Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
denn das Jnnere des Menschen nimmt den
Himmel auf, und sein Aeusseres nimmt die
Welt auf; in so viel demnach sein Jnneres
den Himmel aufnimmt, in so viel ist der
Mensch, in Ansehung des Jnnern, der Him-
mel in der kleinsten Gestalt nach dem Bild des
Größten Menschen; in so viel aber sein Jn-
neres den Himmel nicht aufnimmt, in so viel
ist er nicht der Himmel, noch das Bild des
Größten Menschen; dennoch aber kann das
Aeussere, welches die Welt aufnimmt, immer
in der Gestalt nach der Ordnung der Welt,
und daher in mancherley Schönheit seyn; denn
die äussere Schönheit, die zum Leib gehöret,
leitet ihre Ursache aus den Aeltern, und von
der Bildung im Mutterleibe her, und hernach
wird sie durch den allgemeinen Einfluß aus der
Welt erhalten: daher kommt es, daß die na-
türliche Gestalt des Menschen von der Gestalt
seines geistlichen Menschen sehr unterschie-
den ist. Es ist mir etlichemal gezeigt worden,
wie der Geist des Menschen der Gestalt nach
aussiehet, und ich habe gesehen, daß er in ei-
nigen, die schön und lieblich von Gesichte wa-
ren, häßlich, schwarz, und ungestaltet, ja,
das Bild der Hölle, aber nicht das Ebenbild
des Himmels war; ich habe auch gesehen, daß
er in einigen, die nicht schön von Gesichte wa-
ren, wohlgestaltet, weiß, und englisch war:
der Geist des Menschen erscheinet auch nach
dem Tod so, wie er in dem Leibe beschaffen ge-

wesen,
G 2

Vom Himmel.
denn das Jnnere des Menſchen nimmt den
Himmel auf, und ſein Aeuſſeres nimmt die
Welt auf; in ſo viel demnach ſein Jnneres
den Himmel aufnimmt, in ſo viel iſt der
Menſch, in Anſehung des Jnnern, der Him-
mel in der kleinſten Geſtalt nach dem Bild des
Groͤßten Menſchen; in ſo viel aber ſein Jn-
neres den Himmel nicht aufnimmt, in ſo viel
iſt er nicht der Himmel, noch das Bild des
Groͤßten Menſchen; dennoch aber kann das
Aeuſſere, welches die Welt aufnimmt, immer
in der Geſtalt nach der Ordnung der Welt,
und daher in mancherley Schoͤnheit ſeyn; denn
die aͤuſſere Schoͤnheit, die zum Leib gehoͤret,
leitet ihre Urſache aus den Aeltern, und von
der Bildung im Mutterleibe her, und hernach
wird ſie durch den allgemeinen Einfluß aus der
Welt erhalten: daher kommt es, daß die na-
tuͤrliche Geſtalt des Menſchen von der Geſtalt
ſeines geiſtlichen Menſchen ſehr unterſchie-
den iſt. Es iſt mir etlichemal gezeigt worden,
wie der Geiſt des Menſchen der Geſtalt nach
ausſiehet, und ich habe geſehen, daß er in ei-
nigen, die ſchoͤn und lieblich von Geſichte wa-
ren, haͤßlich, ſchwarz, und ungeſtaltet, ja,
das Bild der Hoͤlle, aber nicht das Ebenbild
des Himmels war; ich habe auch geſehen, daß
er in einigen, die nicht ſchoͤn von Geſichte wa-
ren, wohlgeſtaltet, weiß, und engliſch war:
der Geiſt des Menſchen erſcheinet auch nach
dem Tod ſo, wie er in dem Leibe beſchaffen ge-

weſen,
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0146" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
denn das <hi rendition="#fr">Jnnere</hi> des Men&#x017F;chen nimmt den<lb/>
Himmel auf, und &#x017F;ein Aeu&#x017F;&#x017F;eres nimmt die<lb/>
Welt auf; in &#x017F;o viel demnach &#x017F;ein Jnneres<lb/>
den Himmel aufnimmt, in &#x017F;o viel i&#x017F;t der<lb/>
Men&#x017F;ch, in An&#x017F;ehung des Jnnern, der Him-<lb/>
mel in der klein&#x017F;ten Ge&#x017F;talt nach dem Bild des<lb/><hi rendition="#fr">Gro&#x0364;ßten Men&#x017F;chen;</hi> in &#x017F;o viel aber &#x017F;ein Jn-<lb/>
neres den Himmel nicht aufnimmt, in &#x017F;o viel<lb/>
i&#x017F;t er nicht der Himmel, noch das Bild des<lb/><hi rendition="#fr">Gro&#x0364;ßten Men&#x017F;chen;</hi> dennoch aber kann das<lb/>
Aeu&#x017F;&#x017F;ere, welches die Welt aufnimmt, immer<lb/>
in der Ge&#x017F;talt nach der Ordnung der Welt,<lb/>
und daher in mancherley Scho&#x0364;nheit &#x017F;eyn; denn<lb/>
die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Scho&#x0364;nheit, die zum Leib geho&#x0364;ret,<lb/>
leitet ihre Ur&#x017F;ache aus den Aeltern, und von<lb/>
der Bildung im Mutterleibe her, und hernach<lb/>
wird &#x017F;ie durch den allgemeinen Einfluß aus der<lb/>
Welt erhalten: daher kommt es, daß die na-<lb/>
tu&#x0364;rliche Ge&#x017F;talt des Men&#x017F;chen von der Ge&#x017F;talt<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;eines gei&#x017F;tlichen Men&#x017F;chen</hi> &#x017F;ehr unter&#x017F;chie-<lb/>
den i&#x017F;t. Es i&#x017F;t mir etlichemal gezeigt worden,<lb/>
wie der Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen der Ge&#x017F;talt nach<lb/>
aus&#x017F;iehet, und ich habe ge&#x017F;ehen, daß er in ei-<lb/>
nigen, die &#x017F;cho&#x0364;n und lieblich von Ge&#x017F;ichte wa-<lb/>
ren, ha&#x0364;ßlich, &#x017F;chwarz, und unge&#x017F;taltet, ja,<lb/>
das Bild der Ho&#x0364;lle, aber nicht das Ebenbild<lb/>
des Himmels war; ich habe auch ge&#x017F;ehen, daß<lb/>
er in einigen, die nicht &#x017F;cho&#x0364;n von Ge&#x017F;ichte wa-<lb/>
ren, wohlge&#x017F;taltet, weiß, und engli&#x017F;ch war:<lb/>
der Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen er&#x017F;cheinet auch nach<lb/>
dem Tod &#x017F;o, wie er in dem Leibe be&#x017F;chaffen ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">we&#x017F;en,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0146] Vom Himmel. denn das Jnnere des Menſchen nimmt den Himmel auf, und ſein Aeuſſeres nimmt die Welt auf; in ſo viel demnach ſein Jnneres den Himmel aufnimmt, in ſo viel iſt der Menſch, in Anſehung des Jnnern, der Him- mel in der kleinſten Geſtalt nach dem Bild des Groͤßten Menſchen; in ſo viel aber ſein Jn- neres den Himmel nicht aufnimmt, in ſo viel iſt er nicht der Himmel, noch das Bild des Groͤßten Menſchen; dennoch aber kann das Aeuſſere, welches die Welt aufnimmt, immer in der Geſtalt nach der Ordnung der Welt, und daher in mancherley Schoͤnheit ſeyn; denn die aͤuſſere Schoͤnheit, die zum Leib gehoͤret, leitet ihre Urſache aus den Aeltern, und von der Bildung im Mutterleibe her, und hernach wird ſie durch den allgemeinen Einfluß aus der Welt erhalten: daher kommt es, daß die na- tuͤrliche Geſtalt des Menſchen von der Geſtalt ſeines geiſtlichen Menſchen ſehr unterſchie- den iſt. Es iſt mir etlichemal gezeigt worden, wie der Geiſt des Menſchen der Geſtalt nach ausſiehet, und ich habe geſehen, daß er in ei- nigen, die ſchoͤn und lieblich von Geſichte wa- ren, haͤßlich, ſchwarz, und ungeſtaltet, ja, das Bild der Hoͤlle, aber nicht das Ebenbild des Himmels war; ich habe auch geſehen, daß er in einigen, die nicht ſchoͤn von Geſichte wa- ren, wohlgeſtaltet, weiß, und engliſch war: der Geiſt des Menſchen erſcheinet auch nach dem Tod ſo, wie er in dem Leibe beſchaffen ge- weſen, G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/146
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/146>, abgerufen am 22.11.2024.