Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
Dort blüht manch verfallen Stücke
Abgelebter Herrlichkeit,
So verschworner Jahre Tücke
Unter ihren Fuß gestreut,
Mühlberg, Wachsenburg und Gleichen,
Der Verwüstung milde Zeichen
Sieht man bey euch eingedrückt,
Fürchterliche Nationen,
Geister mögen euch bewohnen,
Die der Pöbel sonst erblickt.
Gnug, ich sehe mit Ergetzen
Noch den Frühling eurer Pracht,
Andre mögen sich entsetzen,
Die der Wahn zu fürchten macht;
Schlangen, Fledermäus und Eulen
Mögen sich bey euch verweilen,
Jhr Genist ergetzt mich kaum;
Nur im Zeitbuch kann ich lesen,
Was ihr ehedem gewesen.
Eines macht dem andern Raum.
Ey! wie ruhn doch alle Sachen,
Und wie müd ist die Natur!
Völker! laßt den Himmel wachen,
Träumt von eurem Glücke nur,
Das nach eurem Schlafenlegen
Mitten in dem Abendsegen
Euch auf dessen Ursprung lenkt,
Kann euch ja noch was erwecken,
O! so ists ein falsches Schrecken,
Wenn ihrs zu verliehren denkt.
Höchst
Drittes Buch.
Dort bluͤht manch verfallen Stuͤcke
Abgelebter Herrlichkeit,
So verſchworner Jahre Tuͤcke
Unter ihren Fuß geſtreut,
Muͤhlberg, Wachſenburg und Gleichen,
Der Verwuͤſtung milde Zeichen
Sieht man bey euch eingedruͤckt,
Fuͤrchterliche Nationen,
Geiſter moͤgen euch bewohnen,
Die der Poͤbel ſonſt erblickt.
Gnug, ich ſehe mit Ergetzen
Noch den Fruͤhling eurer Pracht,
Andre moͤgen ſich entſetzen,
Die der Wahn zu fuͤrchten macht;
Schlangen, Fledermaͤus und Eulen
Moͤgen ſich bey euch verweilen,
Jhr Geniſt ergetzt mich kaum;
Nur im Zeitbuch kann ich leſen,
Was ihr ehedem geweſen.
Eines macht dem andern Raum.
Ey! wie ruhn doch alle Sachen,
Und wie muͤd iſt die Natur!
Voͤlker! laßt den Himmel wachen,
Traͤumt von eurem Gluͤcke nur,
Das nach eurem Schlafenlegen
Mitten in dem Abendſegen
Euch auf deſſen Urſprung lenkt,
Kann euch ja noch was erwecken,
O! ſo iſts ein falſches Schrecken,
Wenn ihrs zu verliehren denkt.
Hoͤchſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0172" n="152"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="21">
              <l>Dort blu&#x0364;ht manch verfallen Stu&#x0364;cke</l><lb/>
              <l>Abgelebter Herrlichkeit,</l><lb/>
              <l>So ver&#x017F;chworner Jahre Tu&#x0364;cke</l><lb/>
              <l>Unter ihren Fuß ge&#x017F;treut,</l><lb/>
              <l>Mu&#x0364;hlberg, Wach&#x017F;enburg und Gleichen,</l><lb/>
              <l>Der Verwu&#x0364;&#x017F;tung milde Zeichen</l><lb/>
              <l>Sieht man bey euch eingedru&#x0364;ckt,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;rchterliche Nationen,</l><lb/>
              <l>Gei&#x017F;ter mo&#x0364;gen euch bewohnen,</l><lb/>
              <l>Die der Po&#x0364;bel &#x017F;on&#x017F;t erblickt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Gnug, ich &#x017F;ehe mit Ergetzen</l><lb/>
              <l>Noch den Fru&#x0364;hling eurer Pracht,</l><lb/>
              <l>Andre mo&#x0364;gen &#x017F;ich ent&#x017F;etzen,</l><lb/>
              <l>Die der Wahn zu fu&#x0364;rchten macht;</l><lb/>
              <l>Schlangen, Flederma&#x0364;us und Eulen</l><lb/>
              <l>Mo&#x0364;gen &#x017F;ich bey euch verweilen,</l><lb/>
              <l>Jhr Geni&#x017F;t ergetzt mich kaum;</l><lb/>
              <l>Nur im Zeitbuch kann ich le&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Was ihr ehedem gewe&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Eines macht dem andern Raum.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="23">
              <l>Ey! wie ruhn doch alle Sachen,</l><lb/>
              <l>Und wie mu&#x0364;d i&#x017F;t die Natur!</l><lb/>
              <l>Vo&#x0364;lker! laßt den Himmel wachen,</l><lb/>
              <l>Tra&#x0364;umt von eurem Glu&#x0364;cke nur,</l><lb/>
              <l>Das nach eurem Schlafenlegen</l><lb/>
              <l>Mitten in dem Abend&#x017F;egen</l><lb/>
              <l>Euch auf de&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;prung lenkt,</l><lb/>
              <l>Kann euch ja noch was erwecken,</l><lb/>
              <l>O! &#x017F;o i&#x017F;ts ein fal&#x017F;ches Schrecken,</l><lb/>
              <l>Wenn ihrs zu verliehren denkt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ho&#x0364;ch&#x017F;t</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0172] Drittes Buch. Dort bluͤht manch verfallen Stuͤcke Abgelebter Herrlichkeit, So verſchworner Jahre Tuͤcke Unter ihren Fuß geſtreut, Muͤhlberg, Wachſenburg und Gleichen, Der Verwuͤſtung milde Zeichen Sieht man bey euch eingedruͤckt, Fuͤrchterliche Nationen, Geiſter moͤgen euch bewohnen, Die der Poͤbel ſonſt erblickt. Gnug, ich ſehe mit Ergetzen Noch den Fruͤhling eurer Pracht, Andre moͤgen ſich entſetzen, Die der Wahn zu fuͤrchten macht; Schlangen, Fledermaͤus und Eulen Moͤgen ſich bey euch verweilen, Jhr Geniſt ergetzt mich kaum; Nur im Zeitbuch kann ich leſen, Was ihr ehedem geweſen. Eines macht dem andern Raum. Ey! wie ruhn doch alle Sachen, Und wie muͤd iſt die Natur! Voͤlker! laßt den Himmel wachen, Traͤumt von eurem Gluͤcke nur, Das nach eurem Schlafenlegen Mitten in dem Abendſegen Euch auf deſſen Urſprung lenkt, Kann euch ja noch was erwecken, O! ſo iſts ein falſches Schrecken, Wenn ihrs zu verliehren denkt. Hoͤchſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/172
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/172>, abgerufen am 25.11.2024.