Als ich fragte, ob sie einige Dinge auf unserer Erde sehen wollten, und daß dieses durch meine Augen geschehen könnte, so ant- worteten sie zuerst, sie könnten es nicht, her- nach, sie wollten es nicht, weil das, was sie sehen würden, doch nichts anders seyn würde als irdische und materielle Dinge, von wel- chen sie, so viel möglich, die Gedanken ent- fernen. Doch präsentirten sich vor ihnen prächtige Palläste, die denen, welche auf un- serer Erde bey den Königen und Fürsten sind, ähnlich waren: denn es können sich derglei- chen vor den Geistern präsentiren, und wenn dieses geschiehet, so kommt es ihnen gänzlich vor, als wenn es so wäre. Allein die Gei- ster aus jener Erde machten nichts daraus, sie nennten sie marmorne Schattenbilder; sie erzählten darauf, daß es bey ihnen noch präch- tigere gebe, und daß es ihre Gotteshäuser wären, nicht aus Stein, sondern von Holz. Da ihnen gesagt wurde, daß es doch irdische Dinge wären, antworteten sie, es seyen kei- ne, sondern himmlische Dinge, weil, wenn sie dieselben ansehen, sie keine irrdische son- dern eine himmlische Jdee haben, und glau- ben, daß sie auch dergleichen im Himmel nach dem Tode sehen werden. Sie stellten darauf ihre Gotteshäuser vor den Geistern unsrer Erde vor, welche sagten, daß sie nichts prächtigers gesehen haben, und weil ich sie auch gesehen, so kann ich sie deswegen be-
schrei-
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in dem geſtirnten Himmel.
Als ich fragte, ob ſie einige Dinge auf unſerer Erde ſehen wollten, und daß dieſes durch meine Augen geſchehen könnte, ſo ant- worteten ſie zuerſt, ſie könnten es nicht, her- nach, ſie wollten es nicht, weil das, was ſie ſehen würden, doch nichts anders ſeyn würde als irdiſche und materielle Dinge, von wel- chen ſie, ſo viel möglich, die Gedanken ent- fernen. Doch präſentirten ſich vor ihnen prächtige Palläſte, die denen, welche auf un- ſerer Erde bey den Königen und Fürſten ſind, ähnlich waren: denn es können ſich derglei- chen vor den Geiſtern präſentiren, und wenn dieſes geſchiehet, ſo kommt es ihnen gänzlich vor, als wenn es ſo wäre. Allein die Gei- ſter aus jener Erde machten nichts daraus, ſie nennten ſie marmorne Schattenbilder; ſie erzählten darauf, daß es bey ihnen noch präch- tigere gebe, und daß es ihre Gotteshäuſer wären, nicht aus Stein, ſondern von Holz. Da ihnen geſagt wurde, daß es doch irdiſche Dinge wären, antworteten ſie, es ſeyen kei- ne, ſondern himmliſche Dinge, weil, wenn ſie dieſelben anſehen, ſie keine irrdiſche ſon- dern eine himmliſche Jdee haben, und glau- ben, daß ſie auch dergleichen im Himmel nach dem Tode ſehen werden. Sie ſtellten darauf ihre Gotteshäuſer vor den Geiſtern unſrer Erde vor, welche ſagten, daß ſie nichts prächtigers geſehen haben, und weil ich ſie auch geſehen, ſo kann ich ſie deswegen be-
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in dem geſtirnten Himmel.
Als ich fragte, ob ſie einige Dinge auf
unſerer Erde ſehen wollten, und daß dieſes
durch meine Augen geſchehen könnte, ſo ant-
worteten ſie zuerſt, ſie könnten es nicht, her-
nach, ſie wollten es nicht, weil das, was ſie
ſehen würden, doch nichts anders ſeyn würde
als irdiſche und materielle Dinge, von wel-
chen ſie, ſo viel möglich, die Gedanken ent-
fernen. Doch präſentirten ſich vor ihnen
prächtige Palläſte, die denen, welche auf un-
ſerer Erde bey den Königen und Fürſten ſind,
ähnlich waren: denn es können ſich derglei-
chen vor den Geiſtern präſentiren, und wenn
dieſes geſchiehet, ſo kommt es ihnen gänzlich
vor, als wenn es ſo wäre. Allein die Gei-
ſter aus jener Erde machten nichts daraus,
ſie nennten ſie marmorne Schattenbilder; ſie
erzählten darauf, daß es bey ihnen noch präch-
tigere gebe, und daß es ihre Gotteshäuſer
wären, nicht aus Stein, ſondern von Holz.
Da ihnen geſagt wurde, daß es doch irdiſche
Dinge wären, antworteten ſie, es ſeyen kei-
ne, ſondern himmliſche Dinge, weil, wenn
ſie dieſelben anſehen, ſie keine irrdiſche ſon-
dern eine himmliſche Jdee haben, und glau-
ben, daß ſie auch dergleichen im Himmel nach
dem Tode ſehen werden. Sie ſtellten darauf
ihre Gotteshäuſer vor den Geiſtern unſrer
Erde vor, welche ſagten, daß ſie nichts
prächtigers geſehen haben, und weil ich ſie
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/235>, abgerufen am 16.02.2025.
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