trägt, muß er in dem aus zwey zusammengesezten geraden Takt geschrieben werden, z. B.
[Abbildung]
Wäre dieser melodische Saz in geschrieben, so er- hielten die mit bezeichneten Noten ein schweereres Taktgewicht, und gleichsam eine falsche Deklama- tion im Vortrag.
Hieraus erhellet die Nothwendigkeit der zusam- mengesezten Taktarten, die wir nun in folgender Vorstellung anzeigen wollen. Die oberen Taktzei- chen zeigen die Taktarten an, aus denen die unte- ren zusammengesezt sind.
[Tabelle]
Ob nun gleich jede dieser zusammengesezten Taktar- ten in andern Umständen einfach ist, so sind sie doch in Ansehung ihrer innern Beschaffenheit sehr von einander unterschieden. Der einfache Takt macht durchgängig nur einen einzigen Fuß aus; die Schlußnote kann daher nur auf die erste Taktnote fallen, und den ganzen Takt durchdauren: der zu- sammengesezte hingegen theilt den Takt in zween Theile, oder zwey Füße; die Schlußnote trift alle- zeit auf die Hälfte des Takts, und dauert auch nur die Hälfte desselben durch. Es ist daher fehlerhaft, wenn man in ein Stük die Schlußnote bald auf der ersten Taktnote, bald auf der Hälfte desselben an- trift; dieses kann nur entstehen, wenn beyde Takt- arten unschiklich mit einander verwechselt, oder ir- gendwo der Rhythmus verfehlet worden. Eben so fehlerhaft ist es, wenn in einer einfachen Taktart die Schlußnote einer Tonart, in der man ausge- wichen ist, nicht den ganzen Takt, sondern nur die Hälfte desselben durchdauret, und der erste Saz in der Mitte des Takts wieder anfängt; dadurch kom- men die Taktstriche, folglich das Taktgewicht auf der unrechten Stelle, und das Stük wird entweder [Spaltenumbruch]
Taf
verkehrt vorgetragen, oder erschweert demjenigen, der es würklich recht vorträgt, die Arbeit sehr, weil er anders singen oder spielen muß, als ihm vorge- schrieben ist.
Bewegung und Vortrag der zusammengesezten Taktarten kommen übrigens mit den einfachen, aus denen sie zusammengesezt sind, überein.
Da das Mechanische des Takts ein wichtiger, schweerer, aber überaus würksamer Theil der Sez- kunst ist, so ist allen angehenden Tonsezern zu ra- then, sich in Tanzstüken aller Art aufs sorgfältigste zu üben, und die Ausarbeitungen der ältern Fran- zosen, vornehmlich des Couperin, dessen mannig- faltige Behandlung der verschiedenen Taktarten und Genauigkeit im Rhythmus fast ohne Beyspiel ist, sich zum Muster zu nehmen.
Tafelwerk. (Baukunst.)
Wird auch mit dem französischen Worte Parquete- rie genennt. Die Wörter bedeuten einen aus vier- ekichten Tafeln von verschiedenem Holze zusammen- gesezten Fußboden, auf welchem allerhand regelmäßi- ge, aus Drey- oder Vier-Eken bestehende Figuren zu sehen sind. Man braucht nur zwey Arten von Holze von zwey verwandten Farben, einer hellern und einer dunklern, um sehr vielerley Figuren auf dem Boden heraus zu bringen. Wer sich hievon einen Begriff machen will, kann die Abhandlung des Pater Trüchet über die Combinationen nach- sehen (+).
Ein gutes Tafelwerk des Fußbodens giebt einem Zimmer ein schönes Ansehen, und es macht eine be- sondere Art des Vergnügens aus, wenn man in einer Folge von Zimmern so sehr verschiedene regel- mäßige Figuren auf den Fußboden siehet, die doch aus einerley Drey- und Viereken zusammen ge- sezt sind.
Tanz.
Der Tanz ist, wie jedes andre Werk des Geschmaks, erst aus unüberlegtem Trieb der Natur entstanden, durch Geschmak und Genie aber allmählig zu einem Werke der Kunst erhoben worden. Fröhlichkeit bringt ihn überall hervor, wo sie sich einfindet; so daß man kaum ein Volk auf dem Erdboden antrift,
das
(+)Memoire sur les combinaisons par le R. P. Truchet. [Spaltenumbruch]
S. Mem. de l'Acad. Roy. des Sciences pour l'Annee 1704.
[Spaltenumbruch]
Tak
traͤgt, muß er in dem aus zwey zuſammengeſezten geraden Takt geſchrieben werden, z. B.
[Abbildung]
Waͤre dieſer melodiſche Saz in geſchrieben, ſo er- hielten die mit 𝅄 bezeichneten Noten ein ſchweereres Taktgewicht, und gleichſam eine falſche Deklama- tion im Vortrag.
Hieraus erhellet die Nothwendigkeit der zuſam- mengeſezten Taktarten, die wir nun in folgender Vorſtellung anzeigen wollen. Die oberen Taktzei- chen zeigen die Taktarten an, aus denen die unte- ren zuſammengeſezt ſind.
[Tabelle]
Ob nun gleich jede dieſer zuſammengeſezten Taktar- ten in andern Umſtaͤnden einfach iſt, ſo ſind ſie doch in Anſehung ihrer innern Beſchaffenheit ſehr von einander unterſchieden. Der einfache Takt macht durchgaͤngig nur einen einzigen Fuß aus; die Schlußnote kann daher nur auf die erſte Taktnote fallen, und den ganzen Takt durchdauren: der zu- ſammengeſezte hingegen theilt den Takt in zween Theile, oder zwey Fuͤße; die Schlußnote trift alle- zeit auf die Haͤlfte des Takts, und dauert auch nur die Haͤlfte deſſelben durch. Es iſt daher fehlerhaft, wenn man in ein Stuͤk die Schlußnote bald auf der erſten Taktnote, bald auf der Haͤlfte deſſelben an- trift; dieſes kann nur entſtehen, wenn beyde Takt- arten unſchiklich mit einander verwechſelt, oder ir- gendwo der Rhythmus verfehlet worden. Eben ſo fehlerhaft iſt es, wenn in einer einfachen Taktart die Schlußnote einer Tonart, in der man ausge- wichen iſt, nicht den ganzen Takt, ſondern nur die Haͤlfte deſſelben durchdauret, und der erſte Saz in der Mitte des Takts wieder anfaͤngt; dadurch kom- men die Taktſtriche, folglich das Taktgewicht auf der unrechten Stelle, und das Stuͤk wird entweder [Spaltenumbruch]
Taf
verkehrt vorgetragen, oder erſchweert demjenigen, der es wuͤrklich recht vortraͤgt, die Arbeit ſehr, weil er anders ſingen oder ſpielen muß, als ihm vorge- ſchrieben iſt.
Bewegung und Vortrag der zuſammengeſezten Taktarten kommen uͤbrigens mit den einfachen, aus denen ſie zuſammengeſezt ſind, uͤberein.
Da das Mechaniſche des Takts ein wichtiger, ſchweerer, aber uͤberaus wuͤrkſamer Theil der Sez- kunſt iſt, ſo iſt allen angehenden Tonſezern zu ra- then, ſich in Tanzſtuͤken aller Art aufs ſorgfaͤltigſte zu uͤben, und die Ausarbeitungen der aͤltern Fran- zoſen, vornehmlich des Couperin, deſſen mannig- faltige Behandlung der verſchiedenen Taktarten und Genauigkeit im Rhythmus faſt ohne Beyſpiel iſt, ſich zum Muſter zu nehmen.
Tafelwerk. (Baukunſt.)
Wird auch mit dem franzoͤſiſchen Worte Parquete- rie genennt. Die Woͤrter bedeuten einen aus vier- ekichten Tafeln von verſchiedenem Holze zuſammen- geſezten Fußboden, auf welchem allerhand regelmaͤßi- ge, aus Drey- oder Vier-Eken beſtehende Figuren zu ſehen ſind. Man braucht nur zwey Arten von Holze von zwey verwandten Farben, einer hellern und einer dunklern, um ſehr vielerley Figuren auf dem Boden heraus zu bringen. Wer ſich hievon einen Begriff machen will, kann die Abhandlung des Pater Truͤchet uͤber die Combinationen nach- ſehen (†).
Ein gutes Tafelwerk des Fußbodens giebt einem Zimmer ein ſchoͤnes Anſehen, und es macht eine be- ſondere Art des Vergnuͤgens aus, wenn man in einer Folge von Zimmern ſo ſehr verſchiedene regel- maͤßige Figuren auf den Fußboden ſiehet, die doch aus einerley Drey- und Viereken zuſammen ge- ſezt ſind.
Tanz.
Der Tanz iſt, wie jedes andre Werk des Geſchmaks, erſt aus unuͤberlegtem Trieb der Natur entſtanden, durch Geſchmak und Genie aber allmaͤhlig zu einem Werke der Kunſt erhoben worden. Froͤhlichkeit bringt ihn uͤberall hervor, wo ſie ſich einfindet; ſo daß man kaum ein Volk auf dem Erdboden antrift,
das
(†)Memoire ſur les combinaiſons par le R. P. Truchet. [Spaltenumbruch]
S. Mem. de l’Acad. Roy. des Sciences pour l’Année 1704.
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[1138[1120]/0567]
Tak
Taf
traͤgt, muß er in dem aus zwey [FORMEL] zuſammengeſezten
geraden Takt geſchrieben werden, z. B.
[Abbildung]
Waͤre dieſer melodiſche Saz in [FORMEL] geſchrieben, ſo er-
hielten die mit 𝅄 bezeichneten Noten ein ſchweereres
Taktgewicht, und gleichſam eine falſche Deklama-
tion im Vortrag.
Hieraus erhellet die Nothwendigkeit der zuſam-
mengeſezten Taktarten, die wir nun in folgender
Vorſtellung anzeigen wollen. Die oberen Taktzei-
chen zeigen die Taktarten an, aus denen die unte-
ren zuſammengeſezt ſind.
Ob nun gleich jede dieſer zuſammengeſezten Taktar-
ten in andern Umſtaͤnden einfach iſt, ſo ſind ſie
doch in Anſehung ihrer innern Beſchaffenheit ſehr
von einander unterſchieden. Der einfache Takt
macht durchgaͤngig nur einen einzigen Fuß aus; die
Schlußnote kann daher nur auf die erſte Taktnote
fallen, und den ganzen Takt durchdauren: der zu-
ſammengeſezte hingegen theilt den Takt in zween
Theile, oder zwey Fuͤße; die Schlußnote trift alle-
zeit auf die Haͤlfte des Takts, und dauert auch nur
die Haͤlfte deſſelben durch. Es iſt daher fehlerhaft,
wenn man in ein Stuͤk die Schlußnote bald auf der
erſten Taktnote, bald auf der Haͤlfte deſſelben an-
trift; dieſes kann nur entſtehen, wenn beyde Takt-
arten unſchiklich mit einander verwechſelt, oder ir-
gendwo der Rhythmus verfehlet worden. Eben ſo
fehlerhaft iſt es, wenn in einer einfachen Taktart
die Schlußnote einer Tonart, in der man ausge-
wichen iſt, nicht den ganzen Takt, ſondern nur die
Haͤlfte deſſelben durchdauret, und der erſte Saz in
der Mitte des Takts wieder anfaͤngt; dadurch kom-
men die Taktſtriche, folglich das Taktgewicht auf
der unrechten Stelle, und das Stuͤk wird entweder
verkehrt vorgetragen, oder erſchweert demjenigen,
der es wuͤrklich recht vortraͤgt, die Arbeit ſehr, weil
er anders ſingen oder ſpielen muß, als ihm vorge-
ſchrieben iſt.
Bewegung und Vortrag der zuſammengeſezten
Taktarten kommen uͤbrigens mit den einfachen, aus
denen ſie zuſammengeſezt ſind, uͤberein.
Da das Mechaniſche des Takts ein wichtiger,
ſchweerer, aber uͤberaus wuͤrkſamer Theil der Sez-
kunſt iſt, ſo iſt allen angehenden Tonſezern zu ra-
then, ſich in Tanzſtuͤken aller Art aufs ſorgfaͤltigſte
zu uͤben, und die Ausarbeitungen der aͤltern Fran-
zoſen, vornehmlich des Couperin, deſſen mannig-
faltige Behandlung der verſchiedenen Taktarten und
Genauigkeit im Rhythmus faſt ohne Beyſpiel iſt,
ſich zum Muſter zu nehmen.
Tafelwerk.
(Baukunſt.)
Wird auch mit dem franzoͤſiſchen Worte Parquete-
rie genennt. Die Woͤrter bedeuten einen aus vier-
ekichten Tafeln von verſchiedenem Holze zuſammen-
geſezten Fußboden, auf welchem allerhand regelmaͤßi-
ge, aus Drey- oder Vier-Eken beſtehende Figuren
zu ſehen ſind. Man braucht nur zwey Arten von
Holze von zwey verwandten Farben, einer hellern
und einer dunklern, um ſehr vielerley Figuren auf
dem Boden heraus zu bringen. Wer ſich hievon
einen Begriff machen will, kann die Abhandlung
des Pater Truͤchet uͤber die Combinationen nach-
ſehen (†).
Ein gutes Tafelwerk des Fußbodens giebt einem
Zimmer ein ſchoͤnes Anſehen, und es macht eine be-
ſondere Art des Vergnuͤgens aus, wenn man in
einer Folge von Zimmern ſo ſehr verſchiedene regel-
maͤßige Figuren auf den Fußboden ſiehet, die doch
aus einerley Drey- und Viereken zuſammen ge-
ſezt ſind.
Tanz.
Der Tanz iſt, wie jedes andre Werk des Geſchmaks,
erſt aus unuͤberlegtem Trieb der Natur entſtanden,
durch Geſchmak und Genie aber allmaͤhlig zu einem
Werke der Kunſt erhoben worden. Froͤhlichkeit
bringt ihn uͤberall hervor, wo ſie ſich einfindet; ſo
daß man kaum ein Volk auf dem Erdboden antrift,
das
(†) Memoire ſur les combinaiſons par le R. P. Truchet.
S. Mem. de l’Acad. Roy. des Sciences pour l’Année 1704.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1138[1120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/567>, abgerufen am 24.11.2024.
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