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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Geistliche Oden.
Dir allein gebührt mein Danken,
Daß ich wunderbar gebaut
Jn den unerkannten Schranken,
Die dein Auge schon durchschaut!
Und, so oft ich es bemerke,
Ruf ich gleichsam ganz entzückt:
Wunderbar sind deine Werke,
Wie mein Geist sehr wohl erblickt:
Als, vor aller Welt verborgen,
Jch erst an zu werden fieng,
Und da meiner Schöpffung Morgen
Jn der Höhle vor sich gieng,
Bey der Bildung in das Kleine,
Jn der ersten Monden Zahl,
So war Dir schon mein Gebeine
Nicht verhohlen dazumahl.
Ja, bevor ich Etwas worden,
Noch vermischt mit anderm Thon,
Unbereit zum Menschen-Orden,
Sahe mich dein Auge schon;
Keinen Tag hatt ich erfahren,
Die doch schon dem ohngeacht
Jn dein Buch geschrieben waren,
Die Du mir einst zugedacht.
Deine weiseste Gedanken,
GOTT! wie köstlich sind sie mir!
O! wer setzet ihnen Schranken?
Und welch eine Meng ist ihr!
Wär
Geiſtliche Oden.
Dir allein gebuͤhrt mein Danken,
Daß ich wunderbar gebaut
Jn den unerkannten Schranken,
Die dein Auge ſchon durchſchaut!
Und, ſo oft ich es bemerke,
Ruf ich gleichſam ganz entzuͤckt:
Wunderbar ſind deine Werke,
Wie mein Geiſt ſehr wohl erblickt:
Als, vor aller Welt verborgen,
Jch erſt an zu werden fieng,
Und da meiner Schoͤpffung Morgen
Jn der Hoͤhle vor ſich gieng,
Bey der Bildung in das Kleine,
Jn der erſten Monden Zahl,
So war Dir ſchon mein Gebeine
Nicht verhohlen dazumahl.
Ja, bevor ich Etwas worden,
Noch vermiſcht mit anderm Thon,
Unbereit zum Menſchen-Orden,
Sahe mich dein Auge ſchon;
Keinen Tag hatt ich erfahren,
Die doch ſchon dem ohngeacht
Jn dein Buch geſchrieben waren,
Die Du mir einſt zugedacht.
Deine weiſeſte Gedanken,
GOTT! wie koͤſtlich ſind ſie mir!
O! wer ſetzet ihnen Schranken?
Und welch eine Meng iſt ihr!
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[125/0145] Geiſtliche Oden. Dir allein gebuͤhrt mein Danken, Daß ich wunderbar gebaut Jn den unerkannten Schranken, Die dein Auge ſchon durchſchaut! Und, ſo oft ich es bemerke, Ruf ich gleichſam ganz entzuͤckt: Wunderbar ſind deine Werke, Wie mein Geiſt ſehr wohl erblickt: Als, vor aller Welt verborgen, Jch erſt an zu werden fieng, Und da meiner Schoͤpffung Morgen Jn der Hoͤhle vor ſich gieng, Bey der Bildung in das Kleine, Jn der erſten Monden Zahl, So war Dir ſchon mein Gebeine Nicht verhohlen dazumahl. Ja, bevor ich Etwas worden, Noch vermiſcht mit anderm Thon, Unbereit zum Menſchen-Orden, Sahe mich dein Auge ſchon; Keinen Tag hatt ich erfahren, Die doch ſchon dem ohngeacht Jn dein Buch geſchrieben waren, Die Du mir einſt zugedacht. Deine weiſeſte Gedanken, GOTT! wie koͤſtlich ſind ſie mir! O! wer ſetzet ihnen Schranken? Und welch eine Meng iſt ihr! Waͤr

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/145>, abgerufen am 23.11.2024.