Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Freuden- und Trauer-Oden. Heyl mit dir! Tochter der Gestirne! Gebenedeytes Himmels-Kind! Die aus dem göttlichen Gehirne Der Weisheit ihren Körper spinnt; Willkommen bey dem Wiederkehren! O Dichtkunst! Königin der Ehren! Du mein Gesang! Heyl sey mit dir! Vorlängst erseufzet und erbeten, Ach! komm in Majestät getreten, Und eile doch nicht mehr von hier! Du kömmst! der Morgenröthe Wagen Wird dir beym Einzug zugesandt, Es haben Wolken, dich zu tragen, Jn ihrem Lauf schon umgewandt; O welch ein himmlisch Angesichte! Wie strahlet es im hellen Lichte! Voll Witz und so gedankenreich! Dir folgen Fröhlichkeit und Scherze, Ein ieder kennt das Mutterherze Aus deinen milden Blicken gleich. Den Boden hast du nun beschritten Zu einem langen Lebenslauf, Es wachsen unter deinen Tritten Schon Millionen Blumen auf; Dort kommen alle Jahreszeiten, Jn ihr Gebiet dich zu begleiten, Mit aller ihrer Pracht herbey; Du neigst das Zepter, Vögel singen, Man höret Luft und Wald erklingen, Welch ein melodisches Geschrey! Das R 2
Freuden- und Trauer-Oden. Heyl mit dir! Tochter der Geſtirne! Gebenedeytes Himmels-Kind! Die aus dem goͤttlichen Gehirne Der Weisheit ihren Koͤrper ſpinnt; Willkommen bey dem Wiederkehren! O Dichtkunſt! Koͤnigin der Ehren! Du mein Geſang! Heyl ſey mit dir! Vorlaͤngſt erſeufzet und erbeten, Ach! komm in Majeſtaͤt getreten, Und eile doch nicht mehr von hier! Du koͤmmſt! der Morgenroͤthe Wagen Wird dir beym Einzug zugeſandt, Es haben Wolken, dich zu tragen, Jn ihrem Lauf ſchon umgewandt; O welch ein himmliſch Angeſichte! Wie ſtrahlet es im hellen Lichte! Voll Witz und ſo gedankenreich! Dir folgen Froͤhlichkeit und Scherze, Ein ieder kennt das Mutterherze Aus deinen milden Blicken gleich. Den Boden haſt du nun beſchritten Zu einem langen Lebenslauf, Es wachſen unter deinen Tritten Schon Millionen Blumen auf; Dort kommen alle Jahreszeiten, Jn ihr Gebiet dich zu begleiten, Mit aller ihrer Pracht herbey; Du neigſt das Zepter, Voͤgel ſingen, Man hoͤret Luft und Wald erklingen, Welch ein melodiſches Geſchrey! Das R 2
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Freuden- und Trauer-Oden.
Heyl mit dir! Tochter der Geſtirne!
Gebenedeytes Himmels-Kind!
Die aus dem goͤttlichen Gehirne
Der Weisheit ihren Koͤrper ſpinnt;
Willkommen bey dem Wiederkehren!
O Dichtkunſt! Koͤnigin der Ehren!
Du mein Geſang! Heyl ſey mit dir!
Vorlaͤngſt erſeufzet und erbeten,
Ach! komm in Majeſtaͤt getreten,
Und eile doch nicht mehr von hier!
Du koͤmmſt! der Morgenroͤthe Wagen
Wird dir beym Einzug zugeſandt,
Es haben Wolken, dich zu tragen,
Jn ihrem Lauf ſchon umgewandt;
O welch ein himmliſch Angeſichte!
Wie ſtrahlet es im hellen Lichte!
Voll Witz und ſo gedankenreich!
Dir folgen Froͤhlichkeit und Scherze,
Ein ieder kennt das Mutterherze
Aus deinen milden Blicken gleich.
Den Boden haſt du nun beſchritten
Zu einem langen Lebenslauf,
Es wachſen unter deinen Tritten
Schon Millionen Blumen auf;
Dort kommen alle Jahreszeiten,
Jn ihr Gebiet dich zu begleiten,
Mit aller ihrer Pracht herbey;
Du neigſt das Zepter, Voͤgel ſingen,
Man hoͤret Luft und Wald erklingen,
Welch ein melodiſches Geſchrey!
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Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/279>, abgerufen am 16.07.2024. |