu ihrer Landwirthſchaft mit brau-
chen. Und dadurch geſchieht es, daß man entweder
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/429>, abgerufen am 16.02.2025.
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