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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Zur Vollkommenheit der Zeichnung gehören Rich-
tigkeit und Geschmak. Da die Zeichnung nichts
anders ist, als eine Bezeichnung sichtbarer Gegen-
stände, so ist sie um so viel vollkommener, je ge-
nauer und richtiger diese Bezeichnung geschieht. Die
höchste Richtigkeit bestünde darin, daß schlechter-
dings jede zur Form des Gegenstandes gehörige
Kleinigkeit, gerade so, wie sie ins Auge fällt, ge-
zeichnet würde. Diese vollkommene Richtigkeit
hängt theils vom scharfen und richtigen Sehen,
theils von der Fertigkeit der Hand ab. Von jenem
haben wir besonders gesprochen. (*) Wir wollen
hier nur noch anführen, daß selbst zum richtigen
Sehen schon einige Kenntnis der Optik und Per-
spektiv erfodert werde. Man glaubt insgemein,
daß das Sehen blos von der Schärfe des Auges her-
komme, folglich ein angebohrnes Talent sey. Aber
Philosophen, die die Sache näher untersucht haben,
versichern uns, daß man erst nach langer Uebung so
weit kommt, als nöthig ist, um sich der wahren Ge-
stalt und Entfernung der Dinge mit einiger Klar-
heit bewußt zu seyn, oder genau zu wissen, was
man sieht. Das Gesicht ist mancherley und wun-
derbaren Täuschungen unterworfen, die zwar durch
Uebung allmählig berichtiget, aber nur durch Theorie
völlig unschädlich werden. Wir wollen nur eines
einzigen besondern Falles erwähnen. Wenn wir
einen Menschen mit ausgestrekten Armen von der
Seite, aber in der Nähe sehen, so daß eine Hand
merklich entfernter vom Aug ist, als die andere, so
müssen sie nothwendig in sehr ungleicher Größe ins
Aug fallen. Aber weil wir einmal wissen, daß
natürlicher weis eine Hand so groß ist, wie die an-
dere, so finden wir sie auch ungeachtet ihrer verschie-
denen Entfernung gleich groß. Der Mahler, der
über perspektivische Verjüngungen nie gedacht hat,
würde gewiß auf seiner Leinwand der einen eben
die Größe geben, wie der andern, und dadurch seine
Zeichnung für geübte und unterrichtete Augen, un-
richtig machen. Und so verhält es sich in mehr
Dingen, in Ansehung des richtigen Sehens. Ver-
schiedene Kleinigkeiten entgehen der Aufmerksamkeit
des Sehenden ganz, wenn ihn nicht gewisse andere
Kenntnisse darauf führen. Sehr geringe und zarte
Erhöhungen und Vertiefungen im Umriß des Na-
kenden, wird der, der eine gute Kenntnis der Ana-
tomie hat und weiß, daß irgend ein Knochen,
oder ein Muskel hier oder da eine kleine Erhöhung
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verursachet, auch besonders bemerken; da sie einem
andern entgehen werden.

Hieraus wird man begreiffen, daß auch das
beste Aug zum richtigen Sehen nicht hinlänglich ist,
sondern daß viel Uebung, eine lange Bekanntschaft
mit den Gegenständen, und Kenntnis der Perspek-
tiv und Anatomie, dazu nothwendig sind.

Die Fertigkeit der Hand scheinet blos eine Sache
der langen Uebung zu seyn. Es ist erstaunlich zu
sehen, zu was für Fertigkeiten die Gliedmaaßen,
besonders Arm und Hand, durch anhaltendes Ueben
gelangen können. Diesen Theil der Kunst kann
jeder lernen, dessen Fleiß anhaltend und hartnäkig
genug ist.

Und hieraus kann ein angehender Zeichner sehen,
was er zu thun hat, um zur Richtigkeit der Zeich-
nung zu gelangen. Sie ist das Fundament der
Kunst; weil ohne sie der Geschmak, und das höchste
Gefühl des Schönen, nicht vermögend sind, bey
der Ausübung ihren Zwek zu erreichen. Dar-
um dringet Mengs darauf, daß Anfänger mit
Hintansezung alles übrigen, sich der Richtigkeit be-
fleißen. Seine Lehre verdienet hier angeführt zu
werden. "Jch ermahne, sagt dieser große Künst-
ler, die Anfänger der Mahlerey, daß sie sich nicht
zu viel auf solche Subtilitäten, wie hierin geschrie-
ben, (nämlich über Geschmak und Schönheit) ver-
legen; denn im Anfange taugen solche nicht. Die
erste Bemühung eines Anfängers soll seyn, das
Auge zur Richtigkeit zu gewöhnen, so daß er da-
durch fähig werde, alles nachmachen zu können.
Zugleich soll er sich der Handübung befleißigen, da-
mit die Hand gehorsam sey, zu thun, was er will,
und nach diesem erst die Regeln und das Wissen der
Kunst erlernen." (*)

Aber durch bloße Richtigkeit der Zeichnung kann
der Künstler nicht groß werden. Die Vollkommen-
heit der Kunst besteht nicht darin, daß man jeden
Gegenstand in der höchsten Richtigkeit zeichne, son-
dern darin, daß man den nach dem besondern
Zwek wol gewählten Gegenstand so zeichne, daß
er in seiner Art die höchste Würkung thue. Er
muß also leicht, mit Geist, und nachdrüklich
gezeichnet seyn, damit er das Aug zur näheren
Betrachtung reize. Winkelmann, dem auch Lessing
beystimmt, sagt, der erste Grundsaz der zeichnenden
Künste sey, alles wiedrige zu meiden, und überall
Schönheit zu suchen. Dieser Grundsaz aber ist

meines
(*) S.
Augen-
maaß.
(*) Jn der
Vorrede zu
den Gedan-
ken über die
Schönheit
u. über den
Geschmak
in der
Mahlerey.
S. XIV
und XV.
Zweyter Theil. X x x x x x x
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Zur Vollkommenheit der Zeichnung gehoͤren Rich-
tigkeit und Geſchmak. Da die Zeichnung nichts
anders iſt, als eine Bezeichnung ſichtbarer Gegen-
ſtaͤnde, ſo iſt ſie um ſo viel vollkommener, je ge-
nauer und richtiger dieſe Bezeichnung geſchieht. Die
hoͤchſte Richtigkeit beſtuͤnde darin, daß ſchlechter-
dings jede zur Form des Gegenſtandes gehoͤrige
Kleinigkeit, gerade ſo, wie ſie ins Auge faͤllt, ge-
zeichnet wuͤrde. Dieſe vollkommene Richtigkeit
haͤngt theils vom ſcharfen und richtigen Sehen,
theils von der Fertigkeit der Hand ab. Von jenem
haben wir beſonders geſprochen. (*) Wir wollen
hier nur noch anfuͤhren, daß ſelbſt zum richtigen
Sehen ſchon einige Kenntnis der Optik und Per-
ſpektiv erfodert werde. Man glaubt insgemein,
daß das Sehen blos von der Schaͤrfe des Auges her-
komme, folglich ein angebohrnes Talent ſey. Aber
Philoſophen, die die Sache naͤher unterſucht haben,
verſichern uns, daß man erſt nach langer Uebung ſo
weit kommt, als noͤthig iſt, um ſich der wahren Ge-
ſtalt und Entfernung der Dinge mit einiger Klar-
heit bewußt zu ſeyn, oder genau zu wiſſen, was
man ſieht. Das Geſicht iſt mancherley und wun-
derbaren Taͤuſchungen unterworfen, die zwar durch
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voͤllig unſchaͤdlich werden. Wir wollen nur eines
einzigen beſondern Falles erwaͤhnen. Wenn wir
einen Menſchen mit ausgeſtrekten Armen von der
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merklich entfernter vom Aug iſt, als die andere, ſo
muͤſſen ſie nothwendig in ſehr ungleicher Groͤße ins
Aug fallen. Aber weil wir einmal wiſſen, daß
natuͤrlicher weis eine Hand ſo groß iſt, wie die an-
dere, ſo finden wir ſie auch ungeachtet ihrer verſchie-
denen Entfernung gleich groß. Der Mahler, der
uͤber perſpektiviſche Verjuͤngungen nie gedacht hat,
wuͤrde gewiß auf ſeiner Leinwand der einen eben
die Groͤße geben, wie der andern, und dadurch ſeine
Zeichnung fuͤr geuͤbte und unterrichtete Augen, un-
richtig machen. Und ſo verhaͤlt es ſich in mehr
Dingen, in Anſehung des richtigen Sehens. Ver-
ſchiedene Kleinigkeiten entgehen der Aufmerkſamkeit
des Sehenden ganz, wenn ihn nicht gewiſſe andere
Kenntniſſe darauf fuͤhren. Sehr geringe und zarte
Erhoͤhungen und Vertiefungen im Umriß des Na-
kenden, wird der, der eine gute Kenntnis der Ana-
tomie hat und weiß, daß irgend ein Knochen,
oder ein Muskel hier oder da eine kleine Erhoͤhung
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verurſachet, auch beſonders bemerken; da ſie einem
andern entgehen werden.

Hieraus wird man begreiffen, daß auch das
beſte Aug zum richtigen Sehen nicht hinlaͤnglich iſt,
ſondern daß viel Uebung, eine lange Bekanntſchaft
mit den Gegenſtaͤnden, und Kenntnis der Perſpek-
tiv und Anatomie, dazu nothwendig ſind.

Die Fertigkeit der Hand ſcheinet blos eine Sache
der langen Uebung zu ſeyn. Es iſt erſtaunlich zu
ſehen, zu was fuͤr Fertigkeiten die Gliedmaaßen,
beſonders Arm und Hand, durch anhaltendes Ueben
gelangen koͤnnen. Dieſen Theil der Kunſt kann
jeder lernen, deſſen Fleiß anhaltend und hartnaͤkig
genug iſt.

Und hieraus kann ein angehender Zeichner ſehen,
was er zu thun hat, um zur Richtigkeit der Zeich-
nung zu gelangen. Sie iſt das Fundament der
Kunſt; weil ohne ſie der Geſchmak, und das hoͤchſte
Gefuͤhl des Schoͤnen, nicht vermoͤgend ſind, bey
der Ausuͤbung ihren Zwek zu erreichen. Dar-
um dringet Mengs darauf, daß Anfaͤnger mit
Hintanſezung alles uͤbrigen, ſich der Richtigkeit be-
fleißen. Seine Lehre verdienet hier angefuͤhrt zu
werden. „Jch ermahne, ſagt dieſer große Kuͤnſt-
ler, die Anfaͤnger der Mahlerey, daß ſie ſich nicht
zu viel auf ſolche Subtilitaͤten, wie hierin geſchrie-
ben, (naͤmlich uͤber Geſchmak und Schoͤnheit) ver-
legen; denn im Anfange taugen ſolche nicht. Die
erſte Bemuͤhung eines Anfaͤngers ſoll ſeyn, das
Auge zur Richtigkeit zu gewoͤhnen, ſo daß er da-
durch faͤhig werde, alles nachmachen zu koͤnnen.
Zugleich ſoll er ſich der Handuͤbung befleißigen, da-
mit die Hand gehorſam ſey, zu thun, was er will,
und nach dieſem erſt die Regeln und das Wiſſen der
Kunſt erlernen.“ (*)

Aber durch bloße Richtigkeit der Zeichnung kann
der Kuͤnſtler nicht groß werden. Die Vollkommen-
heit der Kunſt beſteht nicht darin, daß man jeden
Gegenſtand in der hoͤchſten Richtigkeit zeichne, ſon-
dern darin, daß man den nach dem beſondern
Zwek wol gewaͤhlten Gegenſtand ſo zeichne, daß
er in ſeiner Art die hoͤchſte Wuͤrkung thue. Er
muß alſo leicht, mit Geiſt, und nachdruͤklich
gezeichnet ſeyn, damit er das Aug zur naͤheren
Betrachtung reize. Winkelmann, dem auch Leſſing
beyſtimmt, ſagt, der erſte Grundſaz der zeichnenden
Kuͤnſte ſey, alles wiedrige zu meiden, und uͤberall
Schoͤnheit zu ſuchen. Dieſer Grundſaz aber iſt

meines
(*) S.
Augen-
maaß.
(*) Jn der
Vorrede zu
den Gedan-
ken uͤber die
Schoͤnheit
u. uͤber den
Geſchmak
in der
Mahlerey.
S. XIV
und XV.
Zweyter Theil. X x x x x x x
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[1283[1265]/0712] Zei Zei Zur Vollkommenheit der Zeichnung gehoͤren Rich- tigkeit und Geſchmak. Da die Zeichnung nichts anders iſt, als eine Bezeichnung ſichtbarer Gegen- ſtaͤnde, ſo iſt ſie um ſo viel vollkommener, je ge- nauer und richtiger dieſe Bezeichnung geſchieht. Die hoͤchſte Richtigkeit beſtuͤnde darin, daß ſchlechter- dings jede zur Form des Gegenſtandes gehoͤrige Kleinigkeit, gerade ſo, wie ſie ins Auge faͤllt, ge- zeichnet wuͤrde. Dieſe vollkommene Richtigkeit haͤngt theils vom ſcharfen und richtigen Sehen, theils von der Fertigkeit der Hand ab. Von jenem haben wir beſonders geſprochen. (*) Wir wollen hier nur noch anfuͤhren, daß ſelbſt zum richtigen Sehen ſchon einige Kenntnis der Optik und Per- ſpektiv erfodert werde. Man glaubt insgemein, daß das Sehen blos von der Schaͤrfe des Auges her- komme, folglich ein angebohrnes Talent ſey. Aber Philoſophen, die die Sache naͤher unterſucht haben, verſichern uns, daß man erſt nach langer Uebung ſo weit kommt, als noͤthig iſt, um ſich der wahren Ge- ſtalt und Entfernung der Dinge mit einiger Klar- heit bewußt zu ſeyn, oder genau zu wiſſen, was man ſieht. Das Geſicht iſt mancherley und wun- derbaren Taͤuſchungen unterworfen, die zwar durch Uebung allmaͤhlig berichtiget, aber nur durch Theorie voͤllig unſchaͤdlich werden. Wir wollen nur eines einzigen beſondern Falles erwaͤhnen. Wenn wir einen Menſchen mit ausgeſtrekten Armen von der Seite, aber in der Naͤhe ſehen, ſo daß eine Hand merklich entfernter vom Aug iſt, als die andere, ſo muͤſſen ſie nothwendig in ſehr ungleicher Groͤße ins Aug fallen. Aber weil wir einmal wiſſen, daß natuͤrlicher weis eine Hand ſo groß iſt, wie die an- dere, ſo finden wir ſie auch ungeachtet ihrer verſchie- denen Entfernung gleich groß. Der Mahler, der uͤber perſpektiviſche Verjuͤngungen nie gedacht hat, wuͤrde gewiß auf ſeiner Leinwand der einen eben die Groͤße geben, wie der andern, und dadurch ſeine Zeichnung fuͤr geuͤbte und unterrichtete Augen, un- richtig machen. Und ſo verhaͤlt es ſich in mehr Dingen, in Anſehung des richtigen Sehens. Ver- ſchiedene Kleinigkeiten entgehen der Aufmerkſamkeit des Sehenden ganz, wenn ihn nicht gewiſſe andere Kenntniſſe darauf fuͤhren. Sehr geringe und zarte Erhoͤhungen und Vertiefungen im Umriß des Na- kenden, wird der, der eine gute Kenntnis der Ana- tomie hat und weiß, daß irgend ein Knochen, oder ein Muskel hier oder da eine kleine Erhoͤhung verurſachet, auch beſonders bemerken; da ſie einem andern entgehen werden. Hieraus wird man begreiffen, daß auch das beſte Aug zum richtigen Sehen nicht hinlaͤnglich iſt, ſondern daß viel Uebung, eine lange Bekanntſchaft mit den Gegenſtaͤnden, und Kenntnis der Perſpek- tiv und Anatomie, dazu nothwendig ſind. Die Fertigkeit der Hand ſcheinet blos eine Sache der langen Uebung zu ſeyn. Es iſt erſtaunlich zu ſehen, zu was fuͤr Fertigkeiten die Gliedmaaßen, beſonders Arm und Hand, durch anhaltendes Ueben gelangen koͤnnen. Dieſen Theil der Kunſt kann jeder lernen, deſſen Fleiß anhaltend und hartnaͤkig genug iſt. Und hieraus kann ein angehender Zeichner ſehen, was er zu thun hat, um zur Richtigkeit der Zeich- nung zu gelangen. Sie iſt das Fundament der Kunſt; weil ohne ſie der Geſchmak, und das hoͤchſte Gefuͤhl des Schoͤnen, nicht vermoͤgend ſind, bey der Ausuͤbung ihren Zwek zu erreichen. Dar- um dringet Mengs darauf, daß Anfaͤnger mit Hintanſezung alles uͤbrigen, ſich der Richtigkeit be- fleißen. Seine Lehre verdienet hier angefuͤhrt zu werden. „Jch ermahne, ſagt dieſer große Kuͤnſt- ler, die Anfaͤnger der Mahlerey, daß ſie ſich nicht zu viel auf ſolche Subtilitaͤten, wie hierin geſchrie- ben, (naͤmlich uͤber Geſchmak und Schoͤnheit) ver- legen; denn im Anfange taugen ſolche nicht. Die erſte Bemuͤhung eines Anfaͤngers ſoll ſeyn, das Auge zur Richtigkeit zu gewoͤhnen, ſo daß er da- durch faͤhig werde, alles nachmachen zu koͤnnen. Zugleich ſoll er ſich der Handuͤbung befleißigen, da- mit die Hand gehorſam ſey, zu thun, was er will, und nach dieſem erſt die Regeln und das Wiſſen der Kunſt erlernen.“ (*) Aber durch bloße Richtigkeit der Zeichnung kann der Kuͤnſtler nicht groß werden. Die Vollkommen- heit der Kunſt beſteht nicht darin, daß man jeden Gegenſtand in der hoͤchſten Richtigkeit zeichne, ſon- dern darin, daß man den nach dem beſondern Zwek wol gewaͤhlten Gegenſtand ſo zeichne, daß er in ſeiner Art die hoͤchſte Wuͤrkung thue. Er muß alſo leicht, mit Geiſt, und nachdruͤklich gezeichnet ſeyn, damit er das Aug zur naͤheren Betrachtung reize. Winkelmann, dem auch Leſſing beyſtimmt, ſagt, der erſte Grundſaz der zeichnenden Kuͤnſte ſey, alles wiedrige zu meiden, und uͤberall Schoͤnheit zu ſuchen. Dieſer Grundſaz aber iſt meines (*) S. Augen- maaß. (*) Jn der Vorrede zu den Gedan- ken uͤber die Schoͤnheit u. uͤber den Geſchmak in der Mahlerey. S. XIV und XV. Zweyter Theil. X x x x x x x

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1283[1265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/712>, abgerufen am 25.11.2024.