Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Drittes Buch. So eile denn herzu mit schnellem Lauf! Verdopple deinen Schritt zu dem gelobten Lande Und putze mich mit einem Bande Durch deine Hand als einen Schäfer auf, Der Zunder von dem Liebesfeuer Das ist die Göttin meiner Leyer! Ja Dichtkunst! du! mit der ich Tag und Nacht, Zu jeder Jahreszeit ganz einsam in der Enge, Frey von dem murmelnden Gedränge Der Welt entzückt mit Liebe zugebracht, Die meines Kummers Grösse mindert, Und alle Leidenschaften lindert! Erstickt mich oft der Freunde falscher Arm, Pflegt mich manchschön Gesicht verächtlich anzublicken, Jndem mich Noth und Kummer drücken, Denn jeder Tag hat seinen eignen Harm; So ruf ich dich, und du erscheinest, Weil du es einzig redlich meynest. Wohlan so sey, o Poesie! dein Reiz Nicht nur für meinen Geist das Muster meiner Schöne, Nein! auch der Jnhalt meiner Töne Sey nur von dir, entfernt von Stolz und Geiz, Wodurch ich dir mein Opfer bringe, Wenn ich Natur und Lenz besinge! Der
Drittes Buch. So eile denn herzu mit ſchnellem Lauf! Verdopple deinen Schritt zu dem gelobten Lande Und putze mich mit einem Bande Durch deine Hand als einen Schaͤfer auf, Der Zunder von dem Liebesfeuer Das iſt die Goͤttin meiner Leyer! Ja Dichtkunſt! du! mit der ich Tag und Nacht, Zu jeder Jahreszeit ganz einſam in der Enge, Frey von dem murmelnden Gedraͤnge Der Welt entzuͤckt mit Liebe zugebracht, Die meines Kummers Groͤſſe mindert, Und alle Leidenſchaften lindert! Erſtickt mich oft der Freunde falſcher Arm, Pflegt mich manchſchoͤn Geſicht veraͤchtlich anzublickẽ, Jndem mich Noth und Kummer druͤcken, Denn jeder Tag hat ſeinen eignen Harm; So ruf ich dich, und du erſcheineſt, Weil du es einzig redlich meyneſt. Wohlan ſo ſey, o Poeſie! dein Reiz Nicht nur fuͤr meinẽ Geiſt das Muſter meiner Schoͤne, Nein! auch der Jnhalt meiner Toͤne Sey nur von dir, entfernt von Stolz und Geiz, Wodurch ich dir mein Opfer bringe, Wenn ich Natur und Lenz beſinge! Der
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Drittes Buch.
So eile denn herzu mit ſchnellem Lauf!
Verdopple deinen Schritt zu dem gelobten Lande
Und putze mich mit einem Bande
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Der Zunder von dem Liebesfeuer
Das iſt die Goͤttin meiner Leyer!
Ja Dichtkunſt! du! mit der ich Tag und Nacht,
Zu jeder Jahreszeit ganz einſam in der Enge,
Frey von dem murmelnden Gedraͤnge
Der Welt entzuͤckt mit Liebe zugebracht,
Die meines Kummers Groͤſſe mindert,
Und alle Leidenſchaften lindert!
Erſtickt mich oft der Freunde falſcher Arm,
Pflegt mich manchſchoͤn Geſicht veraͤchtlich anzublickẽ,
Jndem mich Noth und Kummer druͤcken,
Denn jeder Tag hat ſeinen eignen Harm;
So ruf ich dich, und du erſcheineſt,
Weil du es einzig redlich meyneſt.
Wohlan ſo ſey, o Poeſie! dein Reiz
Nicht nur fuͤr meinẽ Geiſt das Muſter meiner Schoͤne,
Nein! auch der Jnhalt meiner Toͤne
Sey nur von dir, entfernt von Stolz und Geiz,
Wodurch ich dir mein Opfer bringe,
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