Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Fünftes Buch. Daß er sie brünstig küsset,Auch an sein Herze drücket, Worüber ihm der Hunger Und auch der Durst vergehet. Jedoch ich sehe schärfer Mit meinen eignen Augen, Jndem ich Schätze zähle, Und kann die Augen sparen, Die man erst muß bezahlen. Doch sind es keine Helden Mit goldenen Gesichtern, O nein! ich zähle Mädchen, Brunetten und Blondinen, Mit weiß und schwarzen Haaren, Mit solchen Rosenwangen, Als du, o Christiane! So lieblichreizend wiesest. Nur niedliche Gesichter, Die ich sodenn besehe, Worein ich mich verliebe, Sodenn gleich geizig werde, Um sie nur zu besitzen, Sie nach und nach zu küssen, Sie an mein Herz zu drücken, Sie tugendhaft zu lieben, Wie geizige Poeten Es sonst zu machen pflegen, Daß ihnen Wein und Essen Um desto besser schmecke. Wer ist von uns nun klüger? Ueber-
Fünftes Buch. Daß er ſie bruͤnſtig kuͤſſet,Auch an ſein Herze druͤcket, Woruͤber ihm der Hunger Und auch der Durſt vergehet. Jedoch ich ſehe ſchaͤrfer Mit meinen eignen Augen, Jndem ich Schaͤtze zaͤhle, Und kann die Augen ſparen, Die man erſt muß bezahlen. Doch ſind es keine Helden Mit goldenen Geſichtern, O nein! ich zaͤhle Maͤdchen, Brunetten und Blondinen, Mit weiß und ſchwarzen Haaren, Mit ſolchen Roſenwangen, Als du, o Chriſtiane! So lieblichreizend wieſeſt. Nur niedliche Geſichter, Die ich ſodenn beſehe, Worein ich mich verliebe, Sodenn gleich geizig werde, Um ſie nur zu beſitzen, Sie nach und nach zu kuͤſſen, Sie an mein Herz zu druͤcken, Sie tugendhaft zu lieben, Wie geizige Poeten Es ſonſt zu machen pflegen, Daß ihnen Wein und Eſſen Um deſto beſſer ſchmecke. Wer iſt von uns nun kluͤger? Ueber-
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Fünftes Buch.
Daß er ſie bruͤnſtig kuͤſſet,
Auch an ſein Herze druͤcket,
Woruͤber ihm der Hunger
Und auch der Durſt vergehet.
Jedoch ich ſehe ſchaͤrfer
Mit meinen eignen Augen,
Jndem ich Schaͤtze zaͤhle,
Und kann die Augen ſparen,
Die man erſt muß bezahlen.
Doch ſind es keine Helden
Mit goldenen Geſichtern,
O nein! ich zaͤhle Maͤdchen,
Brunetten und Blondinen,
Mit weiß und ſchwarzen Haaren,
Mit ſolchen Roſenwangen,
Als du, o Chriſtiane!
So lieblichreizend wieſeſt.
Nur niedliche Geſichter,
Die ich ſodenn beſehe,
Worein ich mich verliebe,
Sodenn gleich geizig werde,
Um ſie nur zu beſitzen,
Sie nach und nach zu kuͤſſen,
Sie an mein Herz zu druͤcken,
Sie tugendhaft zu lieben,
Wie geizige Poeten
Es ſonſt zu machen pflegen,
Daß ihnen Wein und Eſſen
Um deſto beſſer ſchmecke.
Wer iſt von uns nun kluͤger?
Ueber-
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