Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.in dem gestirnten Himmel. aber wunderte, so gieng er prächtig einher,und hatte einen gleichsam stolzen Gang, das Weib aber einen demüthigen. Es sagten die Engel, daß dieß so der Gebrauch auf jener Erde sey, und daß dergleichen Männer ge- liebt werden, weil sie doch gut sind. Es wurde auch gesagt, daß sie nicht mehrere Wei- ber haben dürfen, weil es wider die Gesetze sey. Das Weib, das ich sahe, hatte vor der Brust ein breites Gewand, hinter wel- ches sie sich verbergen konnte; dieß war so gemacht, daß sie die Aerme hinein stecken, und dasselbe anziehen und fortgehen konnte: an dem untern Theil konnte es aufgehoben werden, und wenn es aufgehoben und an den Leib gelegt worden, sahe es aus wie eine Schnürbrust, wie bey den Frauen auf unserer Erde. Eben dasselbe diente auch dem Manne statts eines Gewands, ich sahe daß er es von dem Weib nahm, auf seinen Rücken legte und den untern Theil los- machte, dieser hieng bis auf die Füße hinab wie ein langes Kleid (toga) und so gieng er gekleidet einher. Was ich auf jener Erde sa- he, sah ich nicht mit den Augen meines Lei- bes, sondern mit den Augen meines Geistes, und ein Geist kan das sehen was auf einer Erde ist, wenn es ihm von dem HErrn ge- geben wird. Weil ich weis, daß einige zweifeln wer- mit O 5
in dem geſtirnten Himmel. aber wunderte, ſo gieng er prächtig einher,und hatte einen gleichſam ſtolzen Gang, das Weib aber einen demüthigen. Es ſagten die Engel, daß dieß ſo der Gebrauch auf jener Erde ſey, und daß dergleichen Männer ge- liebt werden, weil ſie doch gut ſind. Es wurde auch geſagt, daß ſie nicht mehrere Wei- ber haben dürfen, weil es wider die Geſetze ſey. Das Weib, das ich ſahe, hatte vor der Bruſt ein breites Gewand, hinter wel- ches ſie ſich verbergen konnte; dieß war ſo gemacht, daß ſie die Aerme hinein ſtecken, und daſſelbe anziehen und fortgehen konnte: an dem untern Theil konnte es aufgehoben werden, und wenn es aufgehoben und an den Leib gelegt worden, ſahe es aus wie eine Schnürbruſt, wie bey den Frauen auf unſerer Erde. Eben daſſelbe diente auch dem Manne ſtatts eines Gewands, ich ſahe daß er es von dem Weib nahm, auf ſeinen Rücken legte und den untern Theil los- machte, dieſer hieng bis auf die Füße hinab wie ein langes Kleid (toga) und ſo gieng er gekleidet einher. Was ich auf jener Erde ſa- he, ſah ich nicht mit den Augen meines Lei- bes, ſondern mit den Augen meines Geiſtes, und ein Geiſt kan das ſehen was auf einer Erde iſt, wenn es ihm von dem HErrn ge- geben wird. Weil ich weis, daß einige zweifeln wer- mit O 5
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in dem geſtirnten Himmel.
aber wunderte, ſo gieng er prächtig einher,
und hatte einen gleichſam ſtolzen Gang, das
Weib aber einen demüthigen. Es ſagten die
Engel, daß dieß ſo der Gebrauch auf jener
Erde ſey, und daß dergleichen Männer ge-
liebt werden, weil ſie doch gut ſind. Es
wurde auch geſagt, daß ſie nicht mehrere Wei-
ber haben dürfen, weil es wider die Geſetze
ſey. Das Weib, das ich ſahe, hatte vor
der Bruſt ein breites Gewand, hinter wel-
ches ſie ſich verbergen konnte; dieß war ſo
gemacht, daß ſie die Aerme hinein ſtecken,
und daſſelbe anziehen und fortgehen konnte:
an dem untern Theil konnte es aufgehoben
werden, und wenn es aufgehoben und
an den Leib gelegt worden, ſahe es aus
wie eine Schnürbruſt, wie bey den Frauen
auf unſerer Erde. Eben daſſelbe diente auch
dem Manne ſtatts eines Gewands, ich
ſahe daß er es von dem Weib nahm, auf
ſeinen Rücken legte und den untern Theil los-
machte, dieſer hieng bis auf die Füße hinab
wie ein langes Kleid (toga) und ſo gieng er
gekleidet einher. Was ich auf jener Erde ſa-
he, ſah ich nicht mit den Augen meines Lei-
bes, ſondern mit den Augen meines Geiſtes,
und ein Geiſt kan das ſehen was auf einer
Erde iſt, wenn es ihm von dem HErrn ge-
geben wird.
Weil ich weis, daß einige zweifeln wer-
den, ob es doch möglich ſey, daß ein Menſch
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