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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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Bal Ban
oder Perioden muß sein Ballet haben. Denn muß
er auf eine geschikte mahlerische Vorstellung solcher
Augenblike denken, welche eigentlich die Hauptsa-
che seiner Vorstellung ausmachen. Was zwischen
diesen Augenbliken liegt, ist von gemäßigtem Jn-
halt, wozu er schikliche Bewegungen und Tänze er-
finden muß, die dem Charakter und den Sitten der
Personen gemäß sind. Dabey sollten die zur Mode
gewordenen symmetrischen Stellungen und Bewe-
gungen der Personen eben so sorgfältig vermieden
werden, als der Mahler sie vermeidet. Es kann
nichts helfen, wenn alle Personen einerley Bewe-
gung und Stellung haben, und so aussehen, wie
eine einzige tanzende Person, die man durch ein
vielseitiges Glas zehenfach sieht.

Man hat in dem vorigen Jahrhundert an eini-
gen Höfen Schauspiele aufgeführt, die den Namen
Ballete gehabt. Sie waren aber mit Gesang und
mit Reden untermengt. Durch Recitative wurd
so viel, als zum Verstande der Handlung nöthig
schien, gesagt, und das Tanzen wurd durch Arien
unterbrochen. Davon hat Menestrier ein beson-
(*) Traitte
des Ballets
par le P.
Mene-
strier.
ders Werk geschrieben. (*) Verschiedene sehr
wichtige Anmerkungen darüber kann man bey
Rousseau finden. (*) Es läßt sich aus den ver-
(*) Dictio-
naire de
Musique
Article
Ballet.
schiedenen Nachrichten, die wir von den Balleten
der alten Griechen haben, muthmaßen, daß sie
auch bey ihnen von zweyerley Gattung gewesen; daß
einige als Schauspiele einer besondern Art aufge-
führt; andre aber, als Theile der dramatischen Vor-
stellungen auf der Bühne vorgestellt worden. Die
Ballete der alten waren ganz charakteristisch; eini-
ge stellten Nationalhandlungen oder Gebräuche vor;
andre waren Nachahmungen besondrer Begeben-
heiten.

Band.
(Baukunst.)

Jst ein großes plattes Glied, welches an Gebälken
und Gesimsen unter andern Gliedern, oder an an-
dern Orten einzeln angebracht wird. Jn der dorischen
Ordnung haben die im Gebälke vorkommende
Bänder ihre bestimmten Abmessungen. Jn verschie-
denen Gebäuden werden die Geschosse durch breite
Bänder an der Außenseite abgetheilet. Sie schi-
ken sich aber nur da, wo weder Sänlen noch Pfeiler
durch die ganze Höhe der Außenseite herauf gehen; denn
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Baß
die Bänder müssen ununterbrochen durch die ganze
Außenseite weglaufen. S. Geschoß.

Baß.
(Musik.)

Durch dieses Wort bezeichnet man überhaupt den
Umfang der tiefsten Stimme eines Tonstüks; denn
das Wort kommt von dem italiänischen basso, tief,
her: insbesondre aber wird diese Benennung
demjenigen Theil eines Tonstüks gegeben, welcher
die Reyhe der tiefsten Töne enthält, gegen welche
die höhern, als dazu gehörige Jntervalle abgemes-
sen werden. Dieses recht zu verstehen ist zu mer-
ken, daß jedes Tonstük aus einer oder aus mehr
zugleich singenden oder spielenden Stimmen oder
Parthien bestehe. Die Parthie, welche nur die
tiefsten Töne der menschlichen Stimme hervor-
bringt, wird der Baß genennt; es sey daß sie allein den
Gesang führt, oder daß noch mehrere Stimmen zu-
gleich singen. Ein solcher aus den tiefsten Tönen
bestehender Gesang wird ein singender Baß ge-
nennt. Der Name Baß aber wird auch, und ge-
meiniglich, der Parthie gegeben, die, ohne einen
würklichen Gesang zu führen, diejenigen tiefen
Töne angiebt, mit denen der, aus höhern Tönen
bestehende Gesang, eine Harmonie macht. Ein
solcher Baß also, ist der Grund der Harmonie:
die Töne, die er angiebt, füllen, als die tiefsten
Töne, das Ohr also, daß es die höhern Töne, die
den eigentlichen Gesang ausmachen, damit, als mit
dem Grund, worauf sie gebaut sind, oder, als mit
der Quelle, woraus sie entspringen, vergleicht, woraus
eigentlich das Gefühl der Harmonie entsteht.

Es ist an einem andern Ort angemerkt wor-
den, (*) daß, wenn eine Sayte oder Pfeiffe in(*) S.
Harmonie.

derjenigen Tiefe, welche die Baßtöne haben,
erklingt, selbige zugleich viel andre Töne von ver-
schiedener Höhe vernehmen lasse, davon der tiefste
um eine Octave höher ist, als der Haupt- oder
Grundton der Sayte. Wenn man den Grundton
durch 1 vorstellt, oder die Länge der Sayte, die
ihn hervorbringt 1 nennt, so sind die andern hö-
hern Töne, die man zugleich hört, 1/2, 1/3 , 1/4, 1/5 ,
u. s. f. Nun ist bekannt, daß der Klang der tief-
sten Töne am längsten anhält, die höhern aber
bald verschwinden. Jndem also der Ton 1 fort-
klinget, kann man verschiedene höhere Töne nach
einander anschlagen, wodurch ein Gesang gebildet

wird,

[Spaltenumbruch]

Bal Ban
oder Perioden muß ſein Ballet haben. Denn muß
er auf eine geſchikte mahleriſche Vorſtellung ſolcher
Augenblike denken, welche eigentlich die Hauptſa-
che ſeiner Vorſtellung ausmachen. Was zwiſchen
dieſen Augenbliken liegt, iſt von gemaͤßigtem Jn-
halt, wozu er ſchikliche Bewegungen und Taͤnze er-
finden muß, die dem Charakter und den Sitten der
Perſonen gemaͤß ſind. Dabey ſollten die zur Mode
gewordenen ſymmetriſchen Stellungen und Bewe-
gungen der Perſonen eben ſo ſorgfaͤltig vermieden
werden, als der Mahler ſie vermeidet. Es kann
nichts helfen, wenn alle Perſonen einerley Bewe-
gung und Stellung haben, und ſo ausſehen, wie
eine einzige tanzende Perſon, die man durch ein
vielſeitiges Glas zehenfach ſieht.

Man hat in dem vorigen Jahrhundert an eini-
gen Hoͤfen Schauſpiele aufgefuͤhrt, die den Namen
Ballete gehabt. Sie waren aber mit Geſang und
mit Reden untermengt. Durch Recitative wurd
ſo viel, als zum Verſtande der Handlung noͤthig
ſchien, geſagt, und das Tanzen wurd durch Arien
unterbrochen. Davon hat Meneſtrier ein beſon-
(*) Traitté
des Ballets
par le P.
Mene-
ſtrier.
ders Werk geſchrieben. (*) Verſchiedene ſehr
wichtige Anmerkungen daruͤber kann man bey
Rouſſeau finden. (*) Es laͤßt ſich aus den ver-
(*) Dictio-
naire de
Muſique
Article
Ballet.
ſchiedenen Nachrichten, die wir von den Balleten
der alten Griechen haben, muthmaßen, daß ſie
auch bey ihnen von zweyerley Gattung geweſen; daß
einige als Schauſpiele einer beſondern Art aufge-
fuͤhrt; andre aber, als Theile der dramatiſchen Vor-
ſtellungen auf der Buͤhne vorgeſtellt worden. Die
Ballete der alten waren ganz charakteriſtiſch; eini-
ge ſtellten Nationalhandlungen oder Gebraͤuche vor;
andre waren Nachahmungen beſondrer Begeben-
heiten.

Band.
(Baukunſt.)

Jſt ein großes plattes Glied, welches an Gebaͤlken
und Geſimſen unter andern Gliedern, oder an an-
dern Orten einzeln angebracht wird. Jn der doriſchen
Ordnung haben die im Gebaͤlke vorkommende
Baͤnder ihre beſtimmten Abmeſſungen. Jn verſchie-
denen Gebaͤuden werden die Geſchoſſe durch breite
Baͤnder an der Außenſeite abgetheilet. Sie ſchi-
ken ſich aber nur da, wo weder Saͤnlen noch Pfeiler
durch die ganze Hoͤhe der Außenſeite herauf gehen; denn
[Spaltenumbruch]

Baß
die Baͤnder muͤſſen ununterbrochen durch die ganze
Außenſeite weglaufen. S. Geſchoß.

Baß.
(Muſik.)

Durch dieſes Wort bezeichnet man uͤberhaupt den
Umfang der tiefſten Stimme eines Tonſtuͤks; denn
das Wort kommt von dem italiaͤniſchen baſſo, tief,
her: insbeſondre aber wird dieſe Benennung
demjenigen Theil eines Tonſtuͤks gegeben, welcher
die Reyhe der tiefſten Toͤne enthaͤlt, gegen welche
die hoͤhern, als dazu gehoͤrige Jntervalle abgemeſ-
ſen werden. Dieſes recht zu verſtehen iſt zu mer-
ken, daß jedes Tonſtuͤk aus einer oder aus mehr
zugleich ſingenden oder ſpielenden Stimmen oder
Parthien beſtehe. Die Parthie, welche nur die
tiefſten Toͤne der menſchlichen Stimme hervor-
bringt, wird der Baß genennt; es ſey daß ſie allein den
Geſang fuͤhrt, oder daß noch mehrere Stimmen zu-
gleich ſingen. Ein ſolcher aus den tiefſten Toͤnen
beſtehender Geſang wird ein ſingender Baß ge-
nennt. Der Name Baß aber wird auch, und ge-
meiniglich, der Parthie gegeben, die, ohne einen
wuͤrklichen Geſang zu fuͤhren, diejenigen tiefen
Toͤne angiebt, mit denen der, aus hoͤhern Toͤnen
beſtehende Geſang, eine Harmonie macht. Ein
ſolcher Baß alſo, iſt der Grund der Harmonie:
die Toͤne, die er angiebt, fuͤllen, als die tiefſten
Toͤne, das Ohr alſo, daß es die hoͤhern Toͤne, die
den eigentlichen Geſang ausmachen, damit, als mit
dem Grund, worauf ſie gebaut ſind, oder, als mit
der Quelle, woraus ſie entſpringen, vergleicht, woraus
eigentlich das Gefuͤhl der Harmonie entſteht.

Es iſt an einem andern Ort angemerkt wor-
den, (*) daß, wenn eine Sayte oder Pfeiffe in(*) S.
Harmonie.

derjenigen Tiefe, welche die Baßtoͤne haben,
erklingt, ſelbige zugleich viel andre Toͤne von ver-
ſchiedener Hoͤhe vernehmen laſſe, davon der tiefſte
um eine Octave hoͤher iſt, als der Haupt- oder
Grundton der Sayte. Wenn man den Grundton
durch 1 vorſtellt, oder die Laͤnge der Sayte, die
ihn hervorbringt 1 nennt, ſo ſind die andern hoͤ-
hern Toͤne, die man zugleich hoͤrt, ½, ⅓, ¼, ⅕,
u. ſ. f. Nun iſt bekannt, daß der Klang der tief-
ſten Toͤne am laͤngſten anhaͤlt, die hoͤhern aber
bald verſchwinden. Jndem alſo der Ton 1 fort-
klinget, kann man verſchiedene hoͤhere Toͤne nach
einander anſchlagen, wodurch ein Geſang gebildet

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[124/0136] Bal Ban Baß oder Perioden muß ſein Ballet haben. Denn muß er auf eine geſchikte mahleriſche Vorſtellung ſolcher Augenblike denken, welche eigentlich die Hauptſa- che ſeiner Vorſtellung ausmachen. Was zwiſchen dieſen Augenbliken liegt, iſt von gemaͤßigtem Jn- halt, wozu er ſchikliche Bewegungen und Taͤnze er- finden muß, die dem Charakter und den Sitten der Perſonen gemaͤß ſind. Dabey ſollten die zur Mode gewordenen ſymmetriſchen Stellungen und Bewe- gungen der Perſonen eben ſo ſorgfaͤltig vermieden werden, als der Mahler ſie vermeidet. Es kann nichts helfen, wenn alle Perſonen einerley Bewe- gung und Stellung haben, und ſo ausſehen, wie eine einzige tanzende Perſon, die man durch ein vielſeitiges Glas zehenfach ſieht. Man hat in dem vorigen Jahrhundert an eini- gen Hoͤfen Schauſpiele aufgefuͤhrt, die den Namen Ballete gehabt. Sie waren aber mit Geſang und mit Reden untermengt. Durch Recitative wurd ſo viel, als zum Verſtande der Handlung noͤthig ſchien, geſagt, und das Tanzen wurd durch Arien unterbrochen. Davon hat Meneſtrier ein beſon- ders Werk geſchrieben. (*) Verſchiedene ſehr wichtige Anmerkungen daruͤber kann man bey Rouſſeau finden. (*) Es laͤßt ſich aus den ver- ſchiedenen Nachrichten, die wir von den Balleten der alten Griechen haben, muthmaßen, daß ſie auch bey ihnen von zweyerley Gattung geweſen; daß einige als Schauſpiele einer beſondern Art aufge- fuͤhrt; andre aber, als Theile der dramatiſchen Vor- ſtellungen auf der Buͤhne vorgeſtellt worden. Die Ballete der alten waren ganz charakteriſtiſch; eini- ge ſtellten Nationalhandlungen oder Gebraͤuche vor; andre waren Nachahmungen beſondrer Begeben- heiten. (*) Traitté des Ballets par le P. Mene- ſtrier. (*) Dictio- naire de Muſique Article Ballet. Band. (Baukunſt.) Jſt ein großes plattes Glied, welches an Gebaͤlken und Geſimſen unter andern Gliedern, oder an an- dern Orten einzeln angebracht wird. Jn der doriſchen Ordnung haben die im Gebaͤlke vorkommende Baͤnder ihre beſtimmten Abmeſſungen. Jn verſchie- denen Gebaͤuden werden die Geſchoſſe durch breite Baͤnder an der Außenſeite abgetheilet. Sie ſchi- ken ſich aber nur da, wo weder Saͤnlen noch Pfeiler durch die ganze Hoͤhe der Außenſeite herauf gehen; denn die Baͤnder muͤſſen ununterbrochen durch die ganze Außenſeite weglaufen. S. Geſchoß. Baß. (Muſik.) Durch dieſes Wort bezeichnet man uͤberhaupt den Umfang der tiefſten Stimme eines Tonſtuͤks; denn das Wort kommt von dem italiaͤniſchen baſſo, tief, her: insbeſondre aber wird dieſe Benennung demjenigen Theil eines Tonſtuͤks gegeben, welcher die Reyhe der tiefſten Toͤne enthaͤlt, gegen welche die hoͤhern, als dazu gehoͤrige Jntervalle abgemeſ- ſen werden. Dieſes recht zu verſtehen iſt zu mer- ken, daß jedes Tonſtuͤk aus einer oder aus mehr zugleich ſingenden oder ſpielenden Stimmen oder Parthien beſtehe. Die Parthie, welche nur die tiefſten Toͤne der menſchlichen Stimme hervor- bringt, wird der Baß genennt; es ſey daß ſie allein den Geſang fuͤhrt, oder daß noch mehrere Stimmen zu- gleich ſingen. Ein ſolcher aus den tiefſten Toͤnen beſtehender Geſang wird ein ſingender Baß ge- nennt. Der Name Baß aber wird auch, und ge- meiniglich, der Parthie gegeben, die, ohne einen wuͤrklichen Geſang zu fuͤhren, diejenigen tiefen Toͤne angiebt, mit denen der, aus hoͤhern Toͤnen beſtehende Geſang, eine Harmonie macht. Ein ſolcher Baß alſo, iſt der Grund der Harmonie: die Toͤne, die er angiebt, fuͤllen, als die tiefſten Toͤne, das Ohr alſo, daß es die hoͤhern Toͤne, die den eigentlichen Geſang ausmachen, damit, als mit dem Grund, worauf ſie gebaut ſind, oder, als mit der Quelle, woraus ſie entſpringen, vergleicht, woraus eigentlich das Gefuͤhl der Harmonie entſteht. Es iſt an einem andern Ort angemerkt wor- den, (*) daß, wenn eine Sayte oder Pfeiffe in derjenigen Tiefe, welche die Baßtoͤne haben, erklingt, ſelbige zugleich viel andre Toͤne von ver- ſchiedener Hoͤhe vernehmen laſſe, davon der tiefſte um eine Octave hoͤher iſt, als der Haupt- oder Grundton der Sayte. Wenn man den Grundton durch 1 vorſtellt, oder die Laͤnge der Sayte, die ihn hervorbringt 1 nennt, ſo ſind die andern hoͤ- hern Toͤne, die man zugleich hoͤrt, ½, ⅓, ¼, ⅕, u. ſ. f. Nun iſt bekannt, daß der Klang der tief- ſten Toͤne am laͤngſten anhaͤlt, die hoͤhern aber bald verſchwinden. Jndem alſo der Ton 1 fort- klinget, kann man verſchiedene hoͤhere Toͤne nach einander anſchlagen, wodurch ein Geſang gebildet wird, (*) S. Harmonie.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/136>, abgerufen am 21.11.2024.