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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

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Reflexiones über dieß Buch.
rin zum Weibe genommen: die Philosophen
können auch nicht reimen: warum GOtt
diese schwarze Erdinnwohner, die er unter
die Sünde beschlossen, zu so hohein Grad der
ehlichen Liebe ersehen. Der Grund muß
allein dieser seyn: die Materie in den höch-
sten Stand des Geistes zu erheben, und alle
Paßionen der Materie selbst zu empfinden,
bis der Geist aus der Tiefe der Materie sei-
ne höchste perfection bekomme. Diß ist ein
theologisches Problem.

Aber ein eben so groses Problem ist diß,
daß Swedenborg uns entdekt, es könne kein
Geist oder kein Engel seyn oder entstehen,
der nicht vorher in den Hülsen der groben
Materie herausgekeimt und fortgewachsen,
diß ist auch ein groses Problem, und läßt sich
nicht so schnell wegwerfen. Was wird Sem-
beck in Lindau darzu sagen, welcher glaubt,
daß die Menschheit in die verlassene Woh-
nung der Engel gesezt sey, und die Stelle
der Engel einnehmen solle: aber unsere Erd-
innwohner haben wenig Lust, diesen Absich-
ten Gottes ins Ewige nachzudenken; sie er-
kennen ihre Ehre nicht, die GOtt ihnen an-
thun will, indem es das niederste zum höch-
sten erheben will. Die im Planet Jupiter,
Mercur, Venus, haben also keinen Glauben
ans Wort, sondern sie werden durch beson-
dere Revelationen geführt; sie sind aber nicht

wie

Reflexiones über dieß Buch.
rin zum Weibe genommen: die Philoſophen
können auch nicht reimen: warum GOtt
dieſe ſchwarze Erdinnwohner, die er unter
die Sünde beſchloſſen, zu ſo hohein Grad der
ehlichen Liebe erſehen. Der Grund muß
allein dieſer ſeyn: die Materie in den höch-
ſten Stand des Geiſtes zu erheben, und alle
Paßionen der Materie ſelbſt zu empfinden,
bis der Geiſt aus der Tiefe der Materie ſei-
ne höchſte perfection bekomme. Diß iſt ein
theologiſches Problem.

Aber ein eben ſo groſes Problem iſt diß,
daß Swedenborg uns entdekt, es könne kein
Geiſt oder kein Engel ſeyn oder entſtehen,
der nicht vorher in den Hülſen der groben
Materie herausgekeimt und fortgewachſen,
diß iſt auch ein groſes Problem, und läßt ſich
nicht ſo ſchnell wegwerfen. Was wird Sem-
beck in Lindau darzu ſagen, welcher glaubt,
daß die Menſchheit in die verlaſſene Woh-
nung der Engel geſezt ſey, und die Stelle
der Engel einnehmen ſolle: aber unſere Erd-
innwohner haben wenig Luſt, dieſen Abſich-
ten Gottes ins Ewige nachzudenken; ſie er-
kennen ihre Ehre nicht, die GOtt ihnen an-
thun will, indem es das niederſte zum höch-
ſten erheben will. Die im Planet Jupiter,
Mercur, Venus, haben alſo keinen Glauben
ans Wort, ſondern ſie werden durch beſon-
dere Revelationen geführt; ſie ſind aber nicht

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[288/0292] Reflexiones über dieß Buch. rin zum Weibe genommen: die Philoſophen können auch nicht reimen: warum GOtt dieſe ſchwarze Erdinnwohner, die er unter die Sünde beſchloſſen, zu ſo hohein Grad der ehlichen Liebe erſehen. Der Grund muß allein dieſer ſeyn: die Materie in den höch- ſten Stand des Geiſtes zu erheben, und alle Paßionen der Materie ſelbſt zu empfinden, bis der Geiſt aus der Tiefe der Materie ſei- ne höchſte perfection bekomme. Diß iſt ein theologiſches Problem. Aber ein eben ſo groſes Problem iſt diß, daß Swedenborg uns entdekt, es könne kein Geiſt oder kein Engel ſeyn oder entſtehen, der nicht vorher in den Hülſen der groben Materie herausgekeimt und fortgewachſen, diß iſt auch ein groſes Problem, und läßt ſich nicht ſo ſchnell wegwerfen. Was wird Sem- beck in Lindau darzu ſagen, welcher glaubt, daß die Menſchheit in die verlaſſene Woh- nung der Engel geſezt ſey, und die Stelle der Engel einnehmen ſolle: aber unſere Erd- innwohner haben wenig Luſt, dieſen Abſich- ten Gottes ins Ewige nachzudenken; ſie er- kennen ihre Ehre nicht, die GOtt ihnen an- thun will, indem es das niederſte zum höch- ſten erheben will. Die im Planet Jupiter, Mercur, Venus, haben alſo keinen Glauben ans Wort, ſondern ſie werden durch beſon- dere Revelationen geführt; ſie ſind aber nicht wie

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/292>, abgerufen am 14.08.2024.