478. Allein dieses, was bisher gesagt wor- den, hat nur einen Eindruck auf das Denken des vernünftigen Menschen, damit es aber auch vor den Sinnen zur Wahrnehmung dargestellt wer- de, so will ich die Erfahrungen anführen, die eben dasselbe erläutern und bestätigen sollen. Erstlich, daß der Mensch nach dem Tod seine Liebe oder sein Wille sey. Zum andern, daß der Mensch in Ewigkeit so bleibe, wie er in An- sehung seines Willens oder seiner herrschenden Liebe beschaffen ist. Zum dritten, daß derjenige Mensch, welcher eine himmlische und geistliche Liebe hat, in den Himmel komme, derjenige aber in die Hölle, der eine leibliche und weltliche Liebe hat ohne die himmlische und geistliche. Zum vier- ten, daß dem Menschen der Glaube nicht blei- be, wenn er nicht aus der himmlischen Liebe ist. Zum fünften, daß es die Liebe in der Thätig- keit sey, welche bleibet, daß es also das Leben des Menschen sey, daß ihn erwartet.
479. Daß der Mensch nach dem Tod seine Liebe, oder sein Wille sey, davon bin ich aus vielfältiger Erfahrung überzeugt worden. Der ganze Himmel ist in Gesellschaften unterschie- den nach den Unterschieden des Guten der Liebe, und ein jeder Geist, der in den Himmel erhoben, und ein Engel wird, wird in die Gesellschaft gebracht, wo seine Liebe ist, und wenn er dahin gekommen; so ist er, wie bey sich, und wie zu Hause, wo er gleichsam geboren; dieses merket
der
R 4
Von der Geiſterwelt.
478. Allein dieſes, was bisher geſagt wor- den, hat nur einen Eindruck auf das Denken des vernuͤnftigen Menſchen, damit es aber auch vor den Sinnen zur Wahrnehmung dargeſtellt wer- de, ſo will ich die Erfahrungen anfuͤhren, die eben daſſelbe erlaͤutern und beſtaͤtigen ſollen. Erſtlich, daß der Menſch nach dem Tod ſeine Liebe oder ſein Wille ſey. Zum andern, daß der Menſch in Ewigkeit ſo bleibe, wie er in An- ſehung ſeines Willens oder ſeiner herrſchenden Liebe beſchaffen iſt. Zum dritten, daß derjenige Menſch, welcher eine himmliſche und geiſtliche Liebe hat, in den Himmel komme, derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe hat ohne die himmliſche und geiſtliche. Zum vier- ten, daß dem Menſchen der Glaube nicht blei- be, wenn er nicht aus der himmliſchen Liebe iſt. Zum fuͤnften, daß es die Liebe in der Thaͤtig- keit ſey, welche bleibet, daß es alſo das Leben des Menſchen ſey, daß ihn erwartet.
479. Daß der Menſch nach dem Tod ſeine Liebe, oder ſein Wille ſey, davon bin ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden. Der ganze Himmel iſt in Geſellſchaften unterſchie- den nach den Unterſchieden des Guten der Liebe, und ein jeder Geiſt, der in den Himmel erhoben, und ein Engel wird, wird in die Geſellſchaft gebracht, wo ſeine Liebe iſt, und wenn er dahin gekommen; ſo iſt er, wie bey ſich, und wie zu Hauſe, wo er gleichſam geboren; dieſes merket
der
R 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0246"n="247"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Geiſterwelt.</hi></fw><lb/><p>478. Allein dieſes, was bisher geſagt wor-<lb/>
den, hat nur einen Eindruck auf das Denken des<lb/>
vernuͤnftigen Menſchen, damit es aber auch vor<lb/>
den Sinnen zur Wahrnehmung dargeſtellt wer-<lb/>
de, ſo will ich die Erfahrungen anfuͤhren, die<lb/>
eben daſſelbe erlaͤutern und beſtaͤtigen ſollen.<lb/><hirendition="#fr">Erſtlich,</hi> daß der Menſch nach dem Tod ſeine<lb/>
Liebe oder ſein Wille ſey. <hirendition="#fr">Zum andern,</hi> daß<lb/>
der Menſch in Ewigkeit ſo bleibe, wie er in An-<lb/>ſehung ſeines Willens oder ſeiner herrſchenden Liebe<lb/>
beſchaffen iſt. <hirendition="#fr">Zum dritten,</hi> daß derjenige<lb/>
Menſch, welcher eine himmliſche und geiſtliche<lb/>
Liebe hat, in den Himmel komme, derjenige aber<lb/>
in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe<lb/>
hat ohne die himmliſche und geiſtliche. <hirendition="#fr">Zum vier-<lb/>
ten,</hi> daß dem Menſchen der Glaube nicht blei-<lb/>
be, wenn er nicht aus der himmliſchen Liebe iſt.<lb/><hirendition="#fr">Zum fuͤnften,</hi> daß es die Liebe in der Thaͤtig-<lb/>
keit ſey, welche bleibet, daß es alſo das Leben<lb/>
des Menſchen ſey, daß ihn erwartet.</p><lb/><p>479. <hirendition="#fr">Daß der Menſch nach dem Tod<lb/>ſeine Liebe, oder ſein Wille ſey,</hi> davon bin<lb/>
ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden.<lb/>
Der ganze Himmel iſt in Geſellſchaften unterſchie-<lb/>
den nach den Unterſchieden des Guten der Liebe,<lb/>
und ein jeder Geiſt, der in den Himmel erhoben,<lb/>
und ein Engel wird, wird in die Geſellſchaft<lb/>
gebracht, wo ſeine Liebe iſt, und wenn er dahin<lb/>
gekommen; ſo iſt er, wie bey ſich, und wie zu<lb/>
Hauſe, wo er gleichſam geboren; dieſes merket<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[247/0246]
Von der Geiſterwelt.
478. Allein dieſes, was bisher geſagt wor-
den, hat nur einen Eindruck auf das Denken des
vernuͤnftigen Menſchen, damit es aber auch vor
den Sinnen zur Wahrnehmung dargeſtellt wer-
de, ſo will ich die Erfahrungen anfuͤhren, die
eben daſſelbe erlaͤutern und beſtaͤtigen ſollen.
Erſtlich, daß der Menſch nach dem Tod ſeine
Liebe oder ſein Wille ſey. Zum andern, daß
der Menſch in Ewigkeit ſo bleibe, wie er in An-
ſehung ſeines Willens oder ſeiner herrſchenden Liebe
beſchaffen iſt. Zum dritten, daß derjenige
Menſch, welcher eine himmliſche und geiſtliche
Liebe hat, in den Himmel komme, derjenige aber
in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe
hat ohne die himmliſche und geiſtliche. Zum vier-
ten, daß dem Menſchen der Glaube nicht blei-
be, wenn er nicht aus der himmliſchen Liebe iſt.
Zum fuͤnften, daß es die Liebe in der Thaͤtig-
keit ſey, welche bleibet, daß es alſo das Leben
des Menſchen ſey, daß ihn erwartet.
479. Daß der Menſch nach dem Tod
ſeine Liebe, oder ſein Wille ſey, davon bin
ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden.
Der ganze Himmel iſt in Geſellſchaften unterſchie-
den nach den Unterſchieden des Guten der Liebe,
und ein jeder Geiſt, der in den Himmel erhoben,
und ein Engel wird, wird in die Geſellſchaft
gebracht, wo ſeine Liebe iſt, und wenn er dahin
gekommen; ſo iſt er, wie bey ſich, und wie zu
Hauſe, wo er gleichſam geboren; dieſes merket
der
R 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/246>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.