Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Hölle. dem Tod als Geister leben würden; alsdennhätten sie wieder gefragt, was sie denn vom Geist glaubten? worauf sie geantwortet, er sey ein Mensch; sie hätten weiter gefragt, woher sie dieses wüßten? worauf sie geant- wortet, sie wüßten es, weil es also sey: die- se Klugen hatten sich nun gewundert, daß die Einfältigen einen solchen Glauben hät- ten, und sie nicht. Hieraus wurde mir of- fenbar, daß bey einem jeden Menschen, der mit dem Himmel in Verbindung stehet, et- was Eingepflanztes, in Ansehung seines Le- bens, nach dem Tod, vorhanden sey: dieses Eingepflanzte kommt nicht anderswoher, als von dem Einfluß aus dem Himmel, das ist, durch den Himmel vom Herrn, vermittelst der Geister, welche aus der Geisterwelt dem Menschen zugefügt sind, und diejenigen ha- ben es, bey welchen das freywillige Den- ken nicht erstickt worden ist, durch eingesoge- ne und mit mancherley Vorurtheilen bekräf- tigte Scheingründe in Ansehung der Seele des Menschen, indem die meisten vorgeben, sie sey blosses Denken, oder ein lebhaftes Wesen, (principium animatum) dessen Sitz sie in dem Körper aufsuchen; da doch die Seele nichts anders ist, als das Leben des Menschen, der Geist aber ist der Mensch selber, und der irrdische Leib, den er in der Welt herumträgt, ist nur ein dienstbares Werk- Sw. Sch. II. Th. g
Von der Hoͤlle. dem Tod als Geiſter leben wuͤrden; alsdennhaͤtten ſie wieder gefragt, was ſie denn vom Geiſt glaubten? worauf ſie geantwortet, er ſey ein Menſch; ſie haͤtten weiter gefragt, woher ſie dieſes wuͤßten? worauf ſie geant- wortet, ſie wuͤßten es, weil es alſo ſey: die- ſe Klugen hatten ſich nun gewundert, daß die Einfaͤltigen einen ſolchen Glauben haͤt- ten, und ſie nicht. Hieraus wurde mir of- fenbar, daß bey einem jeden Menſchen, der mit dem Himmel in Verbindung ſtehet, et- was Eingepflanztes, in Anſehung ſeines Le- bens, nach dem Tod, vorhanden ſey: dieſes Eingepflanzte kommt nicht anderswoher, als von dem Einfluß aus dem Himmel, das iſt, durch den Himmel vom Herrn, vermittelſt der Geiſter, welche aus der Geiſterwelt dem Menſchen zugefuͤgt ſind, und diejenigen ha- ben es, bey welchen das freywillige Den- ken nicht erſtickt worden iſt, durch eingeſoge- ne und mit mancherley Vorurtheilen bekraͤf- tigte Scheingruͤnde in Anſehung der Seele des Menſchen, indem die meiſten vorgeben, ſie ſey bloſſes Denken, oder ein lebhaftes Weſen, (principium animatum) deſſen Sitz ſie in dem Koͤrper aufſuchen; da doch die Seele nichts anders iſt, als das Leben des Menſchen, der Geiſt aber iſt der Menſch ſelber, und der irrdiſche Leib, den er in der Welt herumtraͤgt, iſt nur ein dienſtbares Werk- Sw. Sch. II. Th. g
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Von der Hoͤlle.
dem Tod als Geiſter leben wuͤrden; alsdenn
haͤtten ſie wieder gefragt, was ſie denn vom
Geiſt glaubten? worauf ſie geantwortet, er
ſey ein Menſch; ſie haͤtten weiter gefragt,
woher ſie dieſes wuͤßten? worauf ſie geant-
wortet, ſie wuͤßten es, weil es alſo ſey: die-
ſe Klugen hatten ſich nun gewundert, daß
die Einfaͤltigen einen ſolchen Glauben haͤt-
ten, und ſie nicht. Hieraus wurde mir of-
fenbar, daß bey einem jeden Menſchen, der
mit dem Himmel in Verbindung ſtehet, et-
was Eingepflanztes, in Anſehung ſeines Le-
bens, nach dem Tod, vorhanden ſey: dieſes
Eingepflanzte kommt nicht anderswoher, als
von dem Einfluß aus dem Himmel, das iſt,
durch den Himmel vom Herrn, vermittelſt
der Geiſter, welche aus der Geiſterwelt dem
Menſchen zugefuͤgt ſind, und diejenigen ha-
ben es, bey welchen das freywillige Den-
ken nicht erſtickt worden iſt, durch eingeſoge-
ne und mit mancherley Vorurtheilen bekraͤf-
tigte Scheingruͤnde in Anſehung der Seele
des Menſchen, indem die meiſten vorgeben,
ſie ſey bloſſes Denken, oder ein lebhaftes
Weſen, (principium animatum) deſſen Sitz
ſie in dem Koͤrper aufſuchen; da doch die
Seele nichts anders iſt, als das Leben des
Menſchen, der Geiſt aber iſt der Menſch
ſelber, und der irrdiſche Leib, den er in der
Welt herumtraͤgt, iſt nur ein dienſtbares
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