Die wahre Erkänntnis und Weisheit ist: sehen und empfinden, was wahr und gut, und was daher falsch und böse ist, und es wohl von einander unterscheiden, und das aus einem innern Anschauen und innern Em- pfindung. Bey einem jeden Menschen ist ein Jnneres und Aeusseres, das Jnnere ist das, was den innern oder geistlichen Menschen aus- macht, das Aeussere aber, was dem äussern oder natürlichen, Menschen zukommt; so wie nun das Jnnere gebildet ist, und mit dem Aeussern Eins ausmacht, also siehet und empfindet auch der Mensch. Das Jnnere des Menschen kann sonst nirgends, als in dem Himmel gebildet werden, das Aeussere aber wird in der Welt gebildet; wenn das Jnnere im Himmel gebildet worden, sodann fliessen die im Jnnern befindlichen Dinge in das von der Welt herrührende Aeussere, und bilden es zur Uebereinstimmung, das ist, damit sie mit ihm Eins ausmachen; wenn dieses gesche- hen ist, so siehet und empfindet der Mensch von innen. Daß das Jnnere gebildet werde, ist das einzige Mittel dieses, daß der Mensch auf das Göttliche und auf den Himmel sehe, denn das Jnnere, wie gesagt, wird im Himmel gebildet; und sodann siehet der Mensch auf das Göttliche, wenn er an das Göttliche glaubt, und den Glauben hat, daß von Jhm alles Wahre und Gute, mithin alle Erkänntnis und Weisheit kommt; und alsdenn glaubt er an das Gött- liche, wenn er von dem Göttlichen will ge-
führet
Vom Himmel.
Die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit iſt: ſehen und empfinden, was wahr und gut, und was daher falſch und boͤſe iſt, und es wohl von einander unterſcheiden, und das aus einem innern Anſchauen und innern Em- pfindung. Bey einem jeden Menſchen iſt ein Jnneres und Aeuſſeres, das Jnnere iſt das, was den innern oder geiſtlichen Menſchen aus- macht, das Aeuſſere aber, was dem aͤuſſern oder natuͤrlichen, Menſchen zukommt; ſo wie nun das Jnnere gebildet iſt, und mit dem Aeuſſern Eins ausmacht, alſo ſiehet und empfindet auch der Menſch. Das Jnnere des Menſchen kann ſonſt nirgends, als in dem Himmel gebildet werden, das Aeuſſere aber wird in der Welt gebildet; wenn das Jnnere im Himmel gebildet worden, ſodann flieſſen die im Jnnern befindlichen Dinge in das von der Welt herruͤhrende Aeuſſere, und bilden es zur Uebereinſtimmung, das iſt, damit ſie mit ihm Eins ausmachen; wenn dieſes geſche- hen iſt, ſo ſiehet und empfindet der Menſch von innen. Daß das Jnnere gebildet werde, iſt das einzige Mittel dieſes, daß der Menſch auf das Goͤttliche und auf den Himmel ſehe, denn das Jnnere, wie geſagt, wird im Himmel gebildet; und ſodann ſiehet der Menſch auf das Goͤttliche, wenn er an das Goͤttliche glaubt, und den Glauben hat, daß von Jhm alles Wahre und Gute, mithin alle Erkaͤnntnis und Weisheit kommt; und alsdenn glaubt er an das Goͤtt- liche, wenn er von dem Goͤttlichen will ge-
fuͤhret
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Vom Himmel.
Die wahre Erkaͤnntnis und
Weisheit iſt: ſehen und empfinden, was
wahr und gut, und was daher falſch und boͤſe iſt,
und es wohl von einander unterſcheiden, und das
aus einem innern Anſchauen und innern Em-
pfindung. Bey einem jeden Menſchen iſt ein
Jnneres und Aeuſſeres, das Jnnere iſt das,
was den innern oder geiſtlichen Menſchen aus-
macht, das Aeuſſere aber, was dem aͤuſſern oder
natuͤrlichen, Menſchen zukommt; ſo wie nun das
Jnnere gebildet iſt, und mit dem Aeuſſern Eins
ausmacht, alſo ſiehet und empfindet auch der
Menſch. Das Jnnere des Menſchen kann ſonſt
nirgends, als in dem Himmel gebildet werden,
das Aeuſſere aber wird in der Welt gebildet;
wenn das Jnnere im Himmel gebildet worden,
ſodann flieſſen die im Jnnern befindlichen Dinge
in das von der Welt herruͤhrende Aeuſſere, und
bilden es zur Uebereinſtimmung, das iſt, damit
ſie mit ihm Eins ausmachen; wenn dieſes geſche-
hen iſt, ſo ſiehet und empfindet der Menſch von
innen. Daß das Jnnere gebildet werde, iſt das
einzige Mittel dieſes, daß der Menſch auf das
Goͤttliche und auf den Himmel ſehe, denn das
Jnnere, wie geſagt, wird im Himmel gebildet;
und ſodann ſiehet der Menſch auf das Goͤttliche,
wenn er an das Goͤttliche glaubt, und den
Glauben hat, daß von Jhm alles Wahre und
Gute, mithin alle Erkaͤnntnis und Weisheit
kommt; und alsdenn glaubt er an das Goͤtt-
liche, wenn er von dem Goͤttlichen will ge-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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