Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. Herr alles Gute, und machet, daß er (der Mensch)nicht nur das Böse siehet, sondern auch, daß er es nicht will, und end ich, daß er es verabscheuet: dieses wird verstanden durch die Worte des Herrn: "Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht," Matth. 11, 30. Allein, man muß wissen, daß die Schwierigkeit, auf obbesagte Weise zu den- ken, und auch dem Bösen zu widerstehen, um so viel zunimmt, um so viel der Mensch das Böse mit Willen thut; denn in so viel gewöhnt sich der Mensch das Böse an, sogar, daß er es endlich gar nicht siehet, und hernach, daß er es liebet, und aus dem Vergnügen solcher Liebe es entschuldiget, und durch allerley Betrüglichkeiten es beträftiget, und für erlaubt und gut ausgiebt: dieses geschie- het aber bey denen, welche in den Jugend. Jahren gleichsam Zügellos in die Bosheiten rennen, und alsdenn zugleich in ihrem Herzen die göttlichen Din- ge verwerfen. 534. Einsmals wurde mir ein Weg vorge- also
Von der Geiſterwelt. Herr alles Gute, und machet, daß er (der Menſch)nicht nur das Boͤſe ſiehet, ſondern auch, daß er es nicht will, und end ich, daß er es verabſcheuet: dieſes wird verſtanden durch die Worte des Herrn: „Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt leicht,” Matth. 11, 30. Allein, man muß wiſſen, daß die Schwierigkeit, auf obbeſagte Weiſe zu den- ken, und auch dem Boͤſen zu widerſtehen, um ſo viel zunimmt, um ſo viel der Menſch das Boͤſe mit Willen thut; denn in ſo viel gewoͤhnt ſich der Menſch das Boͤſe an, ſogar, daß er es endlich gar nicht ſiehet, und hernach, daß er es liebet, und aus dem Vergnuͤgen ſolcher Liebe es entſchuldiget, und durch allerley Betruͤglichkeiten es betraͤftiget, und fuͤr erlaubt und gut ausgiebt: dieſes geſchie- het aber bey denen, welche in den Jugend. Jahren gleichſam Zuͤgellos in die Bosheiten rennen, und alsdenn zugleich in ihrem Herzen die goͤttlichen Din- ge verwerfen. 534. Einsmals wurde mir ein Weg vorge- alſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0339" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Geiſterwelt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Herr</hi> alles Gute, und machet, daß er (der Menſch)<lb/> nicht nur das Boͤſe ſiehet, ſondern auch, daß er<lb/> es nicht will, und end ich, daß er es verabſcheuet:<lb/> dieſes wird verſtanden durch die Worte des <hi rendition="#fr">Herrn:</hi><lb/> „<hi rendition="#fr">Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt<lb/> leicht,</hi>” Matth. 11, 30. Allein, man muß wiſſen,<lb/> daß die Schwierigkeit, auf obbeſagte Weiſe zu den-<lb/> ken, und auch dem Boͤſen zu widerſtehen, um ſo<lb/> viel zunimmt, um ſo viel der Menſch das Boͤſe<lb/> mit Willen thut; denn in ſo viel gewoͤhnt ſich der<lb/> Menſch das Boͤſe an, ſogar, daß er es endlich gar<lb/> nicht ſiehet, und hernach, daß er es liebet, und<lb/> aus dem Vergnuͤgen ſolcher Liebe es entſchuldiget,<lb/> und durch allerley Betruͤglichkeiten es betraͤftiget,<lb/> und fuͤr erlaubt und gut ausgiebt: dieſes geſchie-<lb/> het aber bey denen, welche in den Jugend. Jahren<lb/> gleichſam Zuͤgellos in die Bosheiten rennen, und<lb/> alsdenn zugleich in ihrem Herzen die goͤttlichen Din-<lb/> ge verwerfen.</p><lb/> <p>534. Einsmals wurde mir <hi rendition="#fr">ein Weg</hi> vorge-<lb/> ſtellet, <hi rendition="#fr">der zum Himmel, und zur Hoͤlle fuͤh-<lb/> rete;</hi> es war ein breiter Weg, der ſich auf die lin-<lb/> ke Seite oder gegen Mitternacht zu erſtreckte; es<lb/> erſchienen viele Geiſter, die dieſen Weg giengen;<lb/> allein, ich ſahe von weiten einen ziemlich groſſen<lb/> Stein, allwo der breite Weg ſich endigte; von die-<lb/> ſem Stein giengen hernach <hi rendition="#fr">zwey</hi> Wege aus, ei-<lb/> ner zur Linken, und einer gegen uͤber zur Rechten;<lb/> der Weg zur Linken war eng und ſchmal, und fuͤhr-<lb/> te durch die Abend. Gegend gegen Mittag, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">alſo</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0339]
Von der Geiſterwelt.
Herr alles Gute, und machet, daß er (der Menſch)
nicht nur das Boͤſe ſiehet, ſondern auch, daß er
es nicht will, und end ich, daß er es verabſcheuet:
dieſes wird verſtanden durch die Worte des Herrn:
„Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt
leicht,” Matth. 11, 30. Allein, man muß wiſſen,
daß die Schwierigkeit, auf obbeſagte Weiſe zu den-
ken, und auch dem Boͤſen zu widerſtehen, um ſo
viel zunimmt, um ſo viel der Menſch das Boͤſe
mit Willen thut; denn in ſo viel gewoͤhnt ſich der
Menſch das Boͤſe an, ſogar, daß er es endlich gar
nicht ſiehet, und hernach, daß er es liebet, und
aus dem Vergnuͤgen ſolcher Liebe es entſchuldiget,
und durch allerley Betruͤglichkeiten es betraͤftiget,
und fuͤr erlaubt und gut ausgiebt: dieſes geſchie-
het aber bey denen, welche in den Jugend. Jahren
gleichſam Zuͤgellos in die Bosheiten rennen, und
alsdenn zugleich in ihrem Herzen die goͤttlichen Din-
ge verwerfen.
534. Einsmals wurde mir ein Weg vorge-
ſtellet, der zum Himmel, und zur Hoͤlle fuͤh-
rete; es war ein breiter Weg, der ſich auf die lin-
ke Seite oder gegen Mitternacht zu erſtreckte; es
erſchienen viele Geiſter, die dieſen Weg giengen;
allein, ich ſahe von weiten einen ziemlich groſſen
Stein, allwo der breite Weg ſich endigte; von die-
ſem Stein giengen hernach zwey Wege aus, ei-
ner zur Linken, und einer gegen uͤber zur Rechten;
der Weg zur Linken war eng und ſchmal, und fuͤhr-
te durch die Abend. Gegend gegen Mittag, und
alſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |