bänke, oder unter die Gesimse, die von oben den Fenstern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus- ladung grösser ist, als die Höhe, so bekommen sie im Französischen den Namen Corbeaux.
Jn diesen Fällen sind sie als verziehrte Köpfe der herausstehenden Balken anzusehen, so wie die triglyphen am dorischen Fries. Sie werden so be- arbeitet, daß sie oben, wo die Last darauf liegt breit und zum Tragen geschikt, unten aber gegen die Wand zu, schmal auslaufen. Sollen sie recht zier- lich seyn, so lasse man die obere Bauchung gegen die Wand in eine Volute auslaufen, und so wird auch die Aushölung von unten in eine kleine Volute gedräht. Ausserdem aber wird in ganz reichen Ge- bäuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge- schnitzt. Man setzet sie auch inwendig in prächti- gen Zimmern an Dekengesimse, die nach Art eines Gebälks gemacht sind, und verguldet sie alsdenn zu mehrerer Pracht.
Wo sie zum andern Gebrauch an glatte Wände gesetzt werden, um Uhren, Gefäße, oder Brustbil- der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine unten zugespitzte Form; das übrige ihrer Zeichnung, Form und Verziehrung überläßt man dem Geschmak oder Eigensinn der Bildhauer, die bey Zeichnung der Consolen auf tausenderley Art ausschweiffen.
Kranz. (Baukunst.)
Wird auch bisweilen das Hauptgesims genennt, weil er oft das oberste Gesims ist, womit das ganze Gebäude gekrönet wird. Der Kranz ist der oberste, am weitesten auslaufende Theil des Gebälkes, der die ganze Ordnung bedeket. (+) Die Baumeister sind nicht einmal alle darüber einig, von welchem Theile des Gebälkes der Kranz angehe, indem einige kleine Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer- den, die andre als Theile des Kranzes ansehen. Die beyden untersten Glieder in der hier stehenden Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet sind, werden von einigen noch zum Fries, von andern aber schon zum Kranz gerechnet.
[Spaltenumbruch]
Kra
Die ganze Höhe des Kranzes muß zum wenigsten den dritten Theil der Höhe des Ganzen Gebälks be- tragen; man nihmt sie aber gemeiniglich noch etwas grösser an. Weder alle Theile des Kranzes, noch die Verhältnisse derselben sind so bestimmt, daß nicht jeder Baumeister darin etwas anders machte. Kei- ner hat die Kränze für die verschiedenen Ordnungen so genau bestimmt, und jedem seinen besondern Charakter so bezeichnet, als Goldman.
Nach diesem Baumeister gehören drey Theile wesentlich zum Kranz; der Wulst (in der Fig. mit 6 bezeichnet;) (++) die Kranzleiste 5, die Rinnleiste 2, mit ihrem Ueberschlag 1. Die Kranzleiste muß nun nothwendig von der Rinnleiste durch kleinere Glie- der 3, 4, abgesondert werden, und durch die Be- schaffenheit dieser Glieder bezeichnet Goldman die Kränze der verschiedenen Ordnungen.
[Abbildung]
Jn dieses Baumeisters tuscanischer Ordnung ist das nächste Glied unter der Rinnleiste 2, ein Band, und unter diesem kommt ein Riemlein, über der Kranz- leiste. Jn der Dorischen sind diese Glieder ein Riemlein, mit einer Holleiste; in der Jonischen ein Riemlein, mit einer Kehlleiste, wie hier in der Fi- gur 3. 4.; in der Römischen ein Wulst zwischen zwey Riemlein; und in der Corinthischen ein Riem- lein, darunter eine Kehlleiste und unter dieser ein Stab.
Jn der hier stehenden Figur liegt die Kranzleiste 5 unmittelbar über dem Wulst 6: aber die mei- sten Baumeister setzen zwischen diese Glieder Die- len oder Sparrenköpfe, wie in folgender den corin-
thischen
(+) S. Gebälk 1. Th. S. 426. wo das, was zwischen den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehöret.
(++)[Spaltenumbruch] Dieses Glied findet man fast bey allen Kränzen. [Spaltenumbruch]
Jn dem Gebälk das über den drey schönen corinthischen an- tiken Säulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino ste- hen, nihmt eine Kehlleiste die Stelle des Wulstes ein.
[Spaltenumbruch]
Kra
baͤnke, oder unter die Geſimſe, die von oben den Fenſtern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus- ladung groͤſſer iſt, als die Hoͤhe, ſo bekommen ſie im Franzoͤſiſchen den Namen Corbeaux.
Jn dieſen Faͤllen ſind ſie als verziehrte Koͤpfe der herausſtehenden Balken anzuſehen, ſo wie die triglyphen am doriſchen Fries. Sie werden ſo be- arbeitet, daß ſie oben, wo die Laſt darauf liegt breit und zum Tragen geſchikt, unten aber gegen die Wand zu, ſchmal auslaufen. Sollen ſie recht zier- lich ſeyn, ſo laſſe man die obere Bauchung gegen die Wand in eine Volute auslaufen, und ſo wird auch die Aushoͤlung von unten in eine kleine Volute gedraͤht. Auſſerdem aber wird in ganz reichen Ge- baͤuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge- ſchnitzt. Man ſetzet ſie auch inwendig in praͤchti- gen Zimmern an Dekengeſimſe, die nach Art eines Gebaͤlks gemacht ſind, und verguldet ſie alsdenn zu mehrerer Pracht.
Wo ſie zum andern Gebrauch an glatte Waͤnde geſetzt werden, um Uhren, Gefaͤße, oder Bruſtbil- der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine unten zugeſpitzte Form; das uͤbrige ihrer Zeichnung, Form und Verziehrung uͤberlaͤßt man dem Geſchmak oder Eigenſinn der Bildhauer, die bey Zeichnung der Conſolen auf tauſenderley Art ausſchweiffen.
Kranz. (Baukunſt.)
Wird auch bisweilen das Hauptgeſims genennt, weil er oft das oberſte Geſims iſt, womit das ganze Gebaͤude gekroͤnet wird. Der Kranz iſt der oberſte, am weiteſten auslaufende Theil des Gebaͤlkes, der die ganze Ordnung bedeket. (†) Die Baumeiſter ſind nicht einmal alle daruͤber einig, von welchem Theile des Gebaͤlkes der Kranz angehe, indem einige kleine Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer- den, die andre als Theile des Kranzes anſehen. Die beyden unterſten Glieder in der hier ſtehenden Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet ſind, werden von einigen noch zum Fries, von andern aber ſchon zum Kranz gerechnet.
[Spaltenumbruch]
Kra
Die ganze Hoͤhe des Kranzes muß zum wenigſten den dritten Theil der Hoͤhe des Ganzen Gebaͤlks be- tragen; man nihmt ſie aber gemeiniglich noch etwas groͤſſer an. Weder alle Theile des Kranzes, noch die Verhaͤltniſſe derſelben ſind ſo beſtimmt, daß nicht jeder Baumeiſter darin etwas anders machte. Kei- ner hat die Kraͤnze fuͤr die verſchiedenen Ordnungen ſo genau beſtimmt, und jedem ſeinen beſondern Charakter ſo bezeichnet, als Goldman.
Nach dieſem Baumeiſter gehoͤren drey Theile weſentlich zum Kranz; der Wulſt (in der Fig. mit 6 bezeichnet;) (††) die Kranzleiſte 5, die Rinnleiſte 2, mit ihrem Ueberſchlag 1. Die Kranzleiſte muß nun nothwendig von der Rinnleiſte durch kleinere Glie- der 3, 4, abgeſondert werden, und durch die Be- ſchaffenheit dieſer Glieder bezeichnet Goldman die Kraͤnze der verſchiedenen Ordnungen.
[Abbildung]
Jn dieſes Baumeiſters tuscaniſcher Ordnung iſt das naͤchſte Glied unter der Rinnleiſte 2, ein Band, und unter dieſem kommt ein Riemlein, uͤber der Kranz- leiſte. Jn der Doriſchen ſind dieſe Glieder ein Riemlein, mit einer Holleiſte; in der Joniſchen ein Riemlein, mit einer Kehlleiſte, wie hier in der Fi- gur 3. 4.; in der Roͤmiſchen ein Wulſt zwiſchen zwey Riemlein; und in der Corinthiſchen ein Riem- lein, darunter eine Kehlleiſte und unter dieſer ein Stab.
Jn der hier ſtehenden Figur liegt die Kranzleiſte 5 unmittelbar uͤber dem Wulſt 6: aber die mei- ſten Baumeiſter ſetzen zwiſchen dieſe Glieder Die- len oder Sparrenkoͤpfe, wie in folgender den corin-
thiſchen
(†) S. Gebaͤlk 1. Th. S. 426. wo das, was zwiſchen den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehoͤret.
(††)[Spaltenumbruch] Dieſes Glied findet man faſt bey allen Kraͤnzen. [Spaltenumbruch]
Jn dem Gebaͤlk das uͤber den drey ſchoͤnen corinthiſchen an- tiken Saͤulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino ſte- hen, nihmt eine Kehlleiſte die Stelle des Wulſtes ein.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0041"n="606"/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Kra</hi></fw><lb/>
baͤnke, oder unter die Geſimſe, die von oben den<lb/>
Fenſtern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus-<lb/>
ladung groͤſſer iſt, als die Hoͤhe, ſo bekommen ſie<lb/>
im Franzoͤſiſchen den Namen <hirendition="#aq">Corbeaux.</hi></p><lb/><p>Jn dieſen Faͤllen ſind ſie als verziehrte Koͤpfe<lb/>
der herausſtehenden Balken anzuſehen, ſo wie die<lb/>
triglyphen am doriſchen Fries. Sie werden ſo be-<lb/>
arbeitet, daß ſie oben, wo die Laſt darauf liegt breit<lb/>
und zum Tragen geſchikt, unten aber gegen die<lb/>
Wand zu, ſchmal auslaufen. Sollen ſie recht zier-<lb/>
lich ſeyn, ſo laſſe man die obere Bauchung gegen<lb/>
die Wand in eine Volute auslaufen, und ſo wird<lb/>
auch die Aushoͤlung von unten in eine kleine Volute<lb/>
gedraͤht. Auſſerdem aber wird in ganz reichen Ge-<lb/>
baͤuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge-<lb/>ſchnitzt. Man ſetzet ſie auch inwendig in praͤchti-<lb/>
gen Zimmern an Dekengeſimſe, die nach Art eines<lb/>
Gebaͤlks gemacht ſind, und verguldet ſie alsdenn zu<lb/>
mehrerer Pracht.</p><lb/><p>Wo ſie zum andern Gebrauch an glatte Waͤnde<lb/>
geſetzt werden, um Uhren, Gefaͤße, oder Bruſtbil-<lb/>
der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine<lb/>
unten zugeſpitzte Form; das uͤbrige ihrer Zeichnung,<lb/>
Form und Verziehrung uͤberlaͤßt man dem Geſchmak<lb/>
oder Eigenſinn der Bildhauer, die bey Zeichnung<lb/>
der Conſolen auf tauſenderley Art ausſchweiffen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Kranz.</hi><lb/>
(Baukunſt.)</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>ird auch bisweilen das Hauptgeſims genennt,<lb/>
weil er oft das oberſte Geſims iſt, womit das ganze<lb/>
Gebaͤude gekroͤnet wird. Der Kranz iſt der oberſte,<lb/>
am weiteſten auslaufende Theil des Gebaͤlkes, der<lb/>
die ganze Ordnung bedeket. <noteplace="foot"n="(†)">S. Gebaͤlk 1. Th. S. 426. wo das, was zwiſchen<lb/>
den Linien <hirendition="#aq">c f</hi> und <hirendition="#aq">b g</hi> liegt, zum Kranz gehoͤret.</note> Die Baumeiſter ſind<lb/>
nicht einmal alle daruͤber einig, von welchem Theile<lb/>
des Gebaͤlkes der Kranz angehe, indem einige kleine<lb/>
Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer-<lb/>
den, die andre als Theile des Kranzes anſehen.<lb/>
Die beyden unterſten Glieder in der hier ſtehenden<lb/>
Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet ſind, werden<lb/>
von einigen noch zum Fries, von andern aber ſchon<lb/>
zum Kranz gerechnet.</p><lb/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Kra</hi></fw><lb/><p>Die ganze Hoͤhe des Kranzes muß zum wenigſten<lb/>
den dritten Theil der Hoͤhe des Ganzen Gebaͤlks be-<lb/>
tragen; man nihmt ſie aber gemeiniglich noch etwas<lb/>
groͤſſer an. Weder alle Theile des Kranzes, noch<lb/>
die Verhaͤltniſſe derſelben ſind ſo beſtimmt, daß nicht<lb/>
jeder Baumeiſter darin etwas anders machte. Kei-<lb/>
ner hat die Kraͤnze fuͤr die verſchiedenen Ordnungen<lb/>ſo genau beſtimmt, und jedem ſeinen beſondern<lb/>
Charakter ſo bezeichnet, als Goldman.</p><lb/><p>Nach dieſem Baumeiſter gehoͤren drey Theile<lb/>
weſentlich zum Kranz; der Wulſt (in der Fig. mit 6<lb/>
bezeichnet;) <noteplace="foot"n="(††)"><cb/><lb/>
Dieſes Glied findet man faſt bey allen Kraͤnzen.<lb/><cb/>
Jn dem Gebaͤlk das uͤber den drey ſchoͤnen corinthiſchen an-<lb/>
tiken Saͤulen liegt, welche in Rom im <hirendition="#aq">Campo Vaccino</hi>ſte-<lb/>
hen, nihmt eine Kehlleiſte die Stelle des Wulſtes ein.</note> die Kranzleiſte 5, die Rinnleiſte 2,<lb/>
mit ihrem Ueberſchlag 1. Die Kranzleiſte muß nun<lb/>
nothwendig von der Rinnleiſte durch kleinere Glie-<lb/>
der 3, 4, abgeſondert werden, und durch die Be-<lb/>ſchaffenheit dieſer Glieder bezeichnet Goldman die<lb/>
Kraͤnze der verſchiedenen Ordnungen.</p><lb/><figure/><p>Jn dieſes Baumeiſters tuscaniſcher Ordnung iſt das<lb/>
naͤchſte Glied unter der Rinnleiſte 2, ein Band, und<lb/>
unter dieſem kommt ein Riemlein, uͤber der Kranz-<lb/>
leiſte. Jn der Doriſchen ſind dieſe Glieder ein<lb/>
Riemlein, mit einer Holleiſte; in der Joniſchen ein<lb/>
Riemlein, mit einer Kehlleiſte, wie hier in der Fi-<lb/>
gur 3. 4.; in der Roͤmiſchen ein Wulſt zwiſchen<lb/>
zwey Riemlein; und in der Corinthiſchen ein Riem-<lb/>
lein, darunter eine Kehlleiſte und unter dieſer ein<lb/>
Stab.</p><lb/><p>Jn der hier ſtehenden Figur liegt die Kranzleiſte<lb/>
5 unmittelbar uͤber dem Wulſt 6: aber die mei-<lb/>ſten Baumeiſter ſetzen zwiſchen dieſe Glieder Die-<lb/>
len oder Sparrenkoͤpfe, wie in folgender den corin-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">thiſchen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[606/0041]
Kra
Kra
baͤnke, oder unter die Geſimſe, die von oben den
Fenſtern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus-
ladung groͤſſer iſt, als die Hoͤhe, ſo bekommen ſie
im Franzoͤſiſchen den Namen Corbeaux.
Jn dieſen Faͤllen ſind ſie als verziehrte Koͤpfe
der herausſtehenden Balken anzuſehen, ſo wie die
triglyphen am doriſchen Fries. Sie werden ſo be-
arbeitet, daß ſie oben, wo die Laſt darauf liegt breit
und zum Tragen geſchikt, unten aber gegen die
Wand zu, ſchmal auslaufen. Sollen ſie recht zier-
lich ſeyn, ſo laſſe man die obere Bauchung gegen
die Wand in eine Volute auslaufen, und ſo wird
auch die Aushoͤlung von unten in eine kleine Volute
gedraͤht. Auſſerdem aber wird in ganz reichen Ge-
baͤuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge-
ſchnitzt. Man ſetzet ſie auch inwendig in praͤchti-
gen Zimmern an Dekengeſimſe, die nach Art eines
Gebaͤlks gemacht ſind, und verguldet ſie alsdenn zu
mehrerer Pracht.
Wo ſie zum andern Gebrauch an glatte Waͤnde
geſetzt werden, um Uhren, Gefaͤße, oder Bruſtbil-
der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine
unten zugeſpitzte Form; das uͤbrige ihrer Zeichnung,
Form und Verziehrung uͤberlaͤßt man dem Geſchmak
oder Eigenſinn der Bildhauer, die bey Zeichnung
der Conſolen auf tauſenderley Art ausſchweiffen.
Kranz.
(Baukunſt.)
Wird auch bisweilen das Hauptgeſims genennt,
weil er oft das oberſte Geſims iſt, womit das ganze
Gebaͤude gekroͤnet wird. Der Kranz iſt der oberſte,
am weiteſten auslaufende Theil des Gebaͤlkes, der
die ganze Ordnung bedeket. (†) Die Baumeiſter ſind
nicht einmal alle daruͤber einig, von welchem Theile
des Gebaͤlkes der Kranz angehe, indem einige kleine
Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer-
den, die andre als Theile des Kranzes anſehen.
Die beyden unterſten Glieder in der hier ſtehenden
Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet ſind, werden
von einigen noch zum Fries, von andern aber ſchon
zum Kranz gerechnet.
Die ganze Hoͤhe des Kranzes muß zum wenigſten
den dritten Theil der Hoͤhe des Ganzen Gebaͤlks be-
tragen; man nihmt ſie aber gemeiniglich noch etwas
groͤſſer an. Weder alle Theile des Kranzes, noch
die Verhaͤltniſſe derſelben ſind ſo beſtimmt, daß nicht
jeder Baumeiſter darin etwas anders machte. Kei-
ner hat die Kraͤnze fuͤr die verſchiedenen Ordnungen
ſo genau beſtimmt, und jedem ſeinen beſondern
Charakter ſo bezeichnet, als Goldman.
Nach dieſem Baumeiſter gehoͤren drey Theile
weſentlich zum Kranz; der Wulſt (in der Fig. mit 6
bezeichnet;) (††) die Kranzleiſte 5, die Rinnleiſte 2,
mit ihrem Ueberſchlag 1. Die Kranzleiſte muß nun
nothwendig von der Rinnleiſte durch kleinere Glie-
der 3, 4, abgeſondert werden, und durch die Be-
ſchaffenheit dieſer Glieder bezeichnet Goldman die
Kraͤnze der verſchiedenen Ordnungen.
[Abbildung]
Jn dieſes Baumeiſters tuscaniſcher Ordnung iſt das
naͤchſte Glied unter der Rinnleiſte 2, ein Band, und
unter dieſem kommt ein Riemlein, uͤber der Kranz-
leiſte. Jn der Doriſchen ſind dieſe Glieder ein
Riemlein, mit einer Holleiſte; in der Joniſchen ein
Riemlein, mit einer Kehlleiſte, wie hier in der Fi-
gur 3. 4.; in der Roͤmiſchen ein Wulſt zwiſchen
zwey Riemlein; und in der Corinthiſchen ein Riem-
lein, darunter eine Kehlleiſte und unter dieſer ein
Stab.
Jn der hier ſtehenden Figur liegt die Kranzleiſte
5 unmittelbar uͤber dem Wulſt 6: aber die mei-
ſten Baumeiſter ſetzen zwiſchen dieſe Glieder Die-
len oder Sparrenkoͤpfe, wie in folgender den corin-
thiſchen
(†) S. Gebaͤlk 1. Th. S. 426. wo das, was zwiſchen
den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehoͤret.
(††)
Dieſes Glied findet man faſt bey allen Kraͤnzen.
Jn dem Gebaͤlk das uͤber den drey ſchoͤnen corinthiſchen an-
tiken Saͤulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino ſte-
hen, nihmt eine Kehlleiſte die Stelle des Wulſtes ein.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/41>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.