Erblasster! uns geschieht dein Scheiden Noch viel zu früh, und unsrer Stadt, Hier ist das Leid nicht zu vermeiden, Weil man dich eingebüsset hat; Dein frommes Herz voll zarter Güte, Dein sanft und redliches Gemüthe, Dein so durchdringender Verstand, Und vor das Recht dein wachsam Sorgen Blieb nicht geheim, und uns verborgen, So wahr die Tugend Dich gekannt!
Wir wollen dein Gedächtniß ehren, Solange wir uns übrig sehn! Ja wenn wir einst den Staub vermehren, Und hin zu denen meisten gehn, So soll sich doch in unsern Kindern Dein Angedenken nicht vermindern, So ehren wir die Tugend hoch. Betrübte! die ihr Leide traget, Und Mann und Vater jetzt beklaget, Nur unbetrübt! Er lebt ja noch!
Bro-
Viertes Buch.
Erblaſſter! uns geſchieht dein Scheiden Noch viel zu fruͤh, und unſrer Stadt, Hier iſt das Leid nicht zu vermeiden, Weil man dich eingebuͤſſet hat; Dein frommes Herz voll zarter Guͤte, Dein ſanft und redliches Gemuͤthe, Dein ſo durchdringender Verſtand, Und vor das Recht dein wachſam Sorgen Blieb nicht geheim, und uns verborgen, So wahr die Tugend Dich gekannt!
Wir wollen dein Gedaͤchtniß ehren, Solange wir uns uͤbrig ſehn! Ja wenn wir einſt den Staub vermehren, Und hin zu denen meiſten gehn, So ſoll ſich doch in unſern Kindern Dein Angedenken nicht vermindern, So ehren wir die Tugend hoch. Betruͤbte! die ihr Leide traget, Und Mann und Vater jetzt beklaget, Nur unbetruͤbt! Er lebt ja noch!
Bro-
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Viertes Buch.
Erblaſſter! uns geſchieht dein Scheiden
Noch viel zu fruͤh, und unſrer Stadt,
Hier iſt das Leid nicht zu vermeiden,
Weil man dich eingebuͤſſet hat;
Dein frommes Herz voll zarter Guͤte,
Dein ſanft und redliches Gemuͤthe,
Dein ſo durchdringender Verſtand,
Und vor das Recht dein wachſam Sorgen
Blieb nicht geheim, und uns verborgen,
So wahr die Tugend Dich gekannt!
Wir wollen dein Gedaͤchtniß ehren,
Solange wir uns uͤbrig ſehn!
Ja wenn wir einſt den Staub vermehren,
Und hin zu denen meiſten gehn,
So ſoll ſich doch in unſern Kindern
Dein Angedenken nicht vermindern,
So ehren wir die Tugend hoch.
Betruͤbte! die ihr Leide traget,
Und Mann und Vater jetzt beklaget,
Nur unbetruͤbt! Er lebt ja noch!
Bro-
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/314>, abgerufen am 16.07.2024.
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