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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Tra
eben nöthig ist; warum man nicht könnte ernsthafte
Handlungen, so wie sie etwa unter einem einfälti-
gen, sanftmüthigen Volke, das keine große Ange-
legenheiten kennt, so wie uns etwa die Dichter die
Menschen des goldenen Zeitalters, oder einer Schä-
ferwelt vorstellen, auf die tragische Bühne bringen.
Hierauf können wir anmerken, daß dergleichen Sit-
ten in Trauerspiehlen, die in einer Schäferwelt auf-
zuführen wären, sich allerdings recht gut schiken
würden. Aber in großen politischen Gesellschaften,
wo der Charakter und die Handlungen eines Men-
schen, das Schiksal vieler Tausenden bestimmen kön-
nen; wo man schon gewohnt ist, große Dinge zu
sehen, große Dinge zu begehren, sehr verwikelte
Gegenstände zu betrachten; wo man Menschen fin-
det, die großer Dinge fähig sind; wo man Fälle erlebt
hat, die von erstaunlichen Folgen gewesen, in einer
solchen Welt gehören Sitten von der Größe, wie wir
sie beschrieben haben, auf die tragische Bühne, um
bey dem Zuschauer ernsthaftes Nachdenken, und
starke Empfindungen zu erweken. Die Menschen,
welche in großen politischen Gesellschaften leben, sind
überhaupt von einer höhern Gattung, als jene im
Stande der Natur lebenden; sie nehmen in allem,
wo sie ihre Thätigkeit zeigen, einen höhern Schwung;
das was unter der Größe ihrer Gattung ist, reizt
ihre Aufmerksamkeit nicht. Man muß ihnen also
Sitten, die nach ihrer Art groß sind, vorstellen.

Freylich muß der Dichter, der für ein besonderes
Volk arbeitet, die Größe der Sitten nach der Den-
kungsart seines Volks abzumessen wissen. Wer in
der Tragödie Nationalgegenstände bearbeitete, der
müßte dieses nothwendig beobachten. Es wäre unge-
reimt, einem Staatsmann, einer kleinen Republik Ge-
sinnungen eines großen Monarchen, oder die Größe
der Absichten eines römischen Consuls zu geben.
Aber die schönen Künste sind in Absicht ihrer An-
wendung nicht in der Verfassung, daß sie auf Na-
tionalbedürfnisse angewendet würden. Daher auch
die genaue Abmessung der Größe in den Sitten nicht
beobachtet wird.

Bey der Größe der Sitten hat der Dichter sich
wol in Acht zu nehmen, daß er nicht ins Uebertrie-
bene oder gar ins Abentheuerliche falle; eine falsche
Größe, die ins Kleine und so gar ins Abgeschmakte
ausartet. Die Gränzen, an denen das Große auf-
hört und ins Uebertriebene fällt, lassen sich fühlen,
aber nicht abzeichnen. Hier helfen keine Regeln;
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ein gesunder Verstand und eine scharfe Beurthei-
lungskraft des Dichters, können allein ihn vor die-
sem Fehler bewahren. Wenn er nicht merkt, wo
die Kühnheit an die Tollheit, der Zorn an die Ra-
serey, Zuversichtlichkeit an Großsprecherey, Ver-
stand an Spizfündigkeit, Großmuth an Schwach-
heit gränzt, so kann ihn niemand vor Ausschweif-
fungen bewahren. Das Trauerspiehl erfodert einen
Mann, der selbst groß in seinen Sitten ist. Für
junge, in der Welt unerfahrne, in ihrer Lebens-
art eingeschränkte, mit bloßer Schulkenntnis ver-
sehene Leute, für solche, die mehr Einbildungskraft
als Verstand haben, die von Kleinigkeiten großes
Aufheben machen, schikt sich der Cothurn nicht, und
wenn sie auch alle Regeln der Critik vollkommen
inne hätten. Dazu gehören Männer, die groß
denken, groß fühlen und selbst groß zu handeln im
Stande sind.

Nach der Größe in den Sitten kommt ihre Wahr-
heit in Betrachtung, nicht eben die historische son-
dern die poetische. Was jede Person redt und thut,
muß in ihrem Charakter und in den Umständen ge-
gründet seyn; man muß die Möglichkeit, daß sie so
denken, so empfinden und so handeln einsehen kön-
nen, sonst fällt die Täuschung und die Theilneh-
mung, die zum Drama so nöthig sind, ganz weg.
Man muß hiebey, wie Aristoteles angemerkt hat,
auf zwey Dinge sehen, die zur Wahrheit der Sitten
gehören; auf das Nothwendige und auf das Schik-
liche. Das Nothwendige in den Sitten, ist wie alles
andre Nothwendige in den Künsten, davon der be-
sondere Artikel darüber nachzusehen, so wie auch über
das Schikliche besonders gehandelt worden. (*)

Noch eine Hauptanmerkung über die Sitten ist,
daß dieselben mannigfaltig und mit guter Wahl ge-
gen einander gestellt oder contrastirt seyn müssen.
Die Verschiedenheit in den Sitten bringt Lebhaftig-
keit in die Handlung, indem sie Schwierigkeiten und
Bestrebungen hervorbringt, und indem Gegeneinan-
derstellung die Charaktere deutlicher bezeichnet.

Wir kommen nun auf die Betrachtung der tragi-
schen Schreibart, die ohne Zweifel eines der vor-
nehmsten Stüke des Trauerspiehls ist. Denn durch
die Fehler derselben kann ein sonst gutes Stük ver-
dorben, und durch ihre Vollkommenheit ein schlech-
tes Stük erträglich werden. Von der Wichtigkeit
der Schreibart oder des Ausdruks überhaupt, ist an
einem andern Orte gehandelt worden (*). Hier ist

sehr
(*) S.
Nothwen-
dig; Schik-
lich.
(*) S.
Schreib-
art.

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Tra
eben noͤthig iſt; warum man nicht koͤnnte ernſthafte
Handlungen, ſo wie ſie etwa unter einem einfaͤlti-
gen, ſanftmuͤthigen Volke, das keine große Ange-
legenheiten kennt, ſo wie uns etwa die Dichter die
Menſchen des goldenen Zeitalters, oder einer Schaͤ-
ferwelt vorſtellen, auf die tragiſche Buͤhne bringen.
Hierauf koͤnnen wir anmerken, daß dergleichen Sit-
ten in Trauerſpiehlen, die in einer Schaͤferwelt auf-
zufuͤhren waͤren, ſich allerdings recht gut ſchiken
wuͤrden. Aber in großen politiſchen Geſellſchaften,
wo der Charakter und die Handlungen eines Men-
ſchen, das Schikſal vieler Tauſenden beſtimmen koͤn-
nen; wo man ſchon gewohnt iſt, große Dinge zu
ſehen, große Dinge zu begehren, ſehr verwikelte
Gegenſtaͤnde zu betrachten; wo man Menſchen fin-
det, die großer Dinge faͤhig ſind; wo man Faͤlle erlebt
hat, die von erſtaunlichen Folgen geweſen, in einer
ſolchen Welt gehoͤren Sitten von der Groͤße, wie wir
ſie beſchrieben haben, auf die tragiſche Buͤhne, um
bey dem Zuſchauer ernſthaftes Nachdenken, und
ſtarke Empfindungen zu erweken. Die Menſchen,
welche in großen politiſchen Geſellſchaften leben, ſind
uͤberhaupt von einer hoͤhern Gattung, als jene im
Stande der Natur lebenden; ſie nehmen in allem,
wo ſie ihre Thaͤtigkeit zeigen, einen hoͤhern Schwung;
das was unter der Groͤße ihrer Gattung iſt, reizt
ihre Aufmerkſamkeit nicht. Man muß ihnen alſo
Sitten, die nach ihrer Art groß ſind, vorſtellen.

Freylich muß der Dichter, der fuͤr ein beſonderes
Volk arbeitet, die Groͤße der Sitten nach der Den-
kungsart ſeines Volks abzumeſſen wiſſen. Wer in
der Tragoͤdie Nationalgegenſtaͤnde bearbeitete, der
muͤßte dieſes nothwendig beobachten. Es waͤre unge-
reimt, einem Staatsmann, einer kleinen Republik Ge-
ſinnungen eines großen Monarchen, oder die Groͤße
der Abſichten eines roͤmiſchen Conſuls zu geben.
Aber die ſchoͤnen Kuͤnſte ſind in Abſicht ihrer An-
wendung nicht in der Verfaſſung, daß ſie auf Na-
tionalbeduͤrfniſſe angewendet wuͤrden. Daher auch
die genaue Abmeſſung der Groͤße in den Sitten nicht
beobachtet wird.

Bey der Groͤße der Sitten hat der Dichter ſich
wol in Acht zu nehmen, daß er nicht ins Uebertrie-
bene oder gar ins Abentheuerliche falle; eine falſche
Groͤße, die ins Kleine und ſo gar ins Abgeſchmakte
ausartet. Die Graͤnzen, an denen das Große auf-
hoͤrt und ins Uebertriebene faͤllt, laſſen ſich fuͤhlen,
aber nicht abzeichnen. Hier helfen keine Regeln;
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ein geſunder Verſtand und eine ſcharfe Beurthei-
lungskraft des Dichters, koͤnnen allein ihn vor die-
ſem Fehler bewahren. Wenn er nicht merkt, wo
die Kuͤhnheit an die Tollheit, der Zorn an die Ra-
ſerey, Zuverſichtlichkeit an Großſprecherey, Ver-
ſtand an Spizfuͤndigkeit, Großmuth an Schwach-
heit graͤnzt, ſo kann ihn niemand vor Ausſchweif-
fungen bewahren. Das Trauerſpiehl erfodert einen
Mann, der ſelbſt groß in ſeinen Sitten iſt. Fuͤr
junge, in der Welt unerfahrne, in ihrer Lebens-
art eingeſchraͤnkte, mit bloßer Schulkenntnis ver-
ſehene Leute, fuͤr ſolche, die mehr Einbildungskraft
als Verſtand haben, die von Kleinigkeiten großes
Aufheben machen, ſchikt ſich der Cothurn nicht, und
wenn ſie auch alle Regeln der Critik vollkommen
inne haͤtten. Dazu gehoͤren Maͤnner, die groß
denken, groß fuͤhlen und ſelbſt groß zu handeln im
Stande ſind.

Nach der Groͤße in den Sitten kommt ihre Wahr-
heit in Betrachtung, nicht eben die hiſtoriſche ſon-
dern die poetiſche. Was jede Perſon redt und thut,
muß in ihrem Charakter und in den Umſtaͤnden ge-
gruͤndet ſeyn; man muß die Moͤglichkeit, daß ſie ſo
denken, ſo empfinden und ſo handeln einſehen koͤn-
nen, ſonſt faͤllt die Taͤuſchung und die Theilneh-
mung, die zum Drama ſo noͤthig ſind, ganz weg.
Man muß hiebey, wie Ariſtoteles angemerkt hat,
auf zwey Dinge ſehen, die zur Wahrheit der Sitten
gehoͤren; auf das Nothwendige und auf das Schik-
liche. Das Nothwendige in den Sitten, iſt wie alles
andre Nothwendige in den Kuͤnſten, davon der be-
ſondere Artikel daruͤber nachzuſehen, ſo wie auch uͤber
das Schikliche beſonders gehandelt worden. (*)

Noch eine Hauptanmerkung uͤber die Sitten iſt,
daß dieſelben mannigfaltig und mit guter Wahl ge-
gen einander geſtellt oder contraſtirt ſeyn muͤſſen.
Die Verſchiedenheit in den Sitten bringt Lebhaftig-
keit in die Handlung, indem ſie Schwierigkeiten und
Beſtrebungen hervorbringt, und indem Gegeneinan-
derſtellung die Charaktere deutlicher bezeichnet.

Wir kommen nun auf die Betrachtung der tragi-
ſchen Schreibart, die ohne Zweifel eines der vor-
nehmſten Stuͤke des Trauerſpiehls iſt. Denn durch
die Fehler derſelben kann ein ſonſt gutes Stuͤk ver-
dorben, und durch ihre Vollkommenheit ein ſchlech-
tes Stuͤk ertraͤglich werden. Von der Wichtigkeit
der Schreibart oder des Ausdruks uͤberhaupt, iſt an
einem andern Orte gehandelt worden (*). Hier iſt

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(*) S.
Nothwen-
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lich.
(*) S.
Schreib-
art.
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[1176[1158]/0605] Tra Tra eben noͤthig iſt; warum man nicht koͤnnte ernſthafte Handlungen, ſo wie ſie etwa unter einem einfaͤlti- gen, ſanftmuͤthigen Volke, das keine große Ange- legenheiten kennt, ſo wie uns etwa die Dichter die Menſchen des goldenen Zeitalters, oder einer Schaͤ- ferwelt vorſtellen, auf die tragiſche Buͤhne bringen. Hierauf koͤnnen wir anmerken, daß dergleichen Sit- ten in Trauerſpiehlen, die in einer Schaͤferwelt auf- zufuͤhren waͤren, ſich allerdings recht gut ſchiken wuͤrden. Aber in großen politiſchen Geſellſchaften, wo der Charakter und die Handlungen eines Men- ſchen, das Schikſal vieler Tauſenden beſtimmen koͤn- nen; wo man ſchon gewohnt iſt, große Dinge zu ſehen, große Dinge zu begehren, ſehr verwikelte Gegenſtaͤnde zu betrachten; wo man Menſchen fin- det, die großer Dinge faͤhig ſind; wo man Faͤlle erlebt hat, die von erſtaunlichen Folgen geweſen, in einer ſolchen Welt gehoͤren Sitten von der Groͤße, wie wir ſie beſchrieben haben, auf die tragiſche Buͤhne, um bey dem Zuſchauer ernſthaftes Nachdenken, und ſtarke Empfindungen zu erweken. Die Menſchen, welche in großen politiſchen Geſellſchaften leben, ſind uͤberhaupt von einer hoͤhern Gattung, als jene im Stande der Natur lebenden; ſie nehmen in allem, wo ſie ihre Thaͤtigkeit zeigen, einen hoͤhern Schwung; das was unter der Groͤße ihrer Gattung iſt, reizt ihre Aufmerkſamkeit nicht. Man muß ihnen alſo Sitten, die nach ihrer Art groß ſind, vorſtellen. Freylich muß der Dichter, der fuͤr ein beſonderes Volk arbeitet, die Groͤße der Sitten nach der Den- kungsart ſeines Volks abzumeſſen wiſſen. Wer in der Tragoͤdie Nationalgegenſtaͤnde bearbeitete, der muͤßte dieſes nothwendig beobachten. Es waͤre unge- reimt, einem Staatsmann, einer kleinen Republik Ge- ſinnungen eines großen Monarchen, oder die Groͤße der Abſichten eines roͤmiſchen Conſuls zu geben. Aber die ſchoͤnen Kuͤnſte ſind in Abſicht ihrer An- wendung nicht in der Verfaſſung, daß ſie auf Na- tionalbeduͤrfniſſe angewendet wuͤrden. Daher auch die genaue Abmeſſung der Groͤße in den Sitten nicht beobachtet wird. Bey der Groͤße der Sitten hat der Dichter ſich wol in Acht zu nehmen, daß er nicht ins Uebertrie- bene oder gar ins Abentheuerliche falle; eine falſche Groͤße, die ins Kleine und ſo gar ins Abgeſchmakte ausartet. Die Graͤnzen, an denen das Große auf- hoͤrt und ins Uebertriebene faͤllt, laſſen ſich fuͤhlen, aber nicht abzeichnen. Hier helfen keine Regeln; ein geſunder Verſtand und eine ſcharfe Beurthei- lungskraft des Dichters, koͤnnen allein ihn vor die- ſem Fehler bewahren. Wenn er nicht merkt, wo die Kuͤhnheit an die Tollheit, der Zorn an die Ra- ſerey, Zuverſichtlichkeit an Großſprecherey, Ver- ſtand an Spizfuͤndigkeit, Großmuth an Schwach- heit graͤnzt, ſo kann ihn niemand vor Ausſchweif- fungen bewahren. Das Trauerſpiehl erfodert einen Mann, der ſelbſt groß in ſeinen Sitten iſt. Fuͤr junge, in der Welt unerfahrne, in ihrer Lebens- art eingeſchraͤnkte, mit bloßer Schulkenntnis ver- ſehene Leute, fuͤr ſolche, die mehr Einbildungskraft als Verſtand haben, die von Kleinigkeiten großes Aufheben machen, ſchikt ſich der Cothurn nicht, und wenn ſie auch alle Regeln der Critik vollkommen inne haͤtten. Dazu gehoͤren Maͤnner, die groß denken, groß fuͤhlen und ſelbſt groß zu handeln im Stande ſind. Nach der Groͤße in den Sitten kommt ihre Wahr- heit in Betrachtung, nicht eben die hiſtoriſche ſon- dern die poetiſche. Was jede Perſon redt und thut, muß in ihrem Charakter und in den Umſtaͤnden ge- gruͤndet ſeyn; man muß die Moͤglichkeit, daß ſie ſo denken, ſo empfinden und ſo handeln einſehen koͤn- nen, ſonſt faͤllt die Taͤuſchung und die Theilneh- mung, die zum Drama ſo noͤthig ſind, ganz weg. Man muß hiebey, wie Ariſtoteles angemerkt hat, auf zwey Dinge ſehen, die zur Wahrheit der Sitten gehoͤren; auf das Nothwendige und auf das Schik- liche. Das Nothwendige in den Sitten, iſt wie alles andre Nothwendige in den Kuͤnſten, davon der be- ſondere Artikel daruͤber nachzuſehen, ſo wie auch uͤber das Schikliche beſonders gehandelt worden. (*) Noch eine Hauptanmerkung uͤber die Sitten iſt, daß dieſelben mannigfaltig und mit guter Wahl ge- gen einander geſtellt oder contraſtirt ſeyn muͤſſen. Die Verſchiedenheit in den Sitten bringt Lebhaftig- keit in die Handlung, indem ſie Schwierigkeiten und Beſtrebungen hervorbringt, und indem Gegeneinan- derſtellung die Charaktere deutlicher bezeichnet. Wir kommen nun auf die Betrachtung der tragi- ſchen Schreibart, die ohne Zweifel eines der vor- nehmſten Stuͤke des Trauerſpiehls iſt. Denn durch die Fehler derſelben kann ein ſonſt gutes Stuͤk ver- dorben, und durch ihre Vollkommenheit ein ſchlech- tes Stuͤk ertraͤglich werden. Von der Wichtigkeit der Schreibart oder des Ausdruks uͤberhaupt, iſt an einem andern Orte gehandelt worden (*). Hier iſt ſehr (*) S. Nothwen- dig; Schik- lich. (*) S. Schreib- art.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1176[1158]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/605>, abgerufen am 24.11.2024.