Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.

Arm, Reich, Hoch, Niedrig, Alt und Junge,
Herr, Frau, Knecht, Magd, er, wir, ihr, sie,
Sind allerseits mit vollem Sprunge,
Theils unterwegens, theils schon hie.

Ein schön Geschlecht von Jungfern, Frauen,
Bey vieler tausend Lampen Schein,
Will halb was angenehmes schauen,
Halb lieber selbst gesehen seyn,
Gelehrten sollen dunkle Grillen
Durch die Erleuchtung schnell vergehn,
Zu Hause bleibt Verstand und Willen,
Hier giebet es nur was zu sehn.
Die ganze Ritterschaft Poeten,
Und meine Brüder im Apoll,
Kommt selbsten auch herbeygetreten;
Von Wind und von Begeistrung voll,
Wie? würde wohl so theuren Dichtern
Der Unmuth nur noch mehr erweckt,
Wenn nicht ihr Witz bey so viel Lichtern
Sein Endgen Wachsstock angesteckt?
Mit offnem Maul, verschlossnen Ohren,
Mit Augen, die verwundernd groß,
Steht Stax, er hat sich ganz verlohren,
Er lacht! itzt fühlt er einen Stoß,
Er weiß nicht, ob Dianens Pfeile
Jhn wieder zu sich selbst gebracht,
Er brummt, besieht sich eine Weile,
Seht, was er weiter thut! er lacht!
Soll

Drittes Buch.

Arm, Reich, Hoch, Niedrig, Alt und Junge,
Herr, Frau, Knecht, Magd, er, wir, ihr, ſie,
Sind allerſeits mit vollem Sprunge,
Theils unterwegens, theils ſchon hie.

Ein ſchoͤn Geſchlecht von Jungfern, Frauen,
Bey vieler tauſend Lampen Schein,
Will halb was angenehmes ſchauen,
Halb lieber ſelbſt geſehen ſeyn,
Gelehrten ſollen dunkle Grillen
Durch die Erleuchtung ſchnell vergehn,
Zu Hauſe bleibt Verſtand und Willen,
Hier giebet es nur was zu ſehn.
Die ganze Ritterſchaft Poeten,
Und meine Bruͤder im Apoll,
Kommt ſelbſten auch herbeygetreten;
Von Wind und von Begeiſtrung voll,
Wie? wuͤrde wohl ſo theuren Dichtern
Der Unmuth nur noch mehr erweckt,
Wenn nicht ihr Witz bey ſo viel Lichtern
Sein Endgen Wachsſtock angeſteckt?
Mit offnem Maul, verſchloſſnen Ohren,
Mit Augen, die verwundernd groß,
Steht Stax, er hat ſich ganz verlohren,
Er lacht! itzt fuͤhlt er einen Stoß,
Er weiß nicht, ob Dianens Pfeile
Jhn wieder zu ſich ſelbſt gebracht,
Er brummt, beſieht ſich eine Weile,
Seht, was er weiter thut! er lacht!
Soll
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="9">
              <l>
                <pb facs="#f0214" n="194"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Arm, Reich, Hoch, Niedrig, Alt und Junge,</l><lb/>
              <l>Herr, Frau, Knecht, Magd, er, wir, ihr, &#x017F;ie,</l><lb/>
              <l>Sind aller&#x017F;eits mit vollem Sprunge,</l><lb/>
              <l>Theils unterwegens, theils &#x017F;chon hie.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Ein &#x017F;cho&#x0364;n Ge&#x017F;chlecht von Jungfern, Frauen,</l><lb/>
              <l>Bey vieler tau&#x017F;end Lampen Schein,</l><lb/>
              <l>Will halb was angenehmes &#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Halb lieber &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Gelehrten &#x017F;ollen dunkle Grillen</l><lb/>
              <l>Durch die Erleuchtung &#x017F;chnell vergehn,</l><lb/>
              <l>Zu Hau&#x017F;e bleibt Ver&#x017F;tand und Willen,</l><lb/>
              <l>Hier giebet es nur was zu &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Die ganze Ritter&#x017F;chaft Poeten,</l><lb/>
              <l>Und meine Bru&#x0364;der im Apoll,</l><lb/>
              <l>Kommt &#x017F;elb&#x017F;ten auch herbeygetreten;</l><lb/>
              <l>Von Wind und von Begei&#x017F;trung voll,</l><lb/>
              <l>Wie? wu&#x0364;rde wohl &#x017F;o theuren Dichtern</l><lb/>
              <l>Der Unmuth nur noch mehr erweckt,</l><lb/>
              <l>Wenn nicht ihr Witz bey &#x017F;o viel Lichtern</l><lb/>
              <l>Sein Endgen Wachs&#x017F;tock ange&#x017F;teckt?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Mit offnem Maul, ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;nen Ohren,</l><lb/>
              <l>Mit Augen, die verwundernd groß,</l><lb/>
              <l>Steht Stax, er hat &#x017F;ich ganz verlohren,</l><lb/>
              <l>Er lacht! itzt fu&#x0364;hlt er einen Stoß,</l><lb/>
              <l>Er weiß nicht, ob Dianens Pfeile</l><lb/>
              <l>Jhn wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gebracht,</l><lb/>
              <l>Er brummt, be&#x017F;ieht &#x017F;ich eine Weile,</l><lb/>
              <l>Seht, was er weiter thut! er lacht!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Soll</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0214] Drittes Buch. Arm, Reich, Hoch, Niedrig, Alt und Junge, Herr, Frau, Knecht, Magd, er, wir, ihr, ſie, Sind allerſeits mit vollem Sprunge, Theils unterwegens, theils ſchon hie. Ein ſchoͤn Geſchlecht von Jungfern, Frauen, Bey vieler tauſend Lampen Schein, Will halb was angenehmes ſchauen, Halb lieber ſelbſt geſehen ſeyn, Gelehrten ſollen dunkle Grillen Durch die Erleuchtung ſchnell vergehn, Zu Hauſe bleibt Verſtand und Willen, Hier giebet es nur was zu ſehn. Die ganze Ritterſchaft Poeten, Und meine Bruͤder im Apoll, Kommt ſelbſten auch herbeygetreten; Von Wind und von Begeiſtrung voll, Wie? wuͤrde wohl ſo theuren Dichtern Der Unmuth nur noch mehr erweckt, Wenn nicht ihr Witz bey ſo viel Lichtern Sein Endgen Wachsſtock angeſteckt? Mit offnem Maul, verſchloſſnen Ohren, Mit Augen, die verwundernd groß, Steht Stax, er hat ſich ganz verlohren, Er lacht! itzt fuͤhlt er einen Stoß, Er weiß nicht, ob Dianens Pfeile Jhn wieder zu ſich ſelbſt gebracht, Er brummt, beſieht ſich eine Weile, Seht, was er weiter thut! er lacht! Soll

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/214
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/214>, abgerufen am 21.11.2024.