einander reden; mit einem Wort, es fehlet ihnen ganz und gar nichts von dem, was zum Menschen gehöret, außer daß sie nicht mit dem materiellen oder irrdischen Leib umhüllet sind: ich habe sie in ihrem Lichte, welches das Mittagslicht der Welt bey weiten übertrifft, und in demselben alles, was zu ihrem Angesicht gehöret, deutlicher und klärer gesehen, als die Angesichter der Menschen auf den Erdboden. Es wurde mir auch gegeben, ei- nen Engel des innersten Himmels zu sehen, der hatte ein glänzenderes und prächtigeres An- gesicht, als die Engel der untern Himmel, ich betrachtete ihm genau, und sahe daß er eine ganz vollkommene menschliche Gestalt hatte.
76. Man muß aber wissen, daß die Engel von dem Menschen nicht durch die Augen seines Leibes, sondern durch die Augen des Geistes der in dem Menschen ist, gesehen werden können, weil derselbe in der geistlichen Welt, und alles, was den Leib ausmachet in der natürlichen Welt ist; ein Gleiches siehet seines Gleichen, weil es aus dem Gleichen ist: überdieses ist das Werk- zeug des leiblichen Gesichts, nemlich das Auge, so grob, daß es nicht einmal das Kleinere in der Natur, außer durch Ferngläser, erkennen kann, wie einem jeden bekannt ist, folglich siehet es noch viel weniger das, was über der Sphäre der Na- tur ist, welches eben das ist, was in der geistli- chen Welt vorhanden: dieses wird aber dennoch von den Menschen gesehen, wenn er nemlich
von
E 3
Vom Himmel.
einander reden; mit einem Wort, es fehlet ihnen ganz und gar nichts von dem, was zum Menſchen gehoͤret, außer daß ſie nicht mit dem materiellen oder irrdiſchen Leib umhuͤllet ſind: ich habe ſie in ihrem Lichte, welches das Mittagslicht der Welt bey weiten uͤbertrifft, und in demſelben alles, was zu ihrem Angeſicht gehoͤret, deutlicher und klaͤrer geſehen, als die Angeſichter der Menſchen auf den Erdboden. Es wurde mir auch gegeben, ei- nen Engel des innerſten Himmels zu ſehen, der hatte ein glaͤnzenderes und praͤchtigeres An- geſicht, als die Engel der untern Himmel, ich betrachtete ihm genau, und ſahe daß er eine ganz vollkommene menſchliche Geſtalt hatte.
76. Man muß aber wiſſen, daß die Engel von dem Menſchen nicht durch die Augen ſeines Leibes, ſondern durch die Augen des Geiſtes der in dem Menſchen iſt, geſehen werden koͤnnen, weil derſelbe in der geiſtlichen Welt, und alles, was den Leib ausmachet in der natuͤrlichen Welt iſt; ein Gleiches ſiehet ſeines Gleichen, weil es aus dem Gleichen iſt: uͤberdieſes iſt das Werk- zeug des leiblichen Geſichts, nemlich das Auge, ſo grob, daß es nicht einmal das Kleinere in der Natur, außer durch Fernglaͤſer, erkennen kann, wie einem jeden bekannt iſt, folglich ſiehet es noch viel weniger das, was uͤber der Sphaͤre der Na- tur iſt, welches eben das iſt, was in der geiſtli- chen Welt vorhanden: dieſes wird aber dennoch von den Menſchen geſehen, wenn er nemlich
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Vom Himmel.
einander reden; mit einem Wort, es fehlet ihnen
ganz und gar nichts von dem, was zum Menſchen
gehoͤret, außer daß ſie nicht mit dem materiellen
oder irrdiſchen Leib umhuͤllet ſind: ich habe ſie in
ihrem Lichte, welches das Mittagslicht der Welt
bey weiten uͤbertrifft, und in demſelben alles, was
zu ihrem Angeſicht gehoͤret, deutlicher und klaͤrer
geſehen, als die Angeſichter der Menſchen auf
den Erdboden. Es wurde mir auch gegeben, ei-
nen Engel des innerſten Himmels zu ſehen,
der hatte ein glaͤnzenderes und praͤchtigeres An-
geſicht, als die Engel der untern Himmel, ich
betrachtete ihm genau, und ſahe daß er eine ganz
vollkommene menſchliche Geſtalt hatte.
76. Man muß aber wiſſen, daß die Engel
von dem Menſchen nicht durch die Augen ſeines
Leibes, ſondern durch die Augen des Geiſtes
der in dem Menſchen iſt, geſehen werden koͤnnen,
weil derſelbe in der geiſtlichen Welt, und alles,
was den Leib ausmachet in der natuͤrlichen Welt
iſt; ein Gleiches ſiehet ſeines Gleichen, weil es
aus dem Gleichen iſt: uͤberdieſes iſt das Werk-
zeug des leiblichen Geſichts, nemlich das Auge,
ſo grob, daß es nicht einmal das Kleinere in der
Natur, außer durch Fernglaͤſer, erkennen kann,
wie einem jeden bekannt iſt, folglich ſiehet es noch
viel weniger das, was uͤber der Sphaͤre der Na-
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chen Welt vorhanden: dieſes wird aber dennoch
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/116>, abgerufen am 17.07.2024.
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