Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch]
Com Con Von dem ersten Anfang der neuen Comödie wis- Endlich kam um die Mitte des vorigen Jahrhun- Concert. (Musik.) Dieses Wort hat zweyerley Bedeutung. Es be- Con zusammen eine Musik aufführen; und bedeutet aucheine besondere Gattung des Tonstüks. Jm ersten Sinn sagt man: Es ist heute Concert bey Hofe; ein wöchentliches Concert. Jm andern Sinn wird das Wort genommen, wenn man sagt: Er hat ein Violin- oder Flötenconcert, gemacht. Jn fol- genden Anmerkungen wird das Wort in dieser zwey- ten Bedeutung genommen. Die Concerte sind von zweyerley Gattung; die Das gemeine Cammerconcert kommt desto häu- ten,
[Spaltenumbruch]
Com Con Von dem erſten Anfang der neuen Comoͤdie wiſ- Endlich kam um die Mitte des vorigen Jahrhun- Concert. (Muſik.) Dieſes Wort hat zweyerley Bedeutung. Es be- Con zuſammen eine Muſik auffuͤhren; und bedeutet aucheine beſondere Gattung des Tonſtuͤks. Jm erſten Sinn ſagt man: Es iſt heute Concert bey Hofe; ein woͤchentliches Concert. Jm andern Sinn wird das Wort genommen, wenn man ſagt: Er hat ein Violin- oder Floͤtenconcert, gemacht. Jn fol- genden Anmerkungen wird das Wort in dieſer zwey- ten Bedeutung genommen. Die Concerte ſind von zweyerley Gattung; die Das gemeine Cammerconcert kommt deſto haͤu- ten,
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Es verlohnt ſich auch kaum der Muͤhe,<lb/> in der Unterſuchung uͤber den Urſprung und den Fort-<lb/> gang der Comoͤdie unter den neuern Voͤlkern, uͤber<lb/> das <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Jahrhundert hinauf zu ſteigen, da man<lb/> weiß, daß die Schaubuͤhne dieſes Jahrhunderts<lb/> nichts, als elende und ganz unfoͤrmliche Poſſenſpiele<lb/> gezeiget hat. Jndeſſen verdienet doch angemerkt zu<lb/> werden, daß ſchon unter dem Pabſt <hi rendition="#fr">Leo</hi> <hi rendition="#aq">X.</hi> der be-<lb/> ruͤhmte <hi rendition="#fr">Machiavel</hi> ein Paar Comoͤdien verfertiget<lb/> hat, in denen der Geiſt des <hi rendition="#fr">Terentius</hi> nicht ganz<lb/> vermißt wird, und daß ſogar eine noch aͤltere fran-<lb/> zoͤſiſche Comoͤdie, von der Gattung des niedrig<lb/> Comiſchen, <hi rendition="#aq">l’Avocat Patelin</hi> genannt, ſich noch bis<lb/> auf dieſen Tag auf der franzoͤſiſchen Schaubuͤhne<lb/> erhaͤlt. 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Aber auch in den hoͤhern Co-<lb/> miſchen ſcheint man noch nicht uͤberall das Vorurtheil,<lb/> daß die Comoͤdie ein Poſſenſpiel ſey, abgelegt zu haben,<lb/> da man noch immer| in den ernſthafteſten Stuͤken luſtige<lb/> Bediente und naͤkiſche Cammermaͤdchen antrift.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Concert.</hi><lb/> (Muſik.)</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ieſes Wort hat zweyerley Bedeutung. Es be-<lb/> zeichnet eine Verſammlung von Tonkuͤnſtlern, die<lb/><cb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Con</hi></fw><lb/> zuſammen eine Muſik auffuͤhren; und bedeutet auch<lb/> eine beſondere Gattung des Tonſtuͤks. 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Ein ſolches Concert iſt alſo<lb/> fuͤr ein beſonderes Jnſtrument, das Clavier, die<lb/> Violine, die Floͤte, die Baßgeige, die Gambe u. ſ. f.<lb/> gemacht, welches die Hauptſtimme des Tonſtuͤks<lb/> fuͤhret. Die Einrichtung deſſelben iſt, nach dem,<lb/> was itzt gewoͤhnlich iſt, folgende. Es beſteht aus<lb/> drey Haupttheilen, davon der erſte ein Allegro, der<lb/> zweyte ein Adagio oder Andante, und der dritte wie-<lb/> der ein Allegro oder Preſto iſt. Der erſte Theil iſt<lb/> insgemein der laͤngſte, der letzte der kuͤrzeſte, und<lb/> man kann ſich von der Groͤſſe eines ſolchen Ton-<lb/> ſtuͤks aus dem ohngefehren Zeitmaaſſe, das <hi rendition="#fr">Quantz</hi><lb/> dafuͤr angiebt, einen Begriff machen. Nach ſeiner<lb/> Bemerkung hat das Concert die beſte Groͤſſe, wenn<lb/> der erſte Theil etwa fuͤnf Minuten lang, der andre<lb/> fuͤnf bis ſechs, und der dritte drey bis vier Minu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ten,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0235]
Com Con
Con
Von dem erſten Anfang der neuen Comoͤdie wiſ-
ſen wir wenig zuverlaͤßiges. Wir vermuthen, daß
entweder in Jtalien ſich etwas von der roͤmiſchen
Comoͤdie durch alle Jahrhunderte der mittlern Zei-
ten, erhalten habe, und daß nachher, da der Ge-
ſchmak wieder anfieng etwas empor zu kommen, die
Comoͤdie wieder nach und nach ſich der alten Form
genaͤhert habe. Es kann aber auch wol ſeyn, daß
ſie bey einigen neuen Voͤlkern ohne Nachahmung,
ohngefaͤhr ſo entſtanden iſt, wie ehemals in Grie-
chenland. Es verlohnt ſich auch kaum der Muͤhe,
in der Unterſuchung uͤber den Urſprung und den Fort-
gang der Comoͤdie unter den neuern Voͤlkern, uͤber
das XVI. Jahrhundert hinauf zu ſteigen, da man
weiß, daß die Schaubuͤhne dieſes Jahrhunderts
nichts, als elende und ganz unfoͤrmliche Poſſenſpiele
gezeiget hat. Jndeſſen verdienet doch angemerkt zu
werden, daß ſchon unter dem Pabſt Leo X. der be-
ruͤhmte Machiavel ein Paar Comoͤdien verfertiget
hat, in denen der Geiſt des Terentius nicht ganz
vermißt wird, und daß ſogar eine noch aͤltere fran-
zoͤſiſche Comoͤdie, von der Gattung des niedrig
Comiſchen, l’Avocat Patelin genannt, ſich noch bis
auf dieſen Tag auf der franzoͤſiſchen Schaubuͤhne
erhaͤlt. Erſt mit dem XVII. Jahrhundert bekam
die Comoͤdie wieder eine ertraͤgliche Geſtalt; wiewol
anfaͤnglich die groͤßte Schoͤnheit deſſelben in liſtigen
Raͤnken, ſeltſamen Zufaͤllen, Verkleidungen und
Verkennung der Perſonen, und in naͤchtlichen Aben-
theuern geſucht wurd. Jn dieſer Art haben ſich
vorzuͤglich die ſpaniſchen Dichter hervorgethan.
Endlich kam um die Mitte des vorigen Jahrhun-
derts die Comoͤdie in einer beſſern, und der Wuͤrde
dieſes Schauſpiels anſtaͤndigern, Geſtalt hervor.
Jn Frankreich brachte Moliere Stuͤke auf die Buͤhne,
davon verſchiedene werden geſpielt werden, ſo lange
die comiſche Schaubuͤhne ſelbſt beſtehen wird. Das
gegenwaͤrtige Jahrhundert hat die Comoͤdien von
ernſthaftem, zaͤrtlichen und ins Traurige fallenden
Jnhalt hervorgebracht. Aber auch in den hoͤhern Co-
miſchen ſcheint man noch nicht uͤberall das Vorurtheil,
daß die Comoͤdie ein Poſſenſpiel ſey, abgelegt zu haben,
da man noch immer| in den ernſthafteſten Stuͤken luſtige
Bediente und naͤkiſche Cammermaͤdchen antrift.
Concert.
(Muſik.)
Dieſes Wort hat zweyerley Bedeutung. Es be-
zeichnet eine Verſammlung von Tonkuͤnſtlern, die
zuſammen eine Muſik auffuͤhren; und bedeutet auch
eine beſondere Gattung des Tonſtuͤks. Jm erſten
Sinn ſagt man: Es iſt heute Concert bey Hofe;
ein woͤchentliches Concert. Jm andern Sinn wird
das Wort genommen, wenn man ſagt: Er hat ein
Violin- oder Floͤtenconcert, gemacht. Jn fol-
genden Anmerkungen wird das Wort in dieſer zwey-
ten Bedeutung genommen.
Die Concerte ſind von zweyerley Gattung; die
von den Jtaliaͤnern durch die Namen Concerto groſſo
und Concerto di Camera, unterſchieden werden.
Das erſte hat mehrere Hauptſtimmen, damit ver-
ſchiedene Jnſtrumente mit einander gleichſam ſtrei-
ten; und eben daher, (naͤmlich von dem Wort con-
certare) hat dieſe Art der Muſik ihren Namen. Jn
ſolchen Stuͤken iſt eine beſtaͤndige Abwechslung der
Jnſtrumente, da bald dieſes, bald ein anders den
Hauptgeſang oder die Hauptſtimme fuͤhrt, bald alle
zuſammen eintreten. Die Hauptſtimmen wechſeln
ſo gegen einander ab, daß das, was das eine Jn-
ſtrument geſpielt hat, von einem andern nach der
ihm eigenen Art, bald freyer, bald genauer nach-
geahmet wird. Zu Verfertigung ſolcher Concerte
alſo hat der Tonſetzer alle Kuͤnſte des Contrapunkts (*)
noͤthig; und da uͤberhaupt die Arbeit muͤhſam und
weitlaͤuftig iſt, ſo findet ſich ſelten ein Tonſetzer, der
ſich damit abgiebt; daher ſolche Concerte, beſonders
in Deutſchland, ungewoͤhnlich ſind.
(*) S.
Contra-
punkt.
Das gemeine Cammerconcert kommt deſto haͤu-
figer vor, weil jeder Virtuos glaubt, durch ein ſol-
ches Concert die beſte Gelegenheit zu haben, ſeine
Geſchiklichkeit zu zeigen. Ein ſolches Concert iſt alſo
fuͤr ein beſonderes Jnſtrument, das Clavier, die
Violine, die Floͤte, die Baßgeige, die Gambe u. ſ. f.
gemacht, welches die Hauptſtimme des Tonſtuͤks
fuͤhret. Die Einrichtung deſſelben iſt, nach dem,
was itzt gewoͤhnlich iſt, folgende. Es beſteht aus
drey Haupttheilen, davon der erſte ein Allegro, der
zweyte ein Adagio oder Andante, und der dritte wie-
der ein Allegro oder Preſto iſt. Der erſte Theil iſt
insgemein der laͤngſte, der letzte der kuͤrzeſte, und
man kann ſich von der Groͤſſe eines ſolchen Ton-
ſtuͤks aus dem ohngefehren Zeitmaaſſe, das Quantz
dafuͤr angiebt, einen Begriff machen. Nach ſeiner
Bemerkung hat das Concert die beſte Groͤſſe, wenn
der erſte Theil etwa fuͤnf Minuten lang, der andre
fuͤnf bis ſechs, und der dritte drey bis vier Minu-
ten,
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