Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
Maaß bedeutet Beschaffenheit der Kirche in An-
sehung des Wahren und Guten; der Mensch
bedeutet einen Menschen, in welchem alles
dieses im Allgemeinen und Besondern anzu-
treffen, und in welchem also der Himmel ist;
und weil der Engel auch aus dem Wahren und
Guten ein Mensch ist, so heißt es: nach dem
Maaß eines Menschen welches ein Maaß
eines Engels ist:
dieses ist der geistliche Sinn *)
von jenen Worten: wer würde sonst ohne diesen
Sinn verstehen können, daß die Mauer des hei-
ligen Jerusalems das Maaß eines Menschen
nemlich eines Engels sey?

74. Aber nun komme ich auf meine Erfah-
rung: daß die Engel menschliche Gestalten oder
Menschen sind, das habe ich wohl tausendmal
gesehen; denn ich habe mit ihnen, als wie ein
Mensch mit einem Menschen, manchmal mit ei-
nem Einzigen, bisweilen mit mehreren in Gesell-
schaft geredet, und bey ihnen nicht das mindeste,
das von dem Menschen in Ansehung der Gestalt
unterschieden wäre, gesehen; ich verwunderte
mich etlichemal daß sie so beschaffen waren: und
damit man nicht sagen könne, es wäre ein Be-
trug oder ein Gesicht der Phantasie, so wurde
mir gegeben, sie bey völliger Wachsamkeit, oder
wenn ich in allen Sinnen des Leibes, und im Zu-

stand
*) Von dem geistlichen oder innern Sinn des
Worts lese man nach dem Traciat vom weis-
sen Pferd in der Offenbarung.

Vom Himmel.
Maaß bedeutet Beſchaffenheit der Kirche in An-
ſehung des Wahren und Guten; der Menſch
bedeutet einen Menſchen, in welchem alles
dieſes im Allgemeinen und Beſondern anzu-
treffen, und in welchem alſo der Himmel iſt;
und weil der Engel auch aus dem Wahren und
Guten ein Menſch iſt, ſo heißt es: nach dem
Maaß eines Menſchen welches ein Maaß
eines Engels iſt:
dieſes iſt der geiſtliche Sinn *)
von jenen Worten: wer wuͤrde ſonſt ohne dieſen
Sinn verſtehen koͤnnen, daß die Mauer des hei-
ligen Jeruſalems das Maaß eines Menſchen
nemlich eines Engels ſey?

74. Aber nun komme ich auf meine Erfah-
rung: daß die Engel menſchliche Geſtalten oder
Menſchen ſind, das habe ich wohl tauſendmal
geſehen; denn ich habe mit ihnen, als wie ein
Menſch mit einem Menſchen, manchmal mit ei-
nem Einzigen, bisweilen mit mehreren in Geſell-
ſchaft geredet, und bey ihnen nicht das mindeſte,
das von dem Menſchen in Anſehung der Geſtalt
unterſchieden waͤre, geſehen; ich verwunderte
mich etlichemal daß ſie ſo beſchaffen waren: und
damit man nicht ſagen koͤnne, es waͤre ein Be-
trug oder ein Geſicht der Phantaſie, ſo wurde
mir gegeben, ſie bey voͤlliger Wachſamkeit, oder
wenn ich in allen Sinnen des Leibes, und im Zu-

ſtand
*) Von dem geiſtlichen oder innern Sinn des
Worts leſe man nach dem Traciat vom weiſ-
ſen Pferd in der Offenbarung.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0113" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Maaß</hi> bedeutet Be&#x017F;chaffenheit der Kirche in An-<lb/>
&#x017F;ehung des Wahren und Guten; <hi rendition="#fr">der Men&#x017F;ch</hi><lb/>
bedeutet einen Men&#x017F;chen, in welchem alles<lb/>
die&#x017F;es im Allgemeinen und Be&#x017F;ondern anzu-<lb/>
treffen, und in welchem al&#x017F;o der Himmel i&#x017F;t;<lb/>
und weil der Engel auch aus dem Wahren und<lb/>
Guten ein Men&#x017F;ch i&#x017F;t, &#x017F;o heißt es: <hi rendition="#fr">nach dem<lb/>
Maaß eines Men&#x017F;chen welches ein Maaß<lb/>
eines Engels i&#x017F;t:</hi> die&#x017F;es i&#x017F;t der gei&#x017F;tliche Sinn <note place="foot" n="*)">Von dem gei&#x017F;tlichen oder innern Sinn des<lb/>
Worts le&#x017F;e man nach dem Traciat <hi rendition="#fr">vom wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Pferd in der Offenbarung.</hi></note><lb/>
von jenen Worten: wer wu&#x0364;rde &#x017F;on&#x017F;t ohne die&#x017F;en<lb/>
Sinn ver&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen, daß die Mauer des hei-<lb/>
ligen Jeru&#x017F;alems das Maaß eines Men&#x017F;chen<lb/>
nemlich eines Engels &#x017F;ey?</p><lb/>
            <p>74. Aber nun komme ich auf meine Erfah-<lb/>
rung: daß die Engel men&#x017F;chliche Ge&#x017F;talten oder<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ind, das habe ich wohl tau&#x017F;endmal<lb/>
ge&#x017F;ehen; denn ich habe mit ihnen, als wie ein<lb/>
Men&#x017F;ch mit einem Men&#x017F;chen, manchmal mit ei-<lb/>
nem Einzigen, bisweilen mit mehreren in Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft geredet, und bey ihnen nicht das minde&#x017F;te,<lb/>
das von dem Men&#x017F;chen in An&#x017F;ehung der Ge&#x017F;talt<lb/>
unter&#x017F;chieden wa&#x0364;re, ge&#x017F;ehen; ich verwunderte<lb/>
mich etlichemal daß &#x017F;ie &#x017F;o be&#x017F;chaffen waren: und<lb/>
damit man nicht &#x017F;agen ko&#x0364;nne, es wa&#x0364;re ein Be-<lb/>
trug oder ein Ge&#x017F;icht der Phanta&#x017F;ie, &#x017F;o wurde<lb/>
mir gegeben, &#x017F;ie bey vo&#x0364;lliger Wach&#x017F;amkeit, oder<lb/>
wenn ich in allen Sinnen des Leibes, und im Zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tand</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0113] Vom Himmel. Maaß bedeutet Beſchaffenheit der Kirche in An- ſehung des Wahren und Guten; der Menſch bedeutet einen Menſchen, in welchem alles dieſes im Allgemeinen und Beſondern anzu- treffen, und in welchem alſo der Himmel iſt; und weil der Engel auch aus dem Wahren und Guten ein Menſch iſt, ſo heißt es: nach dem Maaß eines Menſchen welches ein Maaß eines Engels iſt: dieſes iſt der geiſtliche Sinn *) von jenen Worten: wer wuͤrde ſonſt ohne dieſen Sinn verſtehen koͤnnen, daß die Mauer des hei- ligen Jeruſalems das Maaß eines Menſchen nemlich eines Engels ſey? 74. Aber nun komme ich auf meine Erfah- rung: daß die Engel menſchliche Geſtalten oder Menſchen ſind, das habe ich wohl tauſendmal geſehen; denn ich habe mit ihnen, als wie ein Menſch mit einem Menſchen, manchmal mit ei- nem Einzigen, bisweilen mit mehreren in Geſell- ſchaft geredet, und bey ihnen nicht das mindeſte, das von dem Menſchen in Anſehung der Geſtalt unterſchieden waͤre, geſehen; ich verwunderte mich etlichemal daß ſie ſo beſchaffen waren: und damit man nicht ſagen koͤnne, es waͤre ein Be- trug oder ein Geſicht der Phantaſie, ſo wurde mir gegeben, ſie bey voͤlliger Wachſamkeit, oder wenn ich in allen Sinnen des Leibes, und im Zu- ſtand *) Von dem geiſtlichen oder innern Sinn des Worts leſe man nach dem Traciat vom weiſ- ſen Pferd in der Offenbarung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/113
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/113>, abgerufen am 08.05.2024.