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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
niget, und wenn das Geistliche fühlet und siehet,
so ist es völlig so, als wie wenn das Natür-
liche fühlet und siehet; daher weis der Mensch,
wenn er ein Geist worden, nicht anders, als
daß er in seinem Leibe sey, in welchem er in
der Welt gewesen, und weis also nicht, daß
er gestorben sey. Der Geist-Mensch besitzet
auch alle äusserliche und innerliche Sinnen, die
er in der Welt gehabt hat, er siehet wie vor-
her, höret und redet wie vorher, riechet und
schmecket auch, und fühlet es, wenn er ange-
rühret wird, wie vorher; er läßt sich auch ge-
lüsten, verlanget, begehret, denket, überlegt,
wird gerühret, liebet und will, wie vorher;
und der sich an den Studien ergötzet, der liest
und schreibet, wie vorher; mit einem Wort,
wenn der Mensch von einem Leben in das an-
dere, oder aus einer Welt in die andere über-
gehet, so ist es, als wenn er von einem Ort
in den andern gieng, und nimmt alles mit sich,
was er in sich als Mensch besitzet, so, daß man
nicht sagen kann, der Mensch habe nach dem
Tod, welcher blos allein den irdischen Leib be-
trift, etwas von dem Seinigen verloren: er
nimmt auch sein natürliches Gedächt-
nis
mit sich, denn alles, was er in der Welt
gehöret, gesehen, gelesen, gelernt, und von
der ersten Kindheit an, bis an das Ende sei-
nes Lebens gedacht hat, das behält er; weil aber
die natürlichen Vorwürfe oder Dinge, die
in dem Gedächtnis sind, in der geistlichen Welt

nicht
P 4

Von der Geiſterwelt.
niget, und wenn das Geiſtliche fuͤhlet und ſiehet,
ſo iſt es voͤllig ſo, als wie wenn das Natuͤr-
liche fuͤhlet und ſiehet; daher weis der Menſch,
wenn er ein Geiſt worden, nicht anders, als
daß er in ſeinem Leibe ſey, in welchem er in
der Welt geweſen, und weis alſo nicht, daß
er geſtorben ſey. Der Geiſt-Menſch beſitzet
auch alle aͤuſſerliche und innerliche Sinnen, die
er in der Welt gehabt hat, er ſiehet wie vor-
her, hoͤret und redet wie vorher, riechet und
ſchmecket auch, und fuͤhlet es, wenn er ange-
ruͤhret wird, wie vorher; er laͤßt ſich auch ge-
luͤſten, verlanget, begehret, denket, uͤberlegt,
wird geruͤhret, liebet und will, wie vorher;
und der ſich an den Studien ergoͤtzet, der lieſt
und ſchreibet, wie vorher; mit einem Wort,
wenn der Menſch von einem Leben in das an-
dere, oder aus einer Welt in die andere uͤber-
gehet, ſo iſt es, als wenn er von einem Ort
in den andern gieng, und nimmt alles mit ſich,
was er in ſich als Menſch beſitzet, ſo, daß man
nicht ſagen kann, der Menſch habe nach dem
Tod, welcher blos allein den irdiſchen Leib be-
trift, etwas von dem Seinigen verloren: er
nimmt auch ſein natuͤrliches Gedaͤcht-
nis
mit ſich, denn alles, was er in der Welt
gehoͤret, geſehen, geleſen, gelernt, und von
der erſten Kindheit an, bis an das Ende ſei-
nes Lebens gedacht hat, das behaͤlt er; weil aber
die natuͤrlichen Vorwuͤrfe oder Dinge, die
in dem Gedaͤchtnis ſind, in der geiſtlichen Welt

nicht
P 4
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[215/0214] Von der Geiſterwelt. niget, und wenn das Geiſtliche fuͤhlet und ſiehet, ſo iſt es voͤllig ſo, als wie wenn das Natuͤr- liche fuͤhlet und ſiehet; daher weis der Menſch, wenn er ein Geiſt worden, nicht anders, als daß er in ſeinem Leibe ſey, in welchem er in der Welt geweſen, und weis alſo nicht, daß er geſtorben ſey. Der Geiſt-Menſch beſitzet auch alle aͤuſſerliche und innerliche Sinnen, die er in der Welt gehabt hat, er ſiehet wie vor- her, hoͤret und redet wie vorher, riechet und ſchmecket auch, und fuͤhlet es, wenn er ange- ruͤhret wird, wie vorher; er laͤßt ſich auch ge- luͤſten, verlanget, begehret, denket, uͤberlegt, wird geruͤhret, liebet und will, wie vorher; und der ſich an den Studien ergoͤtzet, der lieſt und ſchreibet, wie vorher; mit einem Wort, wenn der Menſch von einem Leben in das an- dere, oder aus einer Welt in die andere uͤber- gehet, ſo iſt es, als wenn er von einem Ort in den andern gieng, und nimmt alles mit ſich, was er in ſich als Menſch beſitzet, ſo, daß man nicht ſagen kann, der Menſch habe nach dem Tod, welcher blos allein den irdiſchen Leib be- trift, etwas von dem Seinigen verloren: er nimmt auch ſein natuͤrliches Gedaͤcht- nis mit ſich, denn alles, was er in der Welt gehoͤret, geſehen, geleſen, gelernt, und von der erſten Kindheit an, bis an das Ende ſei- nes Lebens gedacht hat, das behaͤlt er; weil aber die natuͤrlichen Vorwuͤrfe oder Dinge, die in dem Gedaͤchtnis ſind, in der geiſtlichen Welt nicht P 4

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/214>, abgerufen am 24.11.2024.