Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.
Wie viel Personen bringt solch Scheiden, Bey oftmahls Millionen Leiden, Dergleichen unverhoffte Post, Ganz ausser sich! raubt allen Trost! Da fühlet die bestürzte Menge, Was sie zubald, zufrüh vermißt, Weil auch die höchste Lebenslänge Für Pfleger noch kein Alter ist. Wen seh ich dort die Hände falten? Wer kann die Thränen nicht verhalten? Wen krümmt ein wahres Herzeleid? Bist du es, alte Redlichkeit? Auf deinem blassen Angesichte, Wo die Verstellung nie gelacht, Hat Wehmuth uns im hellen Lichte Die Trauerbotschaft kund gemacht! Du klagst? du hast auch Recht zu klagen! Du siehest in den letzten Tagen Nicht mehr wie sonst den alten Freund, Der es mit dir so gut gemeynt; Der Tod läßt dir die Nachricht lesen, Der selbsten die Verwandschaft stöhrt; Er ist nunmehro dagewesen, Und endlich bey mir eingekehrt. O könnt
Wie viel Perſonen bringt ſolch Scheiden, Bey oftmahls Millionen Leiden, Dergleichen unverhoffte Poſt, Ganz auſſer ſich! raubt allen Troſt! Da fuͤhlet die beſtuͤrzte Menge, Was ſie zubald, zufruͤh vermißt, Weil auch die hoͤchſte Lebenslaͤnge Fuͤr Pfleger noch kein Alter iſt. Wen ſeh ich dort die Haͤnde falten? Wer kann die Thraͤnen nicht verhalten? Wen kruͤmmt ein wahres Herzeleid? Biſt du es, alte Redlichkeit? Auf deinem blaſſen Angeſichte, Wo die Verſtellung nie gelacht, Hat Wehmuth uns im hellen Lichte Die Trauerbotſchaft kund gemacht! Du klagſt? du haſt auch Recht zu klagen! Du ſieheſt in den letzten Tagen Nicht mehr wie ſonſt den alten Freund, Der es mit dir ſo gut gemeynt; Der Tod laͤßt dir die Nachricht leſen, Der ſelbſten die Verwandſchaft ſtoͤhrt; Er iſt nunmehro dageweſen, Und endlich bey mir eingekehrt. O koͤnnt
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Viertes Buch.
Ach! Schade! wenn ſich erſt auf Erden
Der Menſchen Wohlfahrt Maͤnner weihn,
Daß ſolche wiederum entwerden,
Und nicht unſterblich koͤnnen ſeyn!
Wie viel Perſonen bringt ſolch Scheiden,
Bey oftmahls Millionen Leiden,
Dergleichen unverhoffte Poſt,
Ganz auſſer ſich! raubt allen Troſt!
Da fuͤhlet die beſtuͤrzte Menge,
Was ſie zubald, zufruͤh vermißt,
Weil auch die hoͤchſte Lebenslaͤnge
Fuͤr Pfleger noch kein Alter iſt.
Wen ſeh ich dort die Haͤnde falten?
Wer kann die Thraͤnen nicht verhalten?
Wen kruͤmmt ein wahres Herzeleid?
Biſt du es, alte Redlichkeit?
Auf deinem blaſſen Angeſichte,
Wo die Verſtellung nie gelacht,
Hat Wehmuth uns im hellen Lichte
Die Trauerbotſchaft kund gemacht!
Du klagſt? du haſt auch Recht zu klagen!
Du ſieheſt in den letzten Tagen
Nicht mehr wie ſonſt den alten Freund,
Der es mit dir ſo gut gemeynt;
Der Tod laͤßt dir die Nachricht leſen,
Der ſelbſten die Verwandſchaft ſtoͤhrt;
Er iſt nunmehro dageweſen,
Und endlich bey mir eingekehrt.
O koͤnnt
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