Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Kup
man jede besonders kenne, und das Verfahren der
einen in die andre herübertrage.

-- alterius sic
Altera poscit opem.
--

Alsdenn werden die, sonst einzeln Künsten eigene
Kunstwörter, allgemein gemacht.

Kupferdruker.

Die Kupferstecherkunst verdienet wegen ihres aus-
gebreiteten Nutzens, auch in den kleinesten Neben-
zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden.
Der Kupferstecher hat das seinige gethan, wenn er
seine Platte völlig ausgearbeitet hat; aber ein be-
trächtlicher Theil seiner Arbeit geht verlohren, wenn
dieselbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge-
schikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge-
hören wieder andre Geschiklichkeiten und Sorgen
zu diesem Abdruken; darum ist der Kupferdruker
ein besonderer, dem Kupferstecher untergeordneter
Künstler. Wenigstens ist es in Frankreich so, wo
diese Kunst auf das höchste gestiegen ist, und unsere
deutsche Kupferstecher vom ersten Range haben Ur-
sache darüber verdrießlich zu seyn, daß der Mangel
an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer
Kunst zernichtet, oder doch beschwerlich macht.

Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der
Farbe und des Papiers besitzen; muß das Einwei-
chen desselben, und die Handgriffe des Einreibens
und Abreibens der Farb, und des Drukens selbst
vollkommen verstehen. Wo ihm eines dieser Stüke
fehlet, liefert er entweder schlechte Abdrüke, oder er
verderbt in Kurzem die Platte. Das meiste kommt
auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der-
selben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab-
stichels oder der Nadel, so fein er auch seyn mag,
sich richtig abdruke, sondern auch jeder im Abdruk
die verhältnismäßige Stärke habe. Denn wenn
nicht alle Striche in dem Abdruk gerade so, wie in
der Platte selbst sind, so ist das Kupfer nicht so,
wie es nach der Absicht des Kupferstechers seyn sollte.

Kupferplatte.

Die küpferne Platte, auf welche eine Zeichnung
geäzt oder gestochen werden soll, oder gestochen ist.

Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge-
wählt, weil es nicht so kostbar, als Silber, nicht
so weich als Zinn, und nicht so spröde und schiefe-
richt als Meßing ist. Allein es hat doch die Un-
[Spaltenumbruch]

Kup
vollkommenheit, daß es sich durch die Arbeit des
Abdrukens stark abnuzet, so daß man nicht so viel
Abdrüke von einer Platte machen kann, als man
wünschte: die feinesten Striche löschen sich aus,
oder werden doch zu schwach, nachdem wenige hun-
dert Abdrüke gemacht worden. Vielleicht ließe sich
eine Bermischung machen, die ohne spröde oder
schiefricht zu seyn, mehr, als das Kupfer aushalten
könnte. Feines Kupfer mit sehr reinem Zink ver-
mischt, macht einen Tombak, der etwas härter ist,
als Kupfer, aber ein eben so feines Korn hat. Es
ist zu bedauern, daß eine so schöne Kunst, der Un-
vollkommenheit unterworfen ist, nur so wenig gute
Abdrüke von einer Arbeit zu liefern, die einen Künst-
ler Jahrelang beschäftiget hat.

Man sucht zur Arbeit des Stechens und des
Aezens das feineste Kupfer aus, und läßt es lange
hämmern, um es überall gleich feste zu machen.
Die Dike der Platte richtet sich nach ihrer Größe:
wenn sie so ist, daß die fertige Platte, die etwa ei-
nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit ist, eine Linie
oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, so
scheint sie eine hinlängliche Dike zu haben.

Wenn die Platte lange gehämmert worden, so
wird sie auf einem glatten Schleifstein geschliffen,
bis sie eine überall gerade Fläche hat, in welcher
weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu
sehen sind. Wenn man damit fertig ist, so wird
sie noch einigemahle mit Bimsstein, den man immer
feiner nehmen muß, abgeschliffen, wodurch sie eine
vollkommenere Glätte bekommt.

Hiernächst wird sie zuerst mit feinen Holzkohlen
noch einmal abgeschliffen, daß auch die feinesten
Striche des Bimssteins verschwinden, und endlich
mit dem Polierstahl vollkommen polirt. Jn diesem
Zustande kann der Stecher oder Aezer seine Arbeit
anfangen.

Wenn die Platte ganz oder zum Theil soll geäzt
werden, so wird sie, nachdem sie auf vorbeschriebene
Weise zurechte gemacht worden, gegründet. Diese
Zubereitung ist in einen besondern Artikel beschrieben
worden.

Kupferstecher.

Man giebt diesen Namen im eigentlichen Verstand
nur den Künstlern, welche vornehmlich mit dem
Grabstichel arbeiten. Denn wenn man auch die,
welche die Kupferplatten äzen, so nennen wollte; so

würde
L l l l 2

[Spaltenumbruch]

Kup
man jede beſonders kenne, und das Verfahren der
einen in die andre heruͤbertrage.

alterius ſic
Altera poſcit opem.

Alsdenn werden die, ſonſt einzeln Kuͤnſten eigene
Kunſtwoͤrter, allgemein gemacht.

Kupferdruker.

Die Kupferſtecherkunſt verdienet wegen ihres aus-
gebreiteten Nutzens, auch in den kleineſten Neben-
zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden.
Der Kupferſtecher hat das ſeinige gethan, wenn er
ſeine Platte voͤllig ausgearbeitet hat; aber ein be-
traͤchtlicher Theil ſeiner Arbeit geht verlohren, wenn
dieſelbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge-
ſchikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge-
hoͤren wieder andre Geſchiklichkeiten und Sorgen
zu dieſem Abdruken; darum iſt der Kupferdruker
ein beſonderer, dem Kupferſtecher untergeordneter
Kuͤnſtler. Wenigſtens iſt es in Frankreich ſo, wo
dieſe Kunſt auf das hoͤchſte geſtiegen iſt, und unſere
deutſche Kupferſtecher vom erſten Range haben Ur-
ſache daruͤber verdrießlich zu ſeyn, daß der Mangel
an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer
Kunſt zernichtet, oder doch beſchwerlich macht.

Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der
Farbe und des Papiers beſitzen; muß das Einwei-
chen deſſelben, und die Handgriffe des Einreibens
und Abreibens der Farb, und des Drukens ſelbſt
vollkommen verſtehen. Wo ihm eines dieſer Stuͤke
fehlet, liefert er entweder ſchlechte Abdruͤke, oder er
verderbt in Kurzem die Platte. Das meiſte kommt
auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der-
ſelben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab-
ſtichels oder der Nadel, ſo fein er auch ſeyn mag,
ſich richtig abdruke, ſondern auch jeder im Abdruk
die verhaͤltnismaͤßige Staͤrke habe. Denn wenn
nicht alle Striche in dem Abdruk gerade ſo, wie in
der Platte ſelbſt ſind, ſo iſt das Kupfer nicht ſo,
wie es nach der Abſicht des Kupferſtechers ſeyn ſollte.

Kupferplatte.

Die kuͤpferne Platte, auf welche eine Zeichnung
geaͤzt oder geſtochen werden ſoll, oder geſtochen iſt.

Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge-
waͤhlt, weil es nicht ſo koſtbar, als Silber, nicht
ſo weich als Zinn, und nicht ſo ſproͤde und ſchiefe-
richt als Meßing iſt. Allein es hat doch die Un-
[Spaltenumbruch]

Kup
vollkommenheit, daß es ſich durch die Arbeit des
Abdrukens ſtark abnuzet, ſo daß man nicht ſo viel
Abdruͤke von einer Platte machen kann, als man
wuͤnſchte: die feineſten Striche loͤſchen ſich aus,
oder werden doch zu ſchwach, nachdem wenige hun-
dert Abdruͤke gemacht worden. Vielleicht ließe ſich
eine Bermiſchung machen, die ohne ſproͤde oder
ſchiefricht zu ſeyn, mehr, als das Kupfer aushalten
koͤnnte. Feines Kupfer mit ſehr reinem Zink ver-
miſcht, macht einen Tombak, der etwas haͤrter iſt,
als Kupfer, aber ein eben ſo feines Korn hat. Es
iſt zu bedauern, daß eine ſo ſchoͤne Kunſt, der Un-
vollkommenheit unterworfen iſt, nur ſo wenig gute
Abdruͤke von einer Arbeit zu liefern, die einen Kuͤnſt-
ler Jahrelang beſchaͤftiget hat.

Man ſucht zur Arbeit des Stechens und des
Aezens das feineſte Kupfer aus, und laͤßt es lange
haͤmmern, um es uͤberall gleich feſte zu machen.
Die Dike der Platte richtet ſich nach ihrer Groͤße:
wenn ſie ſo iſt, daß die fertige Platte, die etwa ei-
nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit iſt, eine Linie
oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, ſo
ſcheint ſie eine hinlaͤngliche Dike zu haben.

Wenn die Platte lange gehaͤmmert worden, ſo
wird ſie auf einem glatten Schleifſtein geſchliffen,
bis ſie eine uͤberall gerade Flaͤche hat, in welcher
weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu
ſehen ſind. Wenn man damit fertig iſt, ſo wird
ſie noch einigemahle mit Bimsſtein, den man immer
feiner nehmen muß, abgeſchliffen, wodurch ſie eine
vollkommenere Glaͤtte bekommt.

Hiernaͤchſt wird ſie zuerſt mit feinen Holzkohlen
noch einmal abgeſchliffen, daß auch die feineſten
Striche des Bimsſteins verſchwinden, und endlich
mit dem Polierſtahl vollkommen polirt. Jn dieſem
Zuſtande kann der Stecher oder Aezer ſeine Arbeit
anfangen.

Wenn die Platte ganz oder zum Theil ſoll geaͤzt
werden, ſo wird ſie, nachdem ſie auf vorbeſchriebene
Weiſe zurechte gemacht worden, gegruͤndet. Dieſe
Zubereitung iſt in einen beſondern Artikel beſchrieben
worden.

Kupferſtecher.

Man giebt dieſen Namen im eigentlichen Verſtand
nur den Kuͤnſtlern, welche vornehmlich mit dem
Grabſtichel arbeiten. Denn wenn man auch die,
welche die Kupferplatten aͤzen, ſo nennen wollte; ſo

wuͤrde
L l l l 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="635"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kup</hi></fw><lb/>
man jede be&#x017F;onders kenne, und das Verfahren der<lb/>
einen in die andre heru&#x0364;bertrage.</p><lb/>
          <cit>
            <quote>&#x2014; <hi rendition="#aq">alterius &#x017F;ic<lb/>
Altera po&#x017F;cit opem.</hi> &#x2014;</quote>
          </cit><lb/>
          <p>Alsdenn werden die, &#x017F;on&#x017F;t einzeln Ku&#x0364;n&#x017F;ten eigene<lb/>
Kun&#x017F;two&#x0364;rter, allgemein gemacht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kupferdruker.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Kupfer&#x017F;techerkun&#x017F;t verdienet wegen ihres aus-<lb/>
gebreiteten Nutzens, auch in den kleine&#x017F;ten Neben-<lb/>
zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden.<lb/>
Der Kupfer&#x017F;techer hat das &#x017F;einige gethan, wenn er<lb/>
&#x017F;eine Platte vo&#x0364;llig ausgearbeitet hat; aber ein be-<lb/>
tra&#x0364;chtlicher Theil &#x017F;einer Arbeit geht verlohren, wenn<lb/>
die&#x017F;elbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge-<lb/>
&#x017F;chikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge-<lb/>
ho&#x0364;ren wieder andre Ge&#x017F;chiklichkeiten und Sorgen<lb/>
zu die&#x017F;em Abdruken; darum i&#x017F;t der Kupferdruker<lb/>
ein be&#x017F;onderer, dem Kupfer&#x017F;techer untergeordneter<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;tler. Wenig&#x017F;tens i&#x017F;t es in Frankreich &#x017F;o, wo<lb/>
die&#x017F;e Kun&#x017F;t auf das ho&#x0364;ch&#x017F;te ge&#x017F;tiegen i&#x017F;t, und un&#x017F;ere<lb/>
deut&#x017F;che Kupfer&#x017F;techer vom er&#x017F;ten Range haben Ur-<lb/>
&#x017F;ache daru&#x0364;ber verdrießlich zu &#x017F;eyn, daß der Mangel<lb/>
an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer<lb/>
Kun&#x017F;t zernichtet, oder doch be&#x017F;chwerlich macht.</p><lb/>
          <p>Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der<lb/>
Farbe und des Papiers be&#x017F;itzen; muß das Einwei-<lb/>
chen de&#x017F;&#x017F;elben, und die Handgriffe des Einreibens<lb/>
und Abreibens der Farb, und des Drukens &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
vollkommen ver&#x017F;tehen. Wo ihm eines die&#x017F;er Stu&#x0364;ke<lb/>
fehlet, liefert er entweder &#x017F;chlechte Abdru&#x0364;ke, oder er<lb/>
verderbt in Kurzem die Platte. Das mei&#x017F;te kommt<lb/>
auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der-<lb/>
&#x017F;elben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab-<lb/>
&#x017F;tichels oder der Nadel, &#x017F;o fein er auch &#x017F;eyn mag,<lb/>
&#x017F;ich richtig abdruke, &#x017F;ondern auch jeder im Abdruk<lb/>
die verha&#x0364;ltnisma&#x0364;ßige Sta&#x0364;rke habe. Denn wenn<lb/>
nicht alle Striche in dem Abdruk gerade &#x017F;o, wie in<lb/>
der Platte &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t das Kupfer nicht &#x017F;o,<lb/>
wie es nach der Ab&#x017F;icht des Kupfer&#x017F;techers &#x017F;eyn &#x017F;ollte.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kupferplatte.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie ku&#x0364;pferne Platte, auf welche eine Zeichnung<lb/>
gea&#x0364;zt oder ge&#x017F;tochen werden &#x017F;oll, oder ge&#x017F;tochen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge-<lb/>
wa&#x0364;hlt, weil es nicht &#x017F;o ko&#x017F;tbar, als Silber, nicht<lb/>
&#x017F;o weich als Zinn, und nicht &#x017F;o &#x017F;pro&#x0364;de und &#x017F;chiefe-<lb/>
richt als Meßing i&#x017F;t. Allein es hat doch die Un-<lb/><cb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kup</hi></fw><lb/>
vollkommenheit, daß es &#x017F;ich durch die Arbeit des<lb/>
Abdrukens &#x017F;tark abnuzet, &#x017F;o daß man nicht &#x017F;o viel<lb/>
Abdru&#x0364;ke von einer Platte machen kann, als man<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte: die feine&#x017F;ten Striche lo&#x0364;&#x017F;chen &#x017F;ich aus,<lb/>
oder werden doch zu &#x017F;chwach, nachdem wenige hun-<lb/>
dert Abdru&#x0364;ke gemacht worden. Vielleicht ließe &#x017F;ich<lb/>
eine Bermi&#x017F;chung machen, die ohne &#x017F;pro&#x0364;de oder<lb/>
&#x017F;chiefricht zu &#x017F;eyn, mehr, als das Kupfer aushalten<lb/>
ko&#x0364;nnte. Feines Kupfer mit &#x017F;ehr reinem Zink ver-<lb/>
mi&#x017F;cht, macht einen Tombak, der etwas ha&#x0364;rter i&#x017F;t,<lb/>
als Kupfer, aber ein eben &#x017F;o feines Korn hat. Es<lb/>
i&#x017F;t zu bedauern, daß eine &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne Kun&#x017F;t, der Un-<lb/>
vollkommenheit unterworfen i&#x017F;t, nur &#x017F;o wenig gute<lb/>
Abdru&#x0364;ke von einer Arbeit zu liefern, die einen Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
ler Jahrelang be&#x017F;cha&#x0364;ftiget hat.</p><lb/>
          <p>Man &#x017F;ucht zur Arbeit des Stechens und des<lb/>
Aezens das feine&#x017F;te Kupfer aus, und la&#x0364;ßt es lange<lb/>
ha&#x0364;mmern, um es u&#x0364;berall gleich fe&#x017F;te zu machen.<lb/>
Die Dike der Platte richtet &#x017F;ich nach ihrer Gro&#x0364;ße:<lb/>
wenn &#x017F;ie &#x017F;o i&#x017F;t, daß die fertige Platte, die etwa ei-<lb/>
nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit i&#x017F;t, eine Linie<lb/>
oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cheint &#x017F;ie eine hinla&#x0364;ngliche Dike zu haben.</p><lb/>
          <p>Wenn die Platte lange geha&#x0364;mmert worden, &#x017F;o<lb/>
wird &#x017F;ie auf einem glatten Schleif&#x017F;tein ge&#x017F;chliffen,<lb/>
bis &#x017F;ie eine u&#x0364;berall gerade Fla&#x0364;che hat, in welcher<lb/>
weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ind. Wenn man damit fertig i&#x017F;t, &#x017F;o wird<lb/>
&#x017F;ie noch einigemahle mit Bims&#x017F;tein, den man immer<lb/>
feiner nehmen muß, abge&#x017F;chliffen, wodurch &#x017F;ie eine<lb/>
vollkommenere Gla&#x0364;tte bekommt.</p><lb/>
          <p>Hierna&#x0364;ch&#x017F;t wird &#x017F;ie zuer&#x017F;t mit feinen Holzkohlen<lb/>
noch einmal abge&#x017F;chliffen, daß auch die feine&#x017F;ten<lb/>
Striche des Bims&#x017F;teins ver&#x017F;chwinden, und endlich<lb/>
mit dem Polier&#x017F;tahl vollkommen polirt. Jn die&#x017F;em<lb/>
Zu&#x017F;tande kann der Stecher oder Aezer &#x017F;eine Arbeit<lb/>
anfangen.</p><lb/>
          <p>Wenn die Platte ganz oder zum Theil &#x017F;oll gea&#x0364;zt<lb/>
werden, &#x017F;o wird &#x017F;ie, nachdem &#x017F;ie auf vorbe&#x017F;chriebene<lb/>
Wei&#x017F;e zurechte gemacht worden, gegru&#x0364;ndet. Die&#x017F;e<lb/>
Zubereitung i&#x017F;t in einen be&#x017F;ondern Artikel be&#x017F;chrieben<lb/>
worden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kupfer&#x017F;techer.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>an giebt die&#x017F;en Namen im eigentlichen Ver&#x017F;tand<lb/>
nur den Ku&#x0364;n&#x017F;tlern, welche vornehmlich mit dem<lb/>
Grab&#x017F;tichel arbeiten. Denn wenn man auch die,<lb/>
welche die Kupferplatten a&#x0364;zen, &#x017F;o nennen wollte; &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l l 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rde</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[635/0070] Kup Kup man jede beſonders kenne, und das Verfahren der einen in die andre heruͤbertrage. — alterius ſic Altera poſcit opem. — Alsdenn werden die, ſonſt einzeln Kuͤnſten eigene Kunſtwoͤrter, allgemein gemacht. Kupferdruker. Die Kupferſtecherkunſt verdienet wegen ihres aus- gebreiteten Nutzens, auch in den kleineſten Neben- zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden. Der Kupferſtecher hat das ſeinige gethan, wenn er ſeine Platte voͤllig ausgearbeitet hat; aber ein be- traͤchtlicher Theil ſeiner Arbeit geht verlohren, wenn dieſelbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge- ſchikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge- hoͤren wieder andre Geſchiklichkeiten und Sorgen zu dieſem Abdruken; darum iſt der Kupferdruker ein beſonderer, dem Kupferſtecher untergeordneter Kuͤnſtler. Wenigſtens iſt es in Frankreich ſo, wo dieſe Kunſt auf das hoͤchſte geſtiegen iſt, und unſere deutſche Kupferſtecher vom erſten Range haben Ur- ſache daruͤber verdrießlich zu ſeyn, daß der Mangel an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer Kunſt zernichtet, oder doch beſchwerlich macht. Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der Farbe und des Papiers beſitzen; muß das Einwei- chen deſſelben, und die Handgriffe des Einreibens und Abreibens der Farb, und des Drukens ſelbſt vollkommen verſtehen. Wo ihm eines dieſer Stuͤke fehlet, liefert er entweder ſchlechte Abdruͤke, oder er verderbt in Kurzem die Platte. Das meiſte kommt auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der- ſelben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab- ſtichels oder der Nadel, ſo fein er auch ſeyn mag, ſich richtig abdruke, ſondern auch jeder im Abdruk die verhaͤltnismaͤßige Staͤrke habe. Denn wenn nicht alle Striche in dem Abdruk gerade ſo, wie in der Platte ſelbſt ſind, ſo iſt das Kupfer nicht ſo, wie es nach der Abſicht des Kupferſtechers ſeyn ſollte. Kupferplatte. Die kuͤpferne Platte, auf welche eine Zeichnung geaͤzt oder geſtochen werden ſoll, oder geſtochen iſt. Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge- waͤhlt, weil es nicht ſo koſtbar, als Silber, nicht ſo weich als Zinn, und nicht ſo ſproͤde und ſchiefe- richt als Meßing iſt. Allein es hat doch die Un- vollkommenheit, daß es ſich durch die Arbeit des Abdrukens ſtark abnuzet, ſo daß man nicht ſo viel Abdruͤke von einer Platte machen kann, als man wuͤnſchte: die feineſten Striche loͤſchen ſich aus, oder werden doch zu ſchwach, nachdem wenige hun- dert Abdruͤke gemacht worden. Vielleicht ließe ſich eine Bermiſchung machen, die ohne ſproͤde oder ſchiefricht zu ſeyn, mehr, als das Kupfer aushalten koͤnnte. Feines Kupfer mit ſehr reinem Zink ver- miſcht, macht einen Tombak, der etwas haͤrter iſt, als Kupfer, aber ein eben ſo feines Korn hat. Es iſt zu bedauern, daß eine ſo ſchoͤne Kunſt, der Un- vollkommenheit unterworfen iſt, nur ſo wenig gute Abdruͤke von einer Arbeit zu liefern, die einen Kuͤnſt- ler Jahrelang beſchaͤftiget hat. Man ſucht zur Arbeit des Stechens und des Aezens das feineſte Kupfer aus, und laͤßt es lange haͤmmern, um es uͤberall gleich feſte zu machen. Die Dike der Platte richtet ſich nach ihrer Groͤße: wenn ſie ſo iſt, daß die fertige Platte, die etwa ei- nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit iſt, eine Linie oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, ſo ſcheint ſie eine hinlaͤngliche Dike zu haben. Wenn die Platte lange gehaͤmmert worden, ſo wird ſie auf einem glatten Schleifſtein geſchliffen, bis ſie eine uͤberall gerade Flaͤche hat, in welcher weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu ſehen ſind. Wenn man damit fertig iſt, ſo wird ſie noch einigemahle mit Bimsſtein, den man immer feiner nehmen muß, abgeſchliffen, wodurch ſie eine vollkommenere Glaͤtte bekommt. Hiernaͤchſt wird ſie zuerſt mit feinen Holzkohlen noch einmal abgeſchliffen, daß auch die feineſten Striche des Bimsſteins verſchwinden, und endlich mit dem Polierſtahl vollkommen polirt. Jn dieſem Zuſtande kann der Stecher oder Aezer ſeine Arbeit anfangen. Wenn die Platte ganz oder zum Theil ſoll geaͤzt werden, ſo wird ſie, nachdem ſie auf vorbeſchriebene Weiſe zurechte gemacht worden, gegruͤndet. Dieſe Zubereitung iſt in einen beſondern Artikel beſchrieben worden. Kupferſtecher. Man giebt dieſen Namen im eigentlichen Verſtand nur den Kuͤnſtlern, welche vornehmlich mit dem Grabſtichel arbeiten. Denn wenn man auch die, welche die Kupferplatten aͤzen, ſo nennen wollte; ſo wuͤrde L l l l 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/70
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/70>, abgerufen am 27.11.2024.