Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Sapphische Oden. Der Wohlthäter. Jch sahe sie im prächtigen Geleite, Das Füllhorn trug sie an der linken Seite, Wie huldreich! denn sie glich an zartem Triebe Der Mutterliebe. Von denen Sternen stieg die Göttin nieder; Jhr, dieser Menschenfreundin! sing ich Lieder, Der man bereits dort in erlauchten Chören Lobsingen hören. O Mildigkeit! die G - - zu mir leitet, Die in mein Thal zum erstenmahle schreitet, Von Boreas zugleich im Arm genommen, Sey mir willkommen! Warum so selten sichtbar auf der Erden? Kannst du denn nicht allhier einheimisch werden? Jn deiner Macht beruht der Niedern Glücke, Durch holde Blicke. Zufriedenheit sieht nicht nach vollen Händen, Ob du dich näherst, Güther auszuspenden, Der Eigennutz allein in ihrer Hülle Winkt deiner Fülle. Zwar
Sapphiſche Oden. Der Wohlthaͤter. Jch ſahe ſie im praͤchtigen Geleite, Das Fuͤllhorn trug ſie an der linken Seite, Wie huldreich! denn ſie glich an zartem Triebe Der Mutterliebe. Von denen Sternen ſtieg die Goͤttin nieder; Jhr, dieſer Menſchenfreundin! ſing ich Lieder, Der man bereits dort in erlauchten Choͤren Lobſingen hoͤren. O Mildigkeit! die G ‒ ‒ zu mir leitet, Die in mein Thal zum erſtenmahle ſchreitet, Von Boreas zugleich im Arm genommen, Sey mir willkommen! Warum ſo ſelten ſichtbar auf der Erden? Kannſt du denn nicht allhier einheimiſch werden? Jn deiner Macht beruht der Niedern Gluͤcke, Durch holde Blicke. Zufriedenheit ſieht nicht nach vollen Haͤnden, Ob du dich naͤherſt, Guͤther auszuſpenden, Der Eigennutz allein in ihrer Huͤlle Winkt deiner Fuͤlle. Zwar
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Sapphiſche Oden.
Der Wohlthaͤter.
Jch ſahe ſie im praͤchtigen Geleite,
Das Fuͤllhorn trug ſie an der linken Seite,
Wie huldreich! denn ſie glich an zartem Triebe
Der Mutterliebe.
Von denen Sternen ſtieg die Goͤttin nieder;
Jhr, dieſer Menſchenfreundin! ſing ich Lieder,
Der man bereits dort in erlauchten Choͤren
Lobſingen hoͤren.
O Mildigkeit! die G ‒ ‒ zu mir leitet,
Die in mein Thal zum erſtenmahle ſchreitet,
Von Boreas zugleich im Arm genommen,
Sey mir willkommen!
Warum ſo ſelten ſichtbar auf der Erden?
Kannſt du denn nicht allhier einheimiſch werden?
Jn deiner Macht beruht der Niedern Gluͤcke,
Durch holde Blicke.
Zufriedenheit ſieht nicht nach vollen Haͤnden,
Ob du dich naͤherſt, Guͤther auszuſpenden,
Der Eigennutz allein in ihrer Huͤlle
Winkt deiner Fuͤlle.
Zwar
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Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/355>, abgerufen am 16.02.2025. |