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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
ren kann, und geben ihm von den Dingen, die
im andern Leben sind, Unterricht, aber nur so
viel, als er fassen kann: ist er aber nicht so be-
schaffen, daß er sich will unterrichten lassen, so
begehret alsdenn der Auferweckte von der Gesell-
schaft dieser Engel hinweg; dennoch aber verlassen
ihn die Engel nicht, sondern er trennet sich selber
von ihnen; denn die Engel lieben einen jedwe-
den, und haben nach nichts ein grösseres Verlan-
gen, als Dienste zu leisten, zu unterrichten, und
in den Himmel zu bringen, hierinnen bestehet
ihre größte Ergötzung. Wenn sich nun der Geist
auf diese Weise von denselben trenuet, so wird
er von den guten Geistern aufgenommen, und
wenn er in deren Gesellschaft ist, so leisten sie ihm
auch alle Dienste: wenn aber sein Leben in der
Welt so beschaffen gewesen, daß er in der Gesell-
schaft der Guten nicht hat seyn können, so begeh-
ret er auch sodann von diesen guten Geistern hin-
weg, und dieses begehret er so lange und so oft,
bis er sich zu solchen gesellet, die mit seinem in der
Welt geführten Leben gänzlich übereinkommen,
bey welchen er nunmehro sein Leben findet, und,
welches zu verwundern ist, alsdenn eben ein sol-
ches Leben führet, wie vorhero in der Welt.

451. Allein, dieser allererste Anfang des Le-
bens des Menschen nach dem Tod währet nicht
länger, als etliche Tage; wie er aber nachgehends
von einem Zustand in den andern, und endlich
entweder in den Himmel, oder in die Hölle ge-

führet

Von der Geiſterwelt.
ren kann, und geben ihm von den Dingen, die
im andern Leben ſind, Unterricht, aber nur ſo
viel, als er faſſen kann: iſt er aber nicht ſo be-
ſchaffen, daß er ſich will unterrichten laſſen, ſo
begehret alsdenn der Auferweckte von der Geſell-
ſchaft dieſer Engel hinweg; dennoch aber verlaſſen
ihn die Engel nicht, ſondern er trennet ſich ſelber
von ihnen; denn die Engel lieben einen jedwe-
den, und haben nach nichts ein groͤſſeres Verlan-
gen, als Dienſte zu leiſten, zu unterrichten, und
in den Himmel zu bringen, hierinnen beſtehet
ihre groͤßte Ergoͤtzung. Wenn ſich nun der Geiſt
auf dieſe Weiſe von denſelben trenuet, ſo wird
er von den guten Geiſtern aufgenommen, und
wenn er in deren Geſellſchaft iſt, ſo leiſten ſie ihm
auch alle Dienſte: wenn aber ſein Leben in der
Welt ſo beſchaffen geweſen, daß er in der Geſell-
ſchaft der Guten nicht hat ſeyn koͤnnen, ſo begeh-
ret er auch ſodann von dieſen guten Geiſtern hin-
weg, und dieſes begehret er ſo lange und ſo oft,
bis er ſich zu ſolchen geſellet, die mit ſeinem in der
Welt gefuͤhrten Leben gaͤnzlich uͤbereinkommen,
bey welchen er nunmehro ſein Leben findet, und,
welches zu verwundern iſt, alsdenn eben ein ſol-
ches Leben fuͤhret, wie vorhero in der Welt.

451. Allein, dieſer allererſte Anfang des Le-
bens des Menſchen nach dem Tod waͤhret nicht
laͤnger, als etliche Tage; wie er aber nachgehends
von einem Zuſtand in den andern, und endlich
entweder in den Himmel, oder in die Hoͤlle ge-

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[198/0197] Von der Geiſterwelt. ren kann, und geben ihm von den Dingen, die im andern Leben ſind, Unterricht, aber nur ſo viel, als er faſſen kann: iſt er aber nicht ſo be- ſchaffen, daß er ſich will unterrichten laſſen, ſo begehret alsdenn der Auferweckte von der Geſell- ſchaft dieſer Engel hinweg; dennoch aber verlaſſen ihn die Engel nicht, ſondern er trennet ſich ſelber von ihnen; denn die Engel lieben einen jedwe- den, und haben nach nichts ein groͤſſeres Verlan- gen, als Dienſte zu leiſten, zu unterrichten, und in den Himmel zu bringen, hierinnen beſtehet ihre groͤßte Ergoͤtzung. Wenn ſich nun der Geiſt auf dieſe Weiſe von denſelben trenuet, ſo wird er von den guten Geiſtern aufgenommen, und wenn er in deren Geſellſchaft iſt, ſo leiſten ſie ihm auch alle Dienſte: wenn aber ſein Leben in der Welt ſo beſchaffen geweſen, daß er in der Geſell- ſchaft der Guten nicht hat ſeyn koͤnnen, ſo begeh- ret er auch ſodann von dieſen guten Geiſtern hin- weg, und dieſes begehret er ſo lange und ſo oft, bis er ſich zu ſolchen geſellet, die mit ſeinem in der Welt gefuͤhrten Leben gaͤnzlich uͤbereinkommen, bey welchen er nunmehro ſein Leben findet, und, welches zu verwundern iſt, alsdenn eben ein ſol- ches Leben fuͤhret, wie vorhero in der Welt. 451. Allein, dieſer allererſte Anfang des Le- bens des Menſchen nach dem Tod waͤhret nicht laͤnger, als etliche Tage; wie er aber nachgehends von einem Zuſtand in den andern, und endlich entweder in den Himmel, oder in die Hoͤlle ge- fuͤhret

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/197>, abgerufen am 23.11.2024.