Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Vorrede. so würde es zu unbelebt vor diese neu-en poetischen Geschöpfe seyn, wenn man ihnen weiter nichts, als einige Reden in den Mund legen wollte; dahero muß man ihnen so viel Bewegung geben, als sich will thun lassen, solche Handlungen aber aus ihrem Munde erklären lassen. Unter poetischen Wesen verstehe ich so- wohl wirkliche als mögliche Dinge, de- nen eine Person angedichtet werden kann. Hieher gehören leblose Körper, deren Persönlichkeit sich auf einen Wahn, auf eine alte Sage, sie mögen aus dem Hei- denthum oder Aberglauben herkommen, gründen muß. Ferner sind unter den wirklichen Dingen einer Persons-An- nehmung fähig lebendige Geschöpfe, be- sonders diejenigen in dem Thierreiche, welche mit Menschen in einer Art von Umgange stehen. Diese nun werden auf die Staffeln vernünftiger Wesen er- hoben, und dadurch gewisser sich bewußt seyenden Handlungen fähig gemacht. Aus der Reihe der möglichen Dinge ge- hören
Vorrede. ſo wuͤrde es zu unbelebt vor dieſe neu-en poetiſchen Geſchoͤpfe ſeyn, wenn man ihnen weiter nichts, als einige Reden in den Mund legen wollte; dahero muß man ihnen ſo viel Bewegung geben, als ſich will thun laſſen, ſolche Handlungen aber aus ihrem Munde erklaͤren laſſen. Unter poetiſchen Weſen verſtehe ich ſo- wohl wirkliche als moͤgliche Dinge, de- nen eine Perſon angedichtet werden kann. Hieher gehoͤren lebloſe Koͤrper, deren Perſoͤnlichkeit ſich auf einen Wahn, auf eine alte Sage, ſie moͤgen aus dem Hei- denthum oder Aberglauben herkommen, gruͤnden muß. Ferner ſind unter den wirklichen Dingen einer Perſons-An- nehmung faͤhig lebendige Geſchoͤpfe, be- ſonders diejenigen in dem Thierreiche, welche mit Menſchen in einer Art von Umgange ſtehen. Dieſe nun werden auf die Staffeln vernuͤnftiger Weſen er- hoben, und dadurch gewiſſer ſich bewußt ſeyenden Handlungen faͤhig gemacht. Aus der Reihe der moͤglichen Dinge ge- hoͤren
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Vorrede.
ſo wuͤrde es zu unbelebt vor dieſe neu-
en poetiſchen Geſchoͤpfe ſeyn, wenn man
ihnen weiter nichts, als einige Reden in
den Mund legen wollte; dahero muß
man ihnen ſo viel Bewegung geben, als
ſich will thun laſſen, ſolche Handlungen
aber aus ihrem Munde erklaͤren laſſen.
Unter poetiſchen Weſen verſtehe ich ſo-
wohl wirkliche als moͤgliche Dinge, de-
nen eine Perſon angedichtet werden kann.
Hieher gehoͤren lebloſe Koͤrper, deren
Perſoͤnlichkeit ſich auf einen Wahn, auf
eine alte Sage, ſie moͤgen aus dem Hei-
denthum oder Aberglauben herkommen,
gruͤnden muß. Ferner ſind unter den
wirklichen Dingen einer Perſons-An-
nehmung faͤhig lebendige Geſchoͤpfe, be-
ſonders diejenigen in dem Thierreiche,
welche mit Menſchen in einer Art von
Umgange ſtehen. Dieſe nun werden
auf die Staffeln vernuͤnftiger Weſen er-
hoben, und dadurch gewiſſer ſich bewußt
ſeyenden Handlungen faͤhig gemacht.
Aus der Reihe der moͤglichen Dinge ge-
hoͤren
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