Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.der Seele und des Körpers. es hergekommen ist, also auch dieses nicht aussich selbst, sondern aus einem das noch wei- ter vorhergeht, (ex adhuc priori) und daß also auch nichts ausser aus dem Ersten (ex Primo) würke, welcher aus sich selbst würket, nem- lich von GOtt: überdem ist das Leben ein ein- ziges, und dieses kann nicht erschaffen wer- den, sondern fließt in die zur Aufnehmung desselben organisch oder werkzeuglich einge- richtete Formen über alle massen ein; der- gleichen Formen sind alle und jede Dinge in dem erschaffenen Weltall. Viele glauben, daß die Seele (anima) das Leben sey, und daß also der Mensch, weil er aus der Seele lebt, aus seinem Leben, also aus sich selbst lebe, und eben darum nicht durch den Ein- fluß des Lebens von GOtt; allein diese kön- nen nicht anders als einen Gordischen, das ist, unauflöslichen Knoten aus Betrüglich- keiten zusammen zu flechten, und alle Beur- theilungen ihres Gemüths (mentis) in den- selben einzuwickeln, woher denn lauter Un- sinnigkeit in Ansehung der geistlichen Dinge bey ihnen entsteht, oder ein Labyrinth, das ist, einen Jrrgarten zu bauen, worinnen das Gemüth (mens) nimmermehr durch einige Fäden der Vernunft den Rückweg finden und sich herausführen kann; solche lassen sich auch in der That gleichsam in unterir- dische Höhlen hinab, wo sie in ewiger Fin- sternis leben; denn daraus kommen unzähli- che C 2
der Seele und des Körpers. es hergekommen iſt, alſo auch dieſes nicht ausſich ſelbſt, ſondern aus einem das noch wei- ter vorhergeht, (ex adhuc priori) und daß alſo auch nichts auſſer aus dem Erſten (ex Primo) würke, welcher aus ſich ſelbſt würket, nem- lich von GOtt: überdem iſt das Leben ein ein- ziges, und dieſes kann nicht erſchaffen wer- den, ſondern fließt in die zur Aufnehmung deſſelben organiſch oder werkzeuglich einge- richtete Formen über alle maſſen ein; der- gleichen Formen ſind alle und jede Dinge in dem erſchaffenen Weltall. Viele glauben, daß die Seele (anima) das Leben ſey, und daß alſo der Menſch, weil er aus der Seele lebt, aus ſeinem Leben, alſo aus ſich ſelbſt lebe, und eben darum nicht durch den Ein- fluß des Lebens von GOtt; allein dieſe kön- nen nicht anders als einen Gordiſchen, das iſt, unauflöslichen Knoten aus Betrüglich- keiten zuſammen zu flechten, und alle Beur- theilungen ihres Gemüths (mentis) in den- ſelben einzuwickeln, woher denn lauter Un- ſinnigkeit in Anſehung der geiſtlichen Dinge bey ihnen entſteht, oder ein Labyrinth, das iſt, einen Jrrgarten zu bauen, worinnen das Gemüth (mens) nimmermehr durch einige Fäden der Vernunft den Rückweg finden und ſich herausführen kann; ſolche laſſen ſich auch in der That gleichſam in unterir- diſche Höhlen hinab, wo ſie in ewiger Fin- ſternis leben; denn daraus kommen unzähli- che C 2
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der Seele und des Körpers.
es hergekommen iſt, alſo auch dieſes nicht aus
ſich ſelbſt, ſondern aus einem das noch wei-
ter vorhergeht, (ex adhuc priori) und daß alſo
auch nichts auſſer aus dem Erſten (ex Primo)
würke, welcher aus ſich ſelbſt würket, nem-
lich von GOtt: überdem iſt das Leben ein ein-
ziges, und dieſes kann nicht erſchaffen wer-
den, ſondern fließt in die zur Aufnehmung
deſſelben organiſch oder werkzeuglich einge-
richtete Formen über alle maſſen ein; der-
gleichen Formen ſind alle und jede Dinge in
dem erſchaffenen Weltall. Viele glauben,
daß die Seele (anima) das Leben ſey, und
daß alſo der Menſch, weil er aus der Seele
lebt, aus ſeinem Leben, alſo aus ſich ſelbſt
lebe, und eben darum nicht durch den Ein-
fluß des Lebens von GOtt; allein dieſe kön-
nen nicht anders als einen Gordiſchen, das
iſt, unauflöslichen Knoten aus Betrüglich-
keiten zuſammen zu flechten, und alle Beur-
theilungen ihres Gemüths (mentis) in den-
ſelben einzuwickeln, woher denn lauter Un-
ſinnigkeit in Anſehung der geiſtlichen Dinge
bey ihnen entſteht, oder ein Labyrinth, das
iſt, einen Jrrgarten zu bauen, worinnen das
Gemüth (mens) nimmermehr durch einige
Fäden der Vernunft den Rückweg finden
und ſich herausführen kann; ſolche laſſen
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