Mein künftig Elend merk ich nun, Und wie so schlecht ich werde ruhn, So viel mein denkendes Vermögen Jm voraus weiß zu überlegen, Weil meine Freundin mir gebricht, Von der ein Säugling sonst sich so viel Guts verspricht.
Jch fühle itzt in meiner Brust Nur halb den grössesten Verlust, Dafern ich noch mehr Jahr erreiche, So will ich erst bey deiner Leiche, Bey deinem letzten Denkmahl stehn, Da soll man mit Vernunft die Tochter wei- nen sehn.
Du! der Du mich in diese Welt Zu der betrübten Zeit bestellt, Da ich mit kleinem Mißvergnügen Sie sehen muß darnieder liegen, Erhalt indessen diesen Mann, Der nun an jener Statt die Arme aufge- than.
Fünf-
Viertes Buch.
Mein kuͤnftig Elend merk ich nun, Und wie ſo ſchlecht ich werde ruhn, So viel mein denkendes Vermoͤgen Jm voraus weiß zu uͤberlegen, Weil meine Freundin mir gebricht, Von der ein Saͤugling ſonſt ſich ſo viel Guts verſpricht.
Jch fuͤhle itzt in meiner Bruſt Nur halb den groͤſſeſten Verluſt, Dafern ich noch mehr Jahr erreiche, So will ich erſt bey deiner Leiche, Bey deinem letzten Denkmahl ſtehn, Da ſoll man mit Vernunft die Tochter wei- nen ſehn.
Du! der Du mich in dieſe Welt Zu der betruͤbten Zeit beſtellt, Da ich mit kleinem Mißvergnuͤgen Sie ſehen muß darnieder liegen, Erhalt indeſſen dieſen Mann, Der nun an jener Statt die Arme aufge- than.
Fuͤnf-
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Viertes Buch.
Mein kuͤnftig Elend merk ich nun,
Und wie ſo ſchlecht ich werde ruhn,
So viel mein denkendes Vermoͤgen
Jm voraus weiß zu uͤberlegen,
Weil meine Freundin mir gebricht,
Von der ein Saͤugling ſonſt ſich ſo viel Guts
verſpricht.
Jch fuͤhle itzt in meiner Bruſt
Nur halb den groͤſſeſten Verluſt,
Dafern ich noch mehr Jahr erreiche,
So will ich erſt bey deiner Leiche,
Bey deinem letzten Denkmahl ſtehn,
Da ſoll man mit Vernunft die Tochter wei-
nen ſehn.
Du! der Du mich in dieſe Welt
Zu der betruͤbten Zeit beſtellt,
Da ich mit kleinem Mißvergnuͤgen
Sie ſehen muß darnieder liegen,
Erhalt indeſſen dieſen Mann,
Der nun an jener Statt die Arme aufge-
than.
Fuͤnf-
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/326>, abgerufen am 16.07.2024.
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