Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. Wenn dieses geschehen, sodann wollen und denkensie aus dieser Liebe; und weil diese Liebe höllisch ist, so wollen sie nichts, als Böses, und denken nichts, als Falsches, dieses sind ihrer Ergötzungen, weil es die Ergötzungen ihrer Liebe sind; und daher kommt es, daß sie alles Gute und Wahre, das sie angenommen hatten, weil es ihrer Liebe zu gewis- sen Mitteln dienete, von sich wegstossen. Die gu- ten Geister hingegen werden von dem andern Zu- stand in den dritten geführet, welches der Zu- stand ihrer Vorbereitung zum Himmel ist, die durch Unterricht geschiehet: denn es kann einer nicht anders zum Himmel vorbereitet werden, als durch die Kenntnisse des Guten und Wahren, und also nicht anders, als durch Unterricht; denn niemand kann wissen, was das geistliche Gute und Wahre, und was im Gegentheil das Böse und Falsche sey, wofern er nicht davon unterrichtet wird. Was das bürgerliche und sittliche Gute und Wahre sey, welches man Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nen- net, kann man in der Welt wissen, weil allda bür- gerliche Gesetze sind, welche lehren, was gerecht sey, und weil auch allda Gesellschaften sind, und der Mensch mit solchen nach den sittlichen Gesetzen, die sich alle auf das Aufrichtige und Rechtschaffene be- ziehen, zu leben lernet: hingegen das geistliche Gute und Wahre lernet man nicht von der Welt, sondern aus dem Himmel; man kann es zwar aus dem Wort, und aus der aus dem Wort her- genommenen Lehre der Kirche wissen, aber dem ungeachtet kann es nicht in das Leben einfliessen, woferne
Von der Geiſterwelt. Wenn dieſes geſchehen, ſodann wollen und denkenſie aus dieſer Liebe; und weil dieſe Liebe hoͤlliſch iſt, ſo wollen ſie nichts, als Boͤſes, und denken nichts, als Falſches, dieſes ſind ihrer Ergoͤtzungen, weil es die Ergoͤtzungen ihrer Liebe ſind; und daher kommt es, daß ſie alles Gute und Wahre, das ſie angenommen hatten, weil es ihrer Liebe zu gewiſ- ſen Mitteln dienete, von ſich wegſtoſſen. Die gu- ten Geiſter hingegen werden von dem andern Zu- ſtand in den dritten gefuͤhret, welches der Zu- ſtand ihrer Vorbereitung zum Himmel iſt, die durch Unterricht geſchiehet: denn es kann einer nicht anders zum Himmel vorbereitet werden, als durch die Kenntniſſe des Guten und Wahren, und alſo nicht anders, als durch Unterricht; denn niemand kann wiſſen, was das geiſtliche Gute und Wahre, und was im Gegentheil das Boͤſe und Falſche ſey, wofern er nicht davon unterrichtet wird. Was das buͤrgerliche und ſittliche Gute und Wahre ſey, welches man Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nen- net, kann man in der Welt wiſſen, weil allda buͤr- gerliche Geſetze ſind, welche lehren, was gerecht ſey, und weil auch allda Geſellſchaften ſind, und der Menſch mit ſolchen nach den ſittlichen Geſetzen, die ſich alle auf das Aufrichtige und Rechtſchaffene be- ziehen, zu leben lernet: hingegen das geiſtliche Gute und Wahre lernet man nicht von der Welt, ſondern aus dem Himmel; man kann es zwar aus dem Wort, und aus der aus dem Wort her- genommenen Lehre der Kirche wiſſen, aber dem ungeachtet kann es nicht in das Leben einflieſſen, woferne
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Von der Geiſterwelt.
Wenn dieſes geſchehen, ſodann wollen und denken
ſie aus dieſer Liebe; und weil dieſe Liebe hoͤlliſch iſt,
ſo wollen ſie nichts, als Boͤſes, und denken nichts,
als Falſches, dieſes ſind ihrer Ergoͤtzungen, weil
es die Ergoͤtzungen ihrer Liebe ſind; und daher
kommt es, daß ſie alles Gute und Wahre, das ſie
angenommen hatten, weil es ihrer Liebe zu gewiſ-
ſen Mitteln dienete, von ſich wegſtoſſen. Die gu-
ten Geiſter hingegen werden von dem andern Zu-
ſtand in den dritten gefuͤhret, welches der Zu-
ſtand ihrer Vorbereitung zum Himmel iſt, die
durch Unterricht geſchiehet: denn es kann einer nicht
anders zum Himmel vorbereitet werden, als durch
die Kenntniſſe des Guten und Wahren, und alſo
nicht anders, als durch Unterricht; denn niemand
kann wiſſen, was das geiſtliche Gute und Wahre,
und was im Gegentheil das Boͤſe und Falſche
ſey, wofern er nicht davon unterrichtet wird. Was
das buͤrgerliche und ſittliche Gute und Wahre ſey,
welches man Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nen-
net, kann man in der Welt wiſſen, weil allda buͤr-
gerliche Geſetze ſind, welche lehren, was gerecht ſey,
und weil auch allda Geſellſchaften ſind, und der
Menſch mit ſolchen nach den ſittlichen Geſetzen, die
ſich alle auf das Aufrichtige und Rechtſchaffene be-
ziehen, zu leben lernet: hingegen das geiſtliche
Gute und Wahre lernet man nicht von der Welt,
ſondern aus dem Himmel; man kann es zwar aus
dem Wort, und aus der aus dem Wort her-
genommenen Lehre der Kirche wiſſen, aber dem
ungeachtet kann es nicht in das Leben einflieſſen,
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