Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Reflexiones über dieß Buch.
oder HErrn der Heerscharen gestanden, mit
den Engeln conversirt; ihre Mentes, ihre
Gemüther, die von cörperlichen Dingen fast
abgeschieden waren, waren in den Himmel
erhaben; sie konnten, ohne aus dem Leib zu
fahren, wie Swedenborg das Prächtige,
nämlich die Farben, die Früchte, die Lichts-
Produkte, die Figuren und Gestaltungen
der ewigen Dinge sehen. Tschirnhausen hat
deswegen Gläser geschliffen, daß er die Na-
tur möchte sehen, denn wenn man sie nicht
sehe, so wisse man sie auch nicht. Demnach
haben die ersten Einwohner Jupiters anschau-
ende (intuitive) Jdeen bekommen von den
Erscheinungen der Dinge: wir aber sind jetzo
nicht mehr im Stand; ja die folgende dege-
nerirte Einwohner Jupiters mußten schon
die Abwechslung der Cognitionis intuitivae
mit der simbosia gebrauchen, wie wir auch.
Und dieß ist das grosse Kunststück der Logik,
daß wir die wortliche Jdeen in intuitive re-
solviren. Wenn wir sagen Million, so sind
es lauter symbolische Jdeen: wenn ich aber
sage, es ist eine Zahl, worinn die vorherge-
hende Zahl 10 mal mehr in sich faßt, also
daß 10 mal 10 hundert, 10 mal 100 tau-
send, zehen mal zehen tausend hunderttau-
send heißt; so ist es schon intuitiv. Nach
dieser Art müssen alle Sprachen mit Zeichen
vollendet werden.

Ein

Reflexiones über dieß Buch.
oder HErrn der Heerſcharen geſtanden, mit
den Engeln converſirt; ihre Mentes, ihre
Gemüther, die von cörperlichen Dingen faſt
abgeſchieden waren, waren in den Himmel
erhaben; ſie konnten, ohne aus dem Leib zu
fahren, wie Swedenborg das Prächtige,
nämlich die Farben, die Früchte, die Lichts-
Produkte, die Figuren und Geſtaltungen
der ewigen Dinge ſehen. Tſchirnhauſen hat
deswegen Gläſer geſchliffen, daß er die Na-
tur möchte ſehen, denn wenn man ſie nicht
ſehe, ſo wiſſe man ſie auch nicht. Demnach
haben die erſten Einwohner Jupiters anſchau-
ende (intuitive) Jdeen bekommen von den
Erſcheinungen der Dinge: wir aber ſind jetzo
nicht mehr im Stand; ja die folgende dege-
nerirte Einwohner Jupiters mußten ſchon
die Abwechslung der Cognitionis intuitivæ
mit der ſimboſia gebrauchen, wie wir auch.
Und dieß iſt das groſſe Kunſtſtück der Logik,
daß wir die wortliche Jdeen in intuitive re-
ſolviren. Wenn wir ſagen Million, ſo ſind
es lauter ſymboliſche Jdeen: wenn ich aber
ſage, es iſt eine Zahl, worinn die vorherge-
hende Zahl 10 mal mehr in ſich faßt, alſo
daß 10 mal 10 hundert, 10 mal 100 tau-
ſend, zehen mal zehen tauſend hunderttau-
ſend heißt; ſo iſt es ſchon intuitiv. Nach
dieſer Art müſſen alle Sprachen mit Zeichen
vollendet werden.

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0298" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reflexiones über dieß Buch.</hi></fw><lb/>
oder HErrn der Heer&#x017F;charen ge&#x017F;tanden, mit<lb/>
den Engeln <hi rendition="#aq">conver&#x017F;irt;</hi> ihre <hi rendition="#aq">Mentes,</hi> ihre<lb/>
Gemüther, die von cörperlichen Dingen fa&#x017F;t<lb/>
abge&#x017F;chieden waren, waren in den Himmel<lb/>
erhaben; &#x017F;ie konnten, ohne aus dem Leib zu<lb/>
fahren, wie Swedenborg das Prächtige,<lb/>
nämlich die Farben, die Früchte, die Lichts-<lb/>
Produkte, die Figuren und Ge&#x017F;taltungen<lb/>
der ewigen Dinge &#x017F;ehen. T&#x017F;chirnhau&#x017F;en hat<lb/>
deswegen Glä&#x017F;er ge&#x017F;chliffen, daß er die Na-<lb/>
tur möchte &#x017F;ehen, denn wenn man &#x017F;ie nicht<lb/>
&#x017F;ehe, &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;e man &#x017F;ie auch nicht. Demnach<lb/>
haben die er&#x017F;ten Einwohner Jupiters an&#x017F;chau-<lb/>
ende (<hi rendition="#aq">intuitive</hi>) Jdeen bekommen von den<lb/>
Er&#x017F;cheinungen der Dinge: wir aber &#x017F;ind jetzo<lb/>
nicht mehr im Stand; ja die folgende dege-<lb/>
nerirte Einwohner Jupiters mußten &#x017F;chon<lb/>
die Abwechslung der <hi rendition="#aq">Cognitionis intuitivæ</hi><lb/>
mit der <hi rendition="#aq">&#x017F;imbo&#x017F;ia</hi> gebrauchen, wie wir auch.<lb/>
Und dieß i&#x017F;t das gro&#x017F;&#x017F;e Kun&#x017F;t&#x017F;tück der Logik,<lb/>
daß wir die wortliche Jdeen in intuitive re-<lb/>
&#x017F;olviren. Wenn wir &#x017F;agen Million, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
es lauter &#x017F;ymboli&#x017F;che Jdeen: wenn ich aber<lb/>
&#x017F;age, es i&#x017F;t eine Zahl, worinn die vorherge-<lb/>
hende Zahl 10 mal mehr in &#x017F;ich faßt, al&#x017F;o<lb/>
daß 10 mal 10 hundert, 10 mal 100 tau-<lb/>
&#x017F;end, zehen mal zehen tau&#x017F;end hunderttau-<lb/>
&#x017F;end heißt; &#x017F;o i&#x017F;t es &#x017F;chon <hi rendition="#aq">intuitiv.</hi> Nach<lb/>
die&#x017F;er Art mü&#x017F;&#x017F;en alle Sprachen mit Zeichen<lb/>
vollendet werden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0298] Reflexiones über dieß Buch. oder HErrn der Heerſcharen geſtanden, mit den Engeln converſirt; ihre Mentes, ihre Gemüther, die von cörperlichen Dingen faſt abgeſchieden waren, waren in den Himmel erhaben; ſie konnten, ohne aus dem Leib zu fahren, wie Swedenborg das Prächtige, nämlich die Farben, die Früchte, die Lichts- Produkte, die Figuren und Geſtaltungen der ewigen Dinge ſehen. Tſchirnhauſen hat deswegen Gläſer geſchliffen, daß er die Na- tur möchte ſehen, denn wenn man ſie nicht ſehe, ſo wiſſe man ſie auch nicht. Demnach haben die erſten Einwohner Jupiters anſchau- ende (intuitive) Jdeen bekommen von den Erſcheinungen der Dinge: wir aber ſind jetzo nicht mehr im Stand; ja die folgende dege- nerirte Einwohner Jupiters mußten ſchon die Abwechslung der Cognitionis intuitivæ mit der ſimboſia gebrauchen, wie wir auch. Und dieß iſt das groſſe Kunſtſtück der Logik, daß wir die wortliche Jdeen in intuitive re- ſolviren. Wenn wir ſagen Million, ſo ſind es lauter ſymboliſche Jdeen: wenn ich aber ſage, es iſt eine Zahl, worinn die vorherge- hende Zahl 10 mal mehr in ſich faßt, alſo daß 10 mal 10 hundert, 10 mal 100 tau- ſend, zehen mal zehen tauſend hunderttau- ſend heißt; ſo iſt es ſchon intuitiv. Nach dieſer Art müſſen alle Sprachen mit Zeichen vollendet werden. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/298
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/298>, abgerufen am 23.11.2024.