Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. Gedächtnis zusammen hängt, und daraus dasReden fließet, so sind dahero beyde in einerley Sprache: überdem dringet ein Engel oder auch ein Geist, wenn er zu dem Menschen kommt, und durch die Wendung zu ihm sich mit ihm vereini- get, in das ganze Gedächtnis des Menschen ein, in so weit, daß er bey nahe nicht anders weis, als wisse er aus sich selbst, was der Mensch weis, also auch die Sprachen. Hiervon habe ich mit den Engeln gesprochen, und gesagt: sie meinten vielleicht, daß sie mit mir in meiner Muttersprache redeten, weil sichs also vernehmen und empfinden ließ, da sie es doch nicht wären, die da redeten, sondern ich; und dieses könne daraus erhellen, daß die Engel nicht ein einziges Wort von einer menschlichen Sprache aussprechen können, man lese Num. 237; und überdem ist die menschliche Sprache natürlich, und sie sind geistlich, und die, so geistlich sind, können nicht das mindeste natür- licher Weise hervorbringen: hierauf antwoteten die Engel: sie wüßten es wohl, daß ihre Ver- bindung mit dem Menschen, mit welchem sie re- deten, eine Verbindung mit seinem geist- lichen Denken sey, weil solches aber in sein na- türliches Denken einfließt, und dieses mit seinem Gedächtnis zusammen hängt, so komme ihnen dahero die Sprache des Menschen vor, als wäre es ihre eigene, imgleichen auch alle seine Wissen- schaft, und dieses geschehe aus der Ursache, weil es dem Herrn wohlgefallen, daß auf diese Weise der Himmel mit dem Menschen verbunden, und ihm
Vom Himmel. Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, und daraus dasReden fließet, ſo ſind dahero beyde in einerley Sprache: uͤberdem dringet ein Engel oder auch ein Geiſt, wenn er zu dem Menſchen kommt, und durch die Wendung zu ihm ſich mit ihm vereini- get, in das ganze Gedaͤchtnis des Menſchen ein, in ſo weit, daß er bey nahe nicht anders weis, als wiſſe er aus ſich ſelbſt, was der Menſch weis, alſo auch die Sprachen. Hiervon habe ich mit den Engeln geſprochen, und geſagt: ſie meinten vielleicht, daß ſie mit mir in meiner Mutterſprache redeten, weil ſichs alſo vernehmen und empfinden ließ, da ſie es doch nicht waͤren, die da redeten, ſondern ich; und dieſes koͤnne daraus erhellen, daß die Engel nicht ein einziges Wort von einer menſchlichen Sprache ausſprechen koͤnnen, man leſe Num. 237; und uͤberdem iſt die menſchliche Sprache natuͤrlich, und ſie ſind geiſtlich, und die, ſo geiſtlich ſind, koͤnnen nicht das mindeſte natuͤr- licher Weiſe hervorbringen: hierauf antwoteten die Engel: ſie wuͤßten es wohl, daß ihre Ver- bindung mit dem Menſchen, mit welchem ſie re- deten, eine Verbindung mit ſeinem geiſt- lichen Denken ſey, weil ſolches aber in ſein na- tuͤrliches Denken einfließt, und dieſes mit ſeinem Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, ſo komme ihnen dahero die Sprache des Menſchen vor, als waͤre es ihre eigene, imgleichen auch alle ſeine Wiſſen- ſchaft, und dieſes geſchehe aus der Urſache, weil es dem Herrn wohlgefallen, daß auf dieſe Weiſe der Himmel mit dem Menſchen verbunden, und ihm
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0314" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/> Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, und daraus das<lb/> Reden fließet, ſo ſind dahero beyde in einerley<lb/> Sprache: uͤberdem dringet ein Engel oder auch<lb/> ein Geiſt, wenn er zu dem Menſchen kommt, und<lb/> durch die Wendung zu ihm ſich mit ihm vereini-<lb/> get, in das ganze Gedaͤchtnis des Menſchen ein,<lb/> in ſo weit, daß er bey nahe nicht anders weis,<lb/> als wiſſe er aus ſich ſelbſt, was der Menſch weis,<lb/> alſo auch die Sprachen. Hiervon habe ich mit<lb/> den Engeln geſprochen, und geſagt: ſie meinten<lb/> vielleicht, daß ſie mit mir in meiner Mutterſprache<lb/> redeten, weil ſichs alſo vernehmen und empfinden<lb/> ließ, da ſie es doch nicht waͤren, die da redeten,<lb/> ſondern ich; und dieſes koͤnne daraus erhellen,<lb/> daß die Engel nicht ein einziges Wort von einer<lb/> menſchlichen Sprache ausſprechen koͤnnen, man<lb/> leſe Num. 237; und uͤberdem iſt die menſchliche<lb/> Sprache natuͤrlich, und ſie ſind geiſtlich, und die,<lb/> ſo geiſtlich ſind, koͤnnen nicht das mindeſte natuͤr-<lb/> licher Weiſe hervorbringen: hierauf antwoteten<lb/> die Engel: ſie wuͤßten es wohl, daß ihre Ver-<lb/> bindung mit dem Menſchen, mit welchem ſie re-<lb/> deten, <hi rendition="#fr">eine Verbindung mit ſeinem geiſt-<lb/> lichen Denken ſey,</hi> weil ſolches aber in ſein na-<lb/> tuͤrliches Denken einfließt, und dieſes mit ſeinem<lb/> Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, ſo komme ihnen<lb/> dahero die Sprache des Menſchen vor, als waͤre<lb/> es ihre eigene, imgleichen auch alle ſeine Wiſſen-<lb/> ſchaft, und dieſes geſchehe aus der Urſache, weil<lb/> es dem <hi rendition="#fr">Herrn</hi> wohlgefallen, daß auf dieſe Weiſe<lb/> der Himmel mit dem Menſchen verbunden, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihm</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0314]
Vom Himmel.
Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, und daraus das
Reden fließet, ſo ſind dahero beyde in einerley
Sprache: uͤberdem dringet ein Engel oder auch
ein Geiſt, wenn er zu dem Menſchen kommt, und
durch die Wendung zu ihm ſich mit ihm vereini-
get, in das ganze Gedaͤchtnis des Menſchen ein,
in ſo weit, daß er bey nahe nicht anders weis,
als wiſſe er aus ſich ſelbſt, was der Menſch weis,
alſo auch die Sprachen. Hiervon habe ich mit
den Engeln geſprochen, und geſagt: ſie meinten
vielleicht, daß ſie mit mir in meiner Mutterſprache
redeten, weil ſichs alſo vernehmen und empfinden
ließ, da ſie es doch nicht waͤren, die da redeten,
ſondern ich; und dieſes koͤnne daraus erhellen,
daß die Engel nicht ein einziges Wort von einer
menſchlichen Sprache ausſprechen koͤnnen, man
leſe Num. 237; und uͤberdem iſt die menſchliche
Sprache natuͤrlich, und ſie ſind geiſtlich, und die,
ſo geiſtlich ſind, koͤnnen nicht das mindeſte natuͤr-
licher Weiſe hervorbringen: hierauf antwoteten
die Engel: ſie wuͤßten es wohl, daß ihre Ver-
bindung mit dem Menſchen, mit welchem ſie re-
deten, eine Verbindung mit ſeinem geiſt-
lichen Denken ſey, weil ſolches aber in ſein na-
tuͤrliches Denken einfließt, und dieſes mit ſeinem
Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, ſo komme ihnen
dahero die Sprache des Menſchen vor, als waͤre
es ihre eigene, imgleichen auch alle ſeine Wiſſen-
ſchaft, und dieſes geſchehe aus der Urſache, weil
es dem Herrn wohlgefallen, daß auf dieſe Weiſe
der Himmel mit dem Menſchen verbunden, und
ihm
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |