Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
O.


Obersaum.
(Baukunst.)

Jst das oberste End des Säulenstamms, welches
einer auf der Säule liegenden Platte, die et-
was über den Stamm herausläuft, gleichet. Da-
mit er aber nicht für einen vom Stamm abgeson-
derten Theil gehalten werde, schließt er sich vermit-
telst des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti-
kel Ablauf stehenden Figur zu sehen ist. Die Höhe
des Obersaumes wird in allen Ordnungen von zwey
Minuten und seine Auslaufung 27 bis 271/2 Minu-
ten genommen.

Obligat.
(Musik.)

Vom italiänischen Obligato. Man nennt in gewis-
sen mehrstimmigen Tonstüken, die Stimmen obligat,
welche mit der Hauptstimme so verbunden sind, daß
sie einen Theil des Gesanges, oder der Melodie
führen, und nicht blos, wie die zur Ausfüllung die-
nenden Mittelstimmen, die nothwendigen zur vollen
Harmonie gehörigen Töne spiehlen. Die Mittel-
stimmen welche blos der Harmonie halber da sind,
können weggelassen werden, ohne daß das Stük da-
durch verstümmelt, oder verdorben werde; sie kön-
nen einigermaaßen durch den Generalbaß ersezt wer-
den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg-
ließe, würde man das Stük eben so verstümmeln,
als wenn man hier und da einige Takte aus der
Hauptstimme übergienge.

Ochsenaugen.
(Baukunst.)

Ovale Oefnungen oder kleine Fenster, die biswei-
len in großen Gebäuden in dem Fries, oder auch
über große Hauptfenster zu Erleuchtung der Zwi-
schengeschoße, oder so genannten Entresols angebracht
werden. Wo dergleichen Zwischengeschosse nicht sind,
fallen auch die Ochsenaugen, die sonst zu keiner der
fünf Ordnungen gehören, weg. Jn Pallästen, wo
die Entresols am nöthigsten sind, ist man ofte genö-
thiget, die Ochsenaugen über die Fenster eines Haupt-
geschosses anzubringen. Damit sie aber da keinen Ue-
[Spaltenumbruch] belstand machen, werden sie mit den Verziehrungen der
Fenster auf eine geschikte Weise verbunden. Am
Fries stehen sie ganz natürlich, weil sie da die Stel-
len der Metopen, die ihrem Ursprunge nach offen
seyn sollten, vertreten. (*)

Octave.
(Musik.)

Ein Hauptintervall, welches die vollkommenste
Harmonie mit dem Grundtone hat. Nämlich der
Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn
man sie um die Hälfte kürzer gemacht hat, wird die
Octave dessen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe
angiebt, genennet. (*) Die Sayte, welche die
Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin-
gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones
eine macht. Man kann also sagen, die Octave sey
zweymal höher, als ihr Grundton. Sie hat den
Namen daher bekommen, daß sie in dem diatoni-
schen System die achte Sayte vom Grundton ist.
Also kommt auf der achten diatonischen Sayte, der
Ton der ersten, oder untersten, noch einmal so hoch
wieder. Eben so wiederholt die neunte Sayte den
zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den
dritten Ton, oder die Terz u. s. f. Deswegen kann
man sagen, daß alle Töne des Systems in dem Be-
zirk der Octave enthalten seyen; weil hernach die-
selben Töne in den folgenden Octaven zweymal, vier-
mal, achtmal u. s. f. erhöhet, wieder kommen.
Also hat unser diatonisches System nicht mehr, als
sieben verschiedene Töne, oder Jntervalle, welche
aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen
Töne, um zwey oder mehrmal erhöhet wieder kom-
men. Darum nannten die Griechen die Octave
Diapason (dia pason), das ist das Jntervall das alle
Sayten des Systems in sich begreift. Und daraus
läßt sich auch verstehen, was der Ausdruk sagen will,
der Umfang aller vernehmlichen Töne, sey von acht
Octaven.
(*)

Das Wort Octave hat also einen doppelten
Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum
des Systems, in so fern alle Töne darin enthal-
ten sind, keiner aber erhöht wiederholt wird. Die-

sen
(*) S.
Metopen.
(*) S.
Klang.
(*) S.
Umfang.
K k k k k 2
O.


Oberſaum.
(Baukunſt.)

Jſt das oberſte End des Saͤulenſtamms, welches
einer auf der Saͤule liegenden Platte, die et-
was uͤber den Stamm herauslaͤuft, gleichet. Da-
mit er aber nicht fuͤr einen vom Stamm abgeſon-
derten Theil gehalten werde, ſchließt er ſich vermit-
telſt des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti-
kel Ablauf ſtehenden Figur zu ſehen iſt. Die Hoͤhe
des Oberſaumes wird in allen Ordnungen von zwey
Minuten und ſeine Auslaufung 27 bis 27½ Minu-
ten genommen.

Obligat.
(Muſik.)

Vom italiaͤniſchen Obligato. Man nennt in gewiſ-
ſen mehrſtimmigen Tonſtuͤken, die Stimmen obligat,
welche mit der Hauptſtimme ſo verbunden ſind, daß
ſie einen Theil des Geſanges, oder der Melodie
fuͤhren, und nicht blos, wie die zur Ausfuͤllung die-
nenden Mittelſtimmen, die nothwendigen zur vollen
Harmonie gehoͤrigen Toͤne ſpiehlen. Die Mittel-
ſtimmen welche blos der Harmonie halber da ſind,
koͤnnen weggelaſſen werden, ohne daß das Stuͤk da-
durch verſtuͤmmelt, oder verdorben werde; ſie koͤn-
nen einigermaaßen durch den Generalbaß erſezt wer-
den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg-
ließe, wuͤrde man das Stuͤk eben ſo verſtuͤmmeln,
als wenn man hier und da einige Takte aus der
Hauptſtimme uͤbergienge.

Ochſenaugen.
(Baukunſt.)

Ovale Oefnungen oder kleine Fenſter, die biswei-
len in großen Gebaͤuden in dem Fries, oder auch
uͤber große Hauptfenſter zu Erleuchtung der Zwi-
ſchengeſchoße, oder ſo genannten Entreſols angebracht
werden. Wo dergleichen Zwiſchengeſchoſſe nicht ſind,
fallen auch die Ochſenaugen, die ſonſt zu keiner der
fuͤnf Ordnungen gehoͤren, weg. Jn Pallaͤſten, wo
die Entreſols am noͤthigſten ſind, iſt man ofte genoͤ-
thiget, die Ochſenaugen uͤber die Fenſter eines Haupt-
geſchoſſes anzubringen. Damit ſie aber da keinen Ue-
[Spaltenumbruch] belſtand machen, werden ſie mit den Verziehrungen der
Fenſter auf eine geſchikte Weiſe verbunden. Am
Fries ſtehen ſie ganz natuͤrlich, weil ſie da die Stel-
len der Metopen, die ihrem Urſprunge nach offen
ſeyn ſollten, vertreten. (*)

Octave.
(Muſik.)

Ein Hauptintervall, welches die vollkommenſte
Harmonie mit dem Grundtone hat. Naͤmlich der
Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn
man ſie um die Haͤlfte kuͤrzer gemacht hat, wird die
Octave deſſen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe
angiebt, genennet. (*) Die Sayte, welche die
Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin-
gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones
eine macht. Man kann alſo ſagen, die Octave ſey
zweymal hoͤher, als ihr Grundton. Sie hat den
Namen daher bekommen, daß ſie in dem diatoni-
ſchen Syſtem die achte Sayte vom Grundton iſt.
Alſo kommt auf der achten diatoniſchen Sayte, der
Ton der erſten, oder unterſten, noch einmal ſo hoch
wieder. Eben ſo wiederholt die neunte Sayte den
zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den
dritten Ton, oder die Terz u. ſ. f. Deswegen kann
man ſagen, daß alle Toͤne des Syſtems in dem Be-
zirk der Octave enthalten ſeyen; weil hernach die-
ſelben Toͤne in den folgenden Octaven zweymal, vier-
mal, achtmal u. ſ. f. erhoͤhet, wieder kommen.
Alſo hat unſer diatoniſches Syſtem nicht mehr, als
ſieben verſchiedene Toͤne, oder Jntervalle, welche
aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen
Toͤne, um zwey oder mehrmal erhoͤhet wieder kom-
men. Darum nannten die Griechen die Octave
Diapaſon (δια πασων), das iſt das Jntervall das alle
Sayten des Syſtems in ſich begreift. Und daraus
laͤßt ſich auch verſtehen, was der Ausdruk ſagen will,
der Umfang aller vernehmlichen Toͤne, ſey von acht
Octaven.
(*)

Das Wort Octave hat alſo einen doppelten
Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum
des Syſtems, in ſo fern alle Toͤne darin enthal-
ten ſind, keiner aber erhoͤht wiederholt wird. Die-

ſen
(*) S.
Metopen.
(*) S.
Klang.
(*) S.
Umfang.
K k k k k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0246" n="829[811]"/>
      <div n="1">
        <head>O.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Ober&#x017F;aum</hi>.<lb/>
(Baukun&#x017F;t.)</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>&#x017F;t das ober&#x017F;te End des Sa&#x0364;ulen&#x017F;tamms, welches<lb/>
einer auf der Sa&#x0364;ule liegenden Platte, die et-<lb/>
was u&#x0364;ber den Stamm herausla&#x0364;uft, gleichet. Da-<lb/>
mit er aber nicht fu&#x0364;r einen vom Stamm abge&#x017F;on-<lb/>
derten Theil gehalten werde, &#x017F;chließt er &#x017F;ich vermit-<lb/>
tel&#x017F;t des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti-<lb/>
kel Ablauf &#x017F;tehenden Figur zu &#x017F;ehen i&#x017F;t. Die Ho&#x0364;he<lb/>
des Ober&#x017F;aumes wird in allen Ordnungen von zwey<lb/>
Minuten und &#x017F;eine Auslaufung 27 bis 27½ Minu-<lb/>
ten genommen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Obligat</hi>.<lb/>
(Mu&#x017F;ik.)</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">V</hi>om italia&#x0364;ni&#x017F;chen Obligato. Man nennt in gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mehr&#x017F;timmigen Ton&#x017F;tu&#x0364;ken, die Stimmen obligat,<lb/>
welche mit der Haupt&#x017F;timme &#x017F;o verbunden &#x017F;ind, daß<lb/>
&#x017F;ie einen Theil des Ge&#x017F;anges, oder der Melodie<lb/>
fu&#x0364;hren, und nicht blos, wie die zur Ausfu&#x0364;llung die-<lb/>
nenden Mittel&#x017F;timmen, die nothwendigen zur vollen<lb/>
Harmonie geho&#x0364;rigen To&#x0364;ne &#x017F;piehlen. Die Mittel-<lb/>
&#x017F;timmen welche blos der Harmonie halber da &#x017F;ind,<lb/>
ko&#x0364;nnen weggela&#x017F;&#x017F;en werden, ohne daß das Stu&#x0364;k da-<lb/>
durch ver&#x017F;tu&#x0364;mmelt, oder verdorben werde; &#x017F;ie ko&#x0364;n-<lb/>
nen einigermaaßen durch den Generalbaß er&#x017F;ezt wer-<lb/>
den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg-<lb/>
ließe, wu&#x0364;rde man das Stu&#x0364;k eben &#x017F;o ver&#x017F;tu&#x0364;mmeln,<lb/>
als wenn man hier und da einige Takte aus der<lb/>
Haupt&#x017F;timme u&#x0364;bergienge.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Och&#x017F;enaugen</hi>.<lb/>
(Baukun&#x017F;t.)</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>vale Oefnungen oder kleine Fen&#x017F;ter, die biswei-<lb/>
len in großen Geba&#x0364;uden in dem Fries, oder auch<lb/>
u&#x0364;ber große Hauptfen&#x017F;ter zu Erleuchtung der Zwi-<lb/>
&#x017F;chenge&#x017F;choße, oder &#x017F;o genannten <hi rendition="#aq">Entre&#x017F;ols</hi> angebracht<lb/>
werden. Wo dergleichen Zwi&#x017F;chenge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e nicht &#x017F;ind,<lb/>
fallen auch die Och&#x017F;enaugen, die &#x017F;on&#x017F;t zu keiner der<lb/>
fu&#x0364;nf Ordnungen geho&#x0364;ren, weg. Jn Palla&#x0364;&#x017F;ten, wo<lb/>
die <hi rendition="#fr">Entre&#x017F;ols</hi> am no&#x0364;thig&#x017F;ten &#x017F;ind, i&#x017F;t man ofte geno&#x0364;-<lb/>
thiget, die Och&#x017F;enaugen u&#x0364;ber die Fen&#x017F;ter eines Haupt-<lb/>
ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;es anzubringen. Damit &#x017F;ie aber da keinen Ue-<lb/><cb/>
bel&#x017F;tand machen, werden &#x017F;ie mit den Verziehrungen der<lb/>
Fen&#x017F;ter auf eine ge&#x017F;chikte Wei&#x017F;e verbunden. Am<lb/>
Fries &#x017F;tehen &#x017F;ie ganz natu&#x0364;rlich, weil &#x017F;ie da die Stel-<lb/>
len der Metopen, die ihrem Ur&#x017F;prunge nach offen<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollten, vertreten. <note place="foot" n="(*)">S.<lb/>
Metopen.</note></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Octave</hi>.<lb/>
(Mu&#x017F;ik.)</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>in Hauptintervall, welches die vollkommen&#x017F;te<lb/>
Harmonie mit dem Grundtone hat. Na&#x0364;mlich der<lb/>
Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn<lb/>
man &#x017F;ie um die Ha&#x0364;lfte ku&#x0364;rzer gemacht hat, wird die<lb/>
Octave de&#x017F;&#x017F;en, den die ganze Sayte oder Pfeiffe<lb/>
angiebt, genennet. <note place="foot" n="(*)">S.<lb/><hi rendition="#g">Klang</hi>.</note> Die Sayte, welche die<lb/>
Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin-<lb/>
gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones<lb/>
eine macht. Man kann al&#x017F;o &#x017F;agen, die Octave &#x017F;ey<lb/>
zweymal ho&#x0364;her, als ihr Grundton. Sie hat den<lb/>
Namen daher bekommen, daß &#x017F;ie in dem diatoni-<lb/>
&#x017F;chen Sy&#x017F;tem die achte Sayte vom Grundton i&#x017F;t.<lb/>
Al&#x017F;o kommt auf der achten diatoni&#x017F;chen Sayte, der<lb/>
Ton der er&#x017F;ten, oder unter&#x017F;ten, noch einmal &#x017F;o hoch<lb/>
wieder. Eben &#x017F;o wiederholt die neunte Sayte den<lb/>
zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den<lb/>
dritten Ton, oder die Terz u. &#x017F;. f. Deswegen kann<lb/>
man &#x017F;agen, daß alle To&#x0364;ne des Sy&#x017F;tems in dem Be-<lb/>
zirk der Octave enthalten &#x017F;eyen; weil hernach die-<lb/>
&#x017F;elben To&#x0364;ne in den folgenden Octaven zweymal, vier-<lb/>
mal, achtmal u. &#x017F;. f. erho&#x0364;het, wieder kommen.<lb/>
Al&#x017F;o hat un&#x017F;er diatoni&#x017F;ches Sy&#x017F;tem nicht mehr, als<lb/>
&#x017F;ieben ver&#x017F;chiedene To&#x0364;ne, oder Jntervalle, welche<lb/>
aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen<lb/>
To&#x0364;ne, um zwey oder mehrmal erho&#x0364;het wieder kom-<lb/>
men. Darum nannten die Griechen die Octave<lb/><hi rendition="#aq">Diapa&#x017F;on</hi> (&#x03B4;&#x03B9;&#x03B1; &#x03C0;&#x03B1;&#x03C3;&#x03C9;&#x03BD;), das i&#x017F;t das Jntervall das alle<lb/>
Sayten des Sy&#x017F;tems in &#x017F;ich begreift. Und daraus<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich auch ver&#x017F;tehen, was der Ausdruk &#x017F;agen will,<lb/><hi rendition="#fr">der Umfang aller vernehmlichen To&#x0364;ne, &#x017F;ey von acht<lb/>
Octaven.</hi> <note place="foot" n="(*)">S.<lb/>
Umfang.</note></p><lb/>
          <p>Das Wort Octave hat al&#x017F;o einen doppelten<lb/>
Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum<lb/>
des Sy&#x017F;tems, in &#x017F;o fern alle To&#x0364;ne darin enthal-<lb/>
ten &#x017F;ind, keiner aber erho&#x0364;ht wiederholt wird. Die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k k k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[829[811]/0246] O. Oberſaum. (Baukunſt.) Jſt das oberſte End des Saͤulenſtamms, welches einer auf der Saͤule liegenden Platte, die et- was uͤber den Stamm herauslaͤuft, gleichet. Da- mit er aber nicht fuͤr einen vom Stamm abgeſon- derten Theil gehalten werde, ſchließt er ſich vermit- telſt des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti- kel Ablauf ſtehenden Figur zu ſehen iſt. Die Hoͤhe des Oberſaumes wird in allen Ordnungen von zwey Minuten und ſeine Auslaufung 27 bis 27½ Minu- ten genommen. Obligat. (Muſik.) Vom italiaͤniſchen Obligato. Man nennt in gewiſ- ſen mehrſtimmigen Tonſtuͤken, die Stimmen obligat, welche mit der Hauptſtimme ſo verbunden ſind, daß ſie einen Theil des Geſanges, oder der Melodie fuͤhren, und nicht blos, wie die zur Ausfuͤllung die- nenden Mittelſtimmen, die nothwendigen zur vollen Harmonie gehoͤrigen Toͤne ſpiehlen. Die Mittel- ſtimmen welche blos der Harmonie halber da ſind, koͤnnen weggelaſſen werden, ohne daß das Stuͤk da- durch verſtuͤmmelt, oder verdorben werde; ſie koͤn- nen einigermaaßen durch den Generalbaß erſezt wer- den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg- ließe, wuͤrde man das Stuͤk eben ſo verſtuͤmmeln, als wenn man hier und da einige Takte aus der Hauptſtimme uͤbergienge. Ochſenaugen. (Baukunſt.) Ovale Oefnungen oder kleine Fenſter, die biswei- len in großen Gebaͤuden in dem Fries, oder auch uͤber große Hauptfenſter zu Erleuchtung der Zwi- ſchengeſchoße, oder ſo genannten Entreſols angebracht werden. Wo dergleichen Zwiſchengeſchoſſe nicht ſind, fallen auch die Ochſenaugen, die ſonſt zu keiner der fuͤnf Ordnungen gehoͤren, weg. Jn Pallaͤſten, wo die Entreſols am noͤthigſten ſind, iſt man ofte genoͤ- thiget, die Ochſenaugen uͤber die Fenſter eines Haupt- geſchoſſes anzubringen. Damit ſie aber da keinen Ue- belſtand machen, werden ſie mit den Verziehrungen der Fenſter auf eine geſchikte Weiſe verbunden. Am Fries ſtehen ſie ganz natuͤrlich, weil ſie da die Stel- len der Metopen, die ihrem Urſprunge nach offen ſeyn ſollten, vertreten. (*) Octave. (Muſik.) Ein Hauptintervall, welches die vollkommenſte Harmonie mit dem Grundtone hat. Naͤmlich der Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn man ſie um die Haͤlfte kuͤrzer gemacht hat, wird die Octave deſſen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe angiebt, genennet. (*) Die Sayte, welche die Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin- gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones eine macht. Man kann alſo ſagen, die Octave ſey zweymal hoͤher, als ihr Grundton. Sie hat den Namen daher bekommen, daß ſie in dem diatoni- ſchen Syſtem die achte Sayte vom Grundton iſt. Alſo kommt auf der achten diatoniſchen Sayte, der Ton der erſten, oder unterſten, noch einmal ſo hoch wieder. Eben ſo wiederholt die neunte Sayte den zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den dritten Ton, oder die Terz u. ſ. f. Deswegen kann man ſagen, daß alle Toͤne des Syſtems in dem Be- zirk der Octave enthalten ſeyen; weil hernach die- ſelben Toͤne in den folgenden Octaven zweymal, vier- mal, achtmal u. ſ. f. erhoͤhet, wieder kommen. Alſo hat unſer diatoniſches Syſtem nicht mehr, als ſieben verſchiedene Toͤne, oder Jntervalle, welche aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen Toͤne, um zwey oder mehrmal erhoͤhet wieder kom- men. Darum nannten die Griechen die Octave Diapaſon (δια πασων), das iſt das Jntervall das alle Sayten des Syſtems in ſich begreift. Und daraus laͤßt ſich auch verſtehen, was der Ausdruk ſagen will, der Umfang aller vernehmlichen Toͤne, ſey von acht Octaven. (*) Das Wort Octave hat alſo einen doppelten Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum des Syſtems, in ſo fern alle Toͤne darin enthal- ten ſind, keiner aber erhoͤht wiederholt wird. Die- ſen (*) S. Metopen. (*) S. Klang. (*) S. Umfang. K k k k k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/246
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 829[811]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/246>, abgerufen am 21.11.2024.