Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Vorrede. suchen, die er mit einer gewissen Art vonWohlanständigkeit, und wie es seinem Vorhaben am gemässesten ist, kann her- vortreten lassen. Es ist aber noch nicht genug, daß man seine Person in diesen Gedichts-Arten gut gewählet hat, son- dern die ihr angedichteten Reden und Handlungen müssen ihr auch eigenthüm- lich zugehören, oder sie müssen sich nur allein für sie schicken, wodurch sie denn ihre Wahrscheinlichkeit erhalten. Dieses wird dadurch zuwege gebracht, wenn man ein iedes der obbeschriebenen We- sen nach seiner Natur, oder wie es seinem Karakter gemäß ist, reden und handeln lässet. Die Karakter der möglichen hie- her gehörigen Wesen lassen sich erken- nen aus ihrer Gestalt, Lage, Beschaffen- heit, aus ihren Wirkungen oder dem Eindruck, welchen sie in der Phantasie, oder denen Sinnen machen. Daraus aber entstehet nun eine ganz andere Rei- he der Begriffe der Dinge, die nebenein- ander sind, oder der Ordnung, der Tu- genden
Vorrede. ſuchen, die er mit einer gewiſſen Art vonWohlanſtaͤndigkeit, und wie es ſeinem Vorhaben am gemaͤſſeſten iſt, kann her- vortreten laſſen. Es iſt aber noch nicht genug, daß man ſeine Perſon in dieſen Gedichts-Arten gut gewaͤhlet hat, ſon- dern die ihr angedichteten Reden und Handlungen muͤſſen ihr auch eigenthuͤm- lich zugehoͤren, oder ſie muͤſſen ſich nur allein fuͤr ſie ſchicken, wodurch ſie denn ihre Wahrſcheinlichkeit erhalten. Dieſes wird dadurch zuwege gebracht, wenn man ein iedes der obbeſchriebenen We- ſen nach ſeiner Natur, oder wie es ſeinem Karakter gemaͤß iſt, reden und handeln laͤſſet. Die Karakter der moͤglichen hie- her gehoͤrigen Weſen laſſen ſich erken- nen aus ihrer Geſtalt, Lage, Beſchaffen- heit, aus ihren Wirkungen oder dem Eindruck, welchen ſie in der Phantaſie, oder denen Sinnen machen. Daraus aber entſtehet nun eine ganz andere Rei- he der Begriffe der Dinge, die nebenein- ander ſind, oder der Ordnung, der Tu- genden
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Vorrede.
ſuchen, die er mit einer gewiſſen Art von
Wohlanſtaͤndigkeit, und wie es ſeinem
Vorhaben am gemaͤſſeſten iſt, kann her-
vortreten laſſen. Es iſt aber noch nicht
genug, daß man ſeine Perſon in dieſen
Gedichts-Arten gut gewaͤhlet hat, ſon-
dern die ihr angedichteten Reden und
Handlungen muͤſſen ihr auch eigenthuͤm-
lich zugehoͤren, oder ſie muͤſſen ſich nur
allein fuͤr ſie ſchicken, wodurch ſie denn
ihre Wahrſcheinlichkeit erhalten. Dieſes
wird dadurch zuwege gebracht, wenn
man ein iedes der obbeſchriebenen We-
ſen nach ſeiner Natur, oder wie es ſeinem
Karakter gemaͤß iſt, reden und handeln
laͤſſet. Die Karakter der moͤglichen hie-
her gehoͤrigen Weſen laſſen ſich erken-
nen aus ihrer Geſtalt, Lage, Beſchaffen-
heit, aus ihren Wirkungen oder dem
Eindruck, welchen ſie in der Phantaſie,
oder denen Sinnen machen. Daraus
aber entſtehet nun eine ganz andere Rei-
he der Begriffe der Dinge, die nebenein-
ander ſind, oder der Ordnung, der Tu-
genden
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