Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.Von der vierten Erde gewesen war, weiter, aber wider seinen Wil-len, gebracht, weil er noch jenes Frauenzim- mer, so ihm wohlgefiel, in Gedanken hatte, welches daraus erhellte, weil sich immer et- was Schatten von daraus an dem ersten Ort zeigte; er kam darauf zu denen, welche na- cket waren, diese sahe man je zween und zween mit einander spazieren, es waren ein Mann und ein Weib, mit einer Decke um die Len- den und mit einem Schleyer um das Haupt. Jener Geist, als er bey diesen war, wurde in den Zustand versezt, in welchem er in der Welt war, als er predigen wollte, und dar- auf sagte er, er wolle vor ihnen den gekreu- zigten HErrn predigen, sie sagten aber, sie mögen nichts von dergleichen hören, weil sie nicht wissen was das seyn soll, und sie wis- sen, daß der HErr lebe; alsdann sagte er, er wolle den lebendigen HErrn predigen, aber auch dieses wollten sie nicht, und gaben vor, daß sie in seiner Rede nichts himmlisches ver- merken, weil vieles um seinet- und seines Na- mens und Ehre willen geschehe, und daß sie aus dem Schall der Rede hören, ob es aus dem Herzen komme oder nicht; und daß er sie, weil es diese Bewandnis mit ihm habe, nicht lehren könnte, deswegen schwieg er; er war in der Welt, da er lebte, ein sehr rüh- render Redner, so daß er die Zuhörer zu hei- ligen Dingen ungemein bewegen konnte, dieses rührende aber hatte er durch Kunst, also von sich
Von der vierten Erde geweſen war, weiter, aber wider ſeinen Wil-len, gebracht, weil er noch jenes Frauenzim- mer, ſo ihm wohlgefiel, in Gedanken hatte, welches daraus erhellte, weil ſich immer et- was Schatten von daraus an dem erſten Ort zeigte; er kam darauf zu denen, welche na- cket waren, dieſe ſahe man je zween und zween mit einander ſpazieren, es waren ein Mann und ein Weib, mit einer Decke um die Len- den und mit einem Schleyer um das Haupt. Jener Geiſt, als er bey dieſen war, wurde in den Zuſtand verſezt, in welchem er in der Welt war, als er predigen wollte, und dar- auf ſagte er, er wolle vor ihnen den gekreu- zigten HErrn predigen, ſie ſagten aber, ſie mögen nichts von dergleichen hören, weil ſie nicht wiſſen was das ſeyn ſoll, und ſie wiſ- ſen, daß der HErr lebe; alsdann ſagte er, er wolle den lebendigen HErrn predigen, aber auch dieſes wollten ſie nicht, und gaben vor, daß ſie in ſeiner Rede nichts himmliſches ver- merken, weil vieles um ſeinet- und ſeines Na- mens und Ehre willen geſchehe, und daß ſie aus dem Schall der Rede hören, ob es aus dem Herzen komme oder nicht; und daß er ſie, weil es dieſe Bewandnis mit ihm habe, nicht lehren könnte, deswegen ſchwieg er; er war in der Welt, da er lebte, ein ſehr rüh- render Redner, ſo daß er die Zuhörer zu hei- ligen Dingen ungemein bewegen konnte, dieſes rührende aber hatte er durch Kunſt, alſo von ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0252" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der vierten Erde</hi></fw><lb/> geweſen war, weiter, aber wider ſeinen Wil-<lb/> len, gebracht, weil er noch jenes Frauenzim-<lb/> mer, ſo ihm wohlgefiel, in Gedanken hatte,<lb/> welches daraus erhellte, weil ſich immer et-<lb/> was Schatten von daraus an dem erſten Ort<lb/> zeigte; er kam darauf zu denen, welche na-<lb/> cket waren, dieſe ſahe man je zween und zween<lb/> mit einander ſpazieren, es waren ein Mann<lb/> und ein Weib, mit einer Decke um die Len-<lb/> den und mit einem Schleyer um das Haupt.<lb/> Jener Geiſt, als er bey dieſen war, wurde<lb/> in den Zuſtand verſezt, in welchem er in der<lb/> Welt war, als er predigen wollte, und dar-<lb/> auf ſagte er, er wolle vor ihnen den gekreu-<lb/> zigten HErrn predigen, ſie ſagten aber, ſie<lb/> mögen nichts von dergleichen hören, weil ſie<lb/> nicht wiſſen was das ſeyn ſoll, und ſie wiſ-<lb/> ſen, daß der HErr lebe; alsdann ſagte er,<lb/> er wolle den lebendigen HErrn predigen, aber<lb/> auch dieſes wollten ſie nicht, und gaben vor,<lb/> daß ſie in ſeiner Rede nichts himmliſches ver-<lb/> merken, weil vieles um ſeinet- und ſeines Na-<lb/> mens und Ehre willen geſchehe, und daß ſie<lb/> aus dem Schall der Rede hören, ob es aus<lb/> dem Herzen komme oder nicht; und daß er<lb/> ſie, weil es dieſe Bewandnis mit ihm habe,<lb/> nicht lehren könnte, deswegen ſchwieg er; er<lb/> war in der Welt, da er lebte, ein ſehr rüh-<lb/> render Redner, ſo daß er die Zuhörer zu hei-<lb/> ligen Dingen ungemein bewegen konnte, dieſes<lb/> rührende aber hatte er durch Kunſt, alſo von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0252]
Von der vierten Erde
geweſen war, weiter, aber wider ſeinen Wil-
len, gebracht, weil er noch jenes Frauenzim-
mer, ſo ihm wohlgefiel, in Gedanken hatte,
welches daraus erhellte, weil ſich immer et-
was Schatten von daraus an dem erſten Ort
zeigte; er kam darauf zu denen, welche na-
cket waren, dieſe ſahe man je zween und zween
mit einander ſpazieren, es waren ein Mann
und ein Weib, mit einer Decke um die Len-
den und mit einem Schleyer um das Haupt.
Jener Geiſt, als er bey dieſen war, wurde
in den Zuſtand verſezt, in welchem er in der
Welt war, als er predigen wollte, und dar-
auf ſagte er, er wolle vor ihnen den gekreu-
zigten HErrn predigen, ſie ſagten aber, ſie
mögen nichts von dergleichen hören, weil ſie
nicht wiſſen was das ſeyn ſoll, und ſie wiſ-
ſen, daß der HErr lebe; alsdann ſagte er,
er wolle den lebendigen HErrn predigen, aber
auch dieſes wollten ſie nicht, und gaben vor,
daß ſie in ſeiner Rede nichts himmliſches ver-
merken, weil vieles um ſeinet- und ſeines Na-
mens und Ehre willen geſchehe, und daß ſie
aus dem Schall der Rede hören, ob es aus
dem Herzen komme oder nicht; und daß er
ſie, weil es dieſe Bewandnis mit ihm habe,
nicht lehren könnte, deswegen ſchwieg er; er
war in der Welt, da er lebte, ein ſehr rüh-
render Redner, ſo daß er die Zuhörer zu hei-
ligen Dingen ungemein bewegen konnte, dieſes
rührende aber hatte er durch Kunſt, alſo von
ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |