Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
ist, auch. kein Leben hat: daß sich die Sache
so verhalte, kann ein jeder blos allein daraus
wissen, daß das Denken und das Wollen le-
diglich auf seinen Wink alle und jede Theilgen
des Leibes antreibet, dermasen, daß alles mit-
einander herbey eilet, und was nicht herbey
eilet, gar kein Theil des Leibes ist, denn er
wird auch heraus geworfen, als wie ein Theil,
worinnen kein Leben ist; das Denken und Wol-
len ist dem Geist des Menschen eigen, nicht
aber dem Leib. Daß der Geist, nach gesche-
hener Trennung vom Leibe, und der, so in dem
Nebenmenschen ist, von dem Menschen nicht
in menschlicher Gestalt gesehen wird, ist die
Ursache, weil das Werkzeug des leiblichen Ge-
sichts oder das Auge des Leibes, um so viel es
in der Welt sieht, materiell ist, und das Ma-
terielle oder Körperliche siehet nichts anders,
als was materiell oder körperlich ist, hingegen
das Geistliche siehet das, was geistlich ist; da-
hero, wenn das Materielle des Auges verhüllt
und seines Mitwürkens mit dem Geistlichen
beraubt wird, alsdenn werden die Geister in
ihrer Gestalt, die eine menschliche ist, gesehen,
und zwar nicht allein die Geister, welche in
der geistlichen Welt sind, sondern auch der
Geist, der in dem Nebenmenschen ist, wenn
er noch in seinem Leibe ist.

454. Daß die Gestalt des Geistes eine
menschliche Gestalt ist, kommt daher, weil der

Mensch
O 5

Von der Geiſterwelt.
iſt, auch. kein Leben hat: daß ſich die Sache
ſo verhalte, kann ein jeder blos allein daraus
wiſſen, daß das Denken und das Wollen le-
diglich auf ſeinen Wink alle und jede Theilgen
des Leibes antreibet, dermaſen, daß alles mit-
einander herbey eilet, und was nicht herbey
eilet, gar kein Theil des Leibes iſt, denn er
wird auch heraus geworfen, als wie ein Theil,
worinnen kein Leben iſt; das Denken und Wol-
len iſt dem Geiſt des Menſchen eigen, nicht
aber dem Leib. Daß der Geiſt, nach geſche-
hener Trennung vom Leibe, und der, ſo in dem
Nebenmenſchen iſt, von dem Menſchen nicht
in menſchlicher Geſtalt geſehen wird, iſt die
Urſache, weil das Werkzeug des leiblichen Ge-
ſichts oder das Auge des Leibes, um ſo viel es
in der Welt ſieht, materiell iſt, und das Ma-
terielle oder Koͤrperliche ſiehet nichts anders,
als was materiell oder koͤrperlich iſt, hingegen
das Geiſtliche ſiehet das, was geiſtlich iſt; da-
hero, wenn das Materielle des Auges verhuͤllt
und ſeines Mitwuͤrkens mit dem Geiſtlichen
beraubt wird, alsdenn werden die Geiſter in
ihrer Geſtalt, die eine menſchliche iſt, geſehen,
und zwar nicht allein die Geiſter, welche in
der geiſtlichen Welt ſind, ſondern auch der
Geiſt, der in dem Nebenmenſchen iſt, wenn
er noch in ſeinem Leibe iſt.

454. Daß die Geſtalt des Geiſtes eine
menſchliche Geſtalt iſt, kommt daher, weil der

Menſch
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t, auch. kein Leben hat: daß &#x017F;ich die Sache<lb/>
&#x017F;o verhalte, kann ein jeder blos allein daraus<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, daß das Denken und das Wollen le-<lb/>
diglich auf &#x017F;einen Wink alle und jede Theilgen<lb/>
des Leibes antreibet, derma&#x017F;en, daß alles mit-<lb/>
einander herbey eilet, und was nicht herbey<lb/>
eilet, gar kein Theil des Leibes i&#x017F;t, denn er<lb/>
wird auch heraus geworfen, als wie ein Theil,<lb/>
worinnen kein Leben i&#x017F;t; das Denken und Wol-<lb/>
len i&#x017F;t dem Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen eigen, nicht<lb/>
aber dem Leib. Daß der Gei&#x017F;t, nach ge&#x017F;che-<lb/>
hener Trennung vom Leibe, und der, &#x017F;o in dem<lb/>
Nebenmen&#x017F;chen i&#x017F;t, von dem Men&#x017F;chen nicht<lb/>
in men&#x017F;chlicher Ge&#x017F;talt ge&#x017F;ehen wird, i&#x017F;t die<lb/>
Ur&#x017F;ache, weil das Werkzeug des leiblichen Ge-<lb/>
&#x017F;ichts oder das Auge des Leibes, um &#x017F;o viel es<lb/>
in der Welt &#x017F;ieht, materiell i&#x017F;t, und das Ma-<lb/>
terielle oder Ko&#x0364;rperliche &#x017F;iehet nichts anders,<lb/>
als was materiell oder ko&#x0364;rperlich i&#x017F;t, hingegen<lb/>
das Gei&#x017F;tliche &#x017F;iehet das, was gei&#x017F;tlich i&#x017F;t; da-<lb/>
hero, wenn das Materielle des Auges verhu&#x0364;llt<lb/>
und &#x017F;eines Mitwu&#x0364;rkens mit dem Gei&#x017F;tlichen<lb/>
beraubt wird, alsdenn werden die Gei&#x017F;ter in<lb/>
ihrer Ge&#x017F;talt, die eine men&#x017F;chliche i&#x017F;t, ge&#x017F;ehen,<lb/>
und zwar nicht allein die Gei&#x017F;ter, welche in<lb/>
der gei&#x017F;tlichen Welt &#x017F;ind, &#x017F;ondern auch der<lb/>
Gei&#x017F;t, der in dem Nebenmen&#x017F;chen i&#x017F;t, wenn<lb/>
er noch in &#x017F;einem Leibe i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>454. Daß die Ge&#x017F;talt des Gei&#x017F;tes eine<lb/>
men&#x017F;chliche Ge&#x017F;talt i&#x017F;t, kommt daher, weil der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Men&#x017F;ch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0200] Von der Geiſterwelt. iſt, auch. kein Leben hat: daß ſich die Sache ſo verhalte, kann ein jeder blos allein daraus wiſſen, daß das Denken und das Wollen le- diglich auf ſeinen Wink alle und jede Theilgen des Leibes antreibet, dermaſen, daß alles mit- einander herbey eilet, und was nicht herbey eilet, gar kein Theil des Leibes iſt, denn er wird auch heraus geworfen, als wie ein Theil, worinnen kein Leben iſt; das Denken und Wol- len iſt dem Geiſt des Menſchen eigen, nicht aber dem Leib. Daß der Geiſt, nach geſche- hener Trennung vom Leibe, und der, ſo in dem Nebenmenſchen iſt, von dem Menſchen nicht in menſchlicher Geſtalt geſehen wird, iſt die Urſache, weil das Werkzeug des leiblichen Ge- ſichts oder das Auge des Leibes, um ſo viel es in der Welt ſieht, materiell iſt, und das Ma- terielle oder Koͤrperliche ſiehet nichts anders, als was materiell oder koͤrperlich iſt, hingegen das Geiſtliche ſiehet das, was geiſtlich iſt; da- hero, wenn das Materielle des Auges verhuͤllt und ſeines Mitwuͤrkens mit dem Geiſtlichen beraubt wird, alsdenn werden die Geiſter in ihrer Geſtalt, die eine menſchliche iſt, geſehen, und zwar nicht allein die Geiſter, welche in der geiſtlichen Welt ſind, ſondern auch der Geiſt, der in dem Nebenmenſchen iſt, wenn er noch in ſeinem Leibe iſt. 454. Daß die Geſtalt des Geiſtes eine menſchliche Geſtalt iſt, kommt daher, weil der Menſch O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/200
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/200>, abgerufen am 23.11.2024.