Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] Flü länglich sind. Man kann hiervon das deutlichsteBeyspiel aus der Musik nehmen. Jm Recitativ sind die Noten, die der recitirenden Stimme vor- geschrieben sind, die Hauptsache; der begleitende Baß ist blos da, den Ton, darin gesprochen wird, fühlen zu lassen, und das Gehör zu den verschiedenen Mo- dulationen desselben gleichsam zu stimmen: mehr soll und muß man von Begleitung nicht hören. Also muß dabey der begleitende Baß nur flüchtig angeschlagen werden, weil es hier gar nicht um be- gleitende oder ausfüllende Harmonie zu thun ist, die da vielmehr schädlich wäre. Es ist aber leicht zu sehen, daß das Flüchtige Da das Flüchtige überhaupt dem Fleißigen entge- Flügel. (Baukunst.) So nennt man eigentlich jeden, der Hauptmasse ei- Die besondere und gewöhnlichste Bedeutung des Fol For ker an ihre Haupttempel große Flügel angebauet,in denen die Priester ihre Wohnungen hatten, da es sich nicht schikte, diese Wohnungen mit dem Tem- pel selbst in eine einzige Masse zu verbinden. Folie d'Espagne. (Musik und Tanzkunst.) Jst ein Tanz von ernsthafter Art für eine Person, Die Harmonie ist höchst einfach, ohne Dissonan- Das ganze Stük besteht aus zwey Theilen, jeder Forlane. (Musik.) Ein gemeiner Baurentanz, der in Venedig unter Form. (Zeichnende Künste.) Jn dem allgemeinesten figürlichen Sinn bedeutet genstän-
[Spaltenumbruch] Fluͤ laͤnglich ſind. Man kann hiervon das deutlichſteBeyſpiel aus der Muſik nehmen. Jm Recitativ ſind die Noten, die der recitirenden Stimme vor- geſchrieben ſind, die Hauptſache; der begleitende Baß iſt blos da, den Ton, darin geſprochen wird, fuͤhlen zu laſſen, und das Gehoͤr zu den verſchiedenen Mo- dulationen deſſelben gleichſam zu ſtimmen: mehr ſoll und muß man von Begleitung nicht hoͤren. Alſo muß dabey der begleitende Baß nur fluͤchtig angeſchlagen werden, weil es hier gar nicht um be- gleitende oder ausfuͤllende Harmonie zu thun iſt, die da vielmehr ſchaͤdlich waͤre. Es iſt aber leicht zu ſehen, daß das Fluͤchtige Da das Fluͤchtige uͤberhaupt dem Fleißigen entge- Fluͤgel. (Baukunſt.) So nennt man eigentlich jeden, der Hauptmaſſe ei- Die beſondere und gewoͤhnlichſte Bedeutung des Fol For ker an ihre Haupttempel große Fluͤgel angebauet,in denen die Prieſter ihre Wohnungen hatten, da es ſich nicht ſchikte, dieſe Wohnungen mit dem Tem- pel ſelbſt in eine einzige Maſſe zu verbinden. Folie d’Espagne. (Muſik und Tanzkunſt.) Jſt ein Tanz von ernſthafter Art fuͤr eine Perſon, Die Harmonie iſt hoͤchſt einfach, ohne Diſſonan- Das ganze Stuͤk beſteht aus zwey Theilen, jeder Forlane. (Muſik.) Ein gemeiner Baurentanz, der in Venedig unter Form. (Zeichnende Kuͤnſte.) Jn dem allgemeineſten figuͤrlichen Sinn bedeutet genſtaͤn-
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Fluͤ
Fol For
laͤnglich ſind. Man kann hiervon das deutlichſte
Beyſpiel aus der Muſik nehmen. Jm Recitativ
ſind die Noten, die der recitirenden Stimme vor-
geſchrieben ſind, die Hauptſache; der begleitende Baß
iſt blos da, den Ton, darin geſprochen wird, fuͤhlen
zu laſſen, und das Gehoͤr zu den verſchiedenen Mo-
dulationen deſſelben gleichſam zu ſtimmen: mehr
ſoll und muß man von Begleitung nicht hoͤren.
Alſo muß dabey der begleitende Baß nur fluͤchtig
angeſchlagen werden, weil es hier gar nicht um be-
gleitende oder ausfuͤllende Harmonie zu thun iſt, die
da vielmehr ſchaͤdlich waͤre.
Es iſt aber leicht zu ſehen, daß das Fluͤchtige
gerade die ſicherſte Hand, oder die genaueſte Rich-
tigkeit erfodere. Denn weil da nichts, als das We-
ſentlichſte der Vorſtellung ausgedruͤkt wird, ſo iſt
auch jeder dabey vorkommende Fehler weſentlich.
Alſo koͤnnen nur große Meiſter in dem Fluͤchtigen
ſicher ſeyn.
Da das Fluͤchtige uͤberhaupt dem Fleißigen entge-
gen geſezt iſt, wovon in ſeinem Artikel geſprochen
wird, ſo kann das, was dort angemerkt worden
iſt, auch hier angewendet werden.
Fluͤgel.
(Baukunſt.)
So nennt man eigentlich jeden, der Hauptmaſſe ei-
nes Gebaͤudes, oder anch eines Koͤrpers angehaͤng-
ten Theil. Eigentlich waͤren alſo auch die Saͤu-
lenlauben und bloße Mauren, von welcher Seite
des Gebaͤudes ſie herausſtuͤhnden, als Fluͤgel deſſel-
ben zu betrachten. Man braucht ſo gar das Wort
bey etwas langen Gebaͤuden, wenn ſie gleich nur
aus einer einzigen Hauptmaſſe beſtehen, von den
Seiten deſſelben, die Rechts und Links von der Mitte
abſtehen, ſo wie man in der Kriegskunſt den rech-
ten oder linken Theil des Heers, die Fluͤgel nennt.
Die beſondere und gewoͤhnlichſte Bedeutung des
Worts aber iſt dieſe, daß man es von Rebenge-
baͤuden braucht, die einem Hauptgebaͤude angehaͤngt
werden. Man pflegt insgemein großen Hauptge-
baͤuden ſolche Fluͤgel entweder an den Seiten, oder
auch von vornen oder von hinten anzuhaͤngen, ent-
weder um der Form des Gebaͤudes mehr Mannig-
faltigkeit zu geben, oder gewiſſe zur innern Einrich-
tung gehoͤrigen Theile, die ſich in der Hauptmaſſe
nicht wol haben anbringen laſſen, dahin zu verle-
gen. So haben ehedem die morgenlaͤndiſchen Voͤl-
ker an ihre Haupttempel große Fluͤgel angebauet,
in denen die Prieſter ihre Wohnungen hatten, da
es ſich nicht ſchikte, dieſe Wohnungen mit dem Tem-
pel ſelbſt in eine einzige Maſſe zu verbinden.
Folie d’Espagne.
(Muſik und Tanzkunſt.)
Jſt ein Tanz von ernſthafter Art fuͤr eine Perſon,
der auf der Schaubuͤhne aus der Mode gekommen.
Die Muſik iſt in ¾ Takt geſezt, und hat wegen ihrer
Einfalt, ihrer vollen und leichten Harmonie etwas,
das dem ungeuͤbteſten Ohr faßlich und angenehm
iſt. Das Stuͤk faͤngt im Niederſchlag an, und
hat Abſchnitte von zwey Takten, ſo daß allemal auf
den zweyten Takt eine halbe Cadenz koͤmmt. Jm
erſten Takt des Abſchnitts hat das erſte Viertel den
ſtaͤrkſten Accent, das zweyte aber einen Punkt;
wird alſo laͤnger, als das erſte angehalten. Jm
zweyten Takt aber werden das zweyte und dritte
Viertel leicht angeſchlagen.
Die Harmonie iſt hoͤchſt einfach, ohne Diſſonan-
zen, und man vermeidet ſo gar die Verwechslun-
gen des Dreyklanges, und um ſie noch einfacher
zu machen, laͤßt man gar oft in der obern Stimme
die Octave des Baſſes hoͤren, welches ſonſt in an-
dern Stuͤken ſorgfaͤltig vermieden wird.
Das ganze Stuͤk beſteht aus zwey Theilen, jeder
von acht Takten. Der erſte ſchließt im achten Takt
in die Dominante, und der andre in die Tonica.
Nach dieſen 16 Takten wird das Stuͤk, ſo oft als
man will, mit melodiſchen Abaͤnderungen wieder-
holt. Durchaus aber wird auf jeden Takt nur eine
einzige Harmonie genommen.
Forlane.
(Muſik.)
Ein gemeiner Baurentanz, der in Venedig unter
dem gemeinen Volke gebraͤuchlich iſt. Die Muſik
dazu iſt in [FORMEL] Takt mit ſehr munterer Bewegung.
Form.
(Zeichnende Kuͤnſte.)
Jn dem allgemeineſten figuͤrlichen Sinn bedeutet
dieſes Wort die Art, wie das Mannigfaltige in ei-
nem Gegenſtand in ein Ganzes verbunden iſt; folg-
lich die beſondere Art der Zuſammenſetzung. Hier
wird aber die Form nur, in ſo fern ſie ſichtbar iſt, be-
trachtet, naͤmlich als die Geſtalt koͤrperlicher Ge-
genſtaͤn-
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