Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Hölle.
Teufel und Einen Geist (animum) vor, und
gehet auf Einen Zweck, nemlich jedermann
zu verderben und in Ewigkeit zu verdammen.
Jch babe viel tausendmal wahrgenommen,
daß sie sich dahin bestreben; Wenn nicht de-
rohalben der HErr jedermann auch sogar die
kleinsten Augenblicke erhielte, jedermann ver-
lohren gehen würde.

Es hat aber der HErr eine solche Form
und Ordnung in den Höllen eingeführt, da-
mit sie alle von ihren Begierden und Phan-
tasien, worinn selbst ihr Leben bestehet, ge-
fesselt und gebunden gehalten werden. Diß
Leben, weil es (ein Leben) des Todes ist,
wird in schröckliche unbeschreibliche Plagen
verwandelt. Denn das liebste in ihrem Le-
ben besteht darinn, daß einer den andern straf-
fen, plagen und martern kann, so gar durch
die auf der Welt unbekanntesten Künste, wo-
durch sie sehr heftige Einpfindungen, eben
als wann sie in dem Leibe wären auch schröck-
liche und gräßliche Phantasien neben dem
Schrecken und Grausen einzuführen wissen,
und dergleichen mehr. Diß erweckt bey dem
höllischen Haufen ein so groß Vergnügen,
daß, wenn sie die Schmerzen und Plagen ins
unendliche vermehren und vergrössern könn-
ten, sie auch alsdann nicht einmal sich zur
Ruhe geben, sondern vielmehr noch ins un-
endliche entbrennen würden: Allein der HErr

hebt

Von der Hoͤlle.
Teufel und Einen Geiſt (animum) vor, und
gehet auf Einen Zweck, nemlich jedermann
zu verderben und in Ewigkeit zu verdammen.
Jch babe viel tauſendmal wahrgenommen,
daß ſie ſich dahin beſtreben; Wenn nicht de-
rohalben der HErr jedermann auch ſogar die
kleinſten Augenblicke erhielte, jedermann ver-
lohren gehen wuͤrde.

Es hat aber der HErr eine ſolche Form
und Ordnung in den Hoͤllen eingefuͤhrt, da-
mit ſie alle von ihren Begierden und Phan-
taſien, worinn ſelbſt ihr Leben beſtehet, ge-
feſſelt und gebunden gehalten werden. Diß
Leben, weil es (ein Leben) des Todes iſt,
wird in ſchroͤckliche unbeſchreibliche Plagen
verwandelt. Denn das liebſte in ihrem Le-
ben beſteht darinn, daß einer den andern ſtraf-
fen, plagen und martern kann, ſo gar durch
die auf der Welt unbekannteſten Kuͤnſte, wo-
durch ſie ſehr heftige Einpfindungen, eben
als wann ſie in dem Leibe waͤren auch ſchroͤck-
liche und graͤßliche Phantaſien neben dem
Schrecken und Grauſen einzufuͤhren wiſſen,
und dergleichen mehr. Diß erweckt bey dem
hoͤlliſchen Haufen ein ſo groß Vergnuͤgen,
daß, wenn ſie die Schmerzen und Plagen ins
unendliche vermehren und vergroͤſſern koͤnn-
ten, ſie auch alsdann nicht einmal ſich zur
Ruhe geben, ſondern vielmehr noch ins un-
endliche entbrennen wuͤrden: Allein der HErr

hebt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ho&#x0364;lle.</hi></fw><lb/>
Teufel und Einen Gei&#x017F;t (<hi rendition="#aq">animum</hi>) vor, und<lb/>
gehet auf Einen Zweck, nemlich jedermann<lb/>
zu verderben und in Ewigkeit zu verdammen.<lb/>
Jch babe viel tau&#x017F;endmal wahrgenommen,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich dahin be&#x017F;treben; Wenn nicht de-<lb/>
rohalben der HErr jedermann auch &#x017F;ogar die<lb/>
klein&#x017F;ten Augenblicke erhielte, jedermann ver-<lb/>
lohren gehen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
          <p>Es hat aber der HErr eine &#x017F;olche Form<lb/>
und Ordnung in den Ho&#x0364;llen eingefu&#x0364;hrt, da-<lb/>
mit &#x017F;ie alle von ihren Begierden und Phan-<lb/>
ta&#x017F;ien, worinn &#x017F;elb&#x017F;t ihr Leben be&#x017F;tehet, ge-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;elt und gebunden gehalten werden. Diß<lb/>
Leben, weil es (ein Leben) des Todes i&#x017F;t,<lb/>
wird in &#x017F;chro&#x0364;ckliche unbe&#x017F;chreibliche Plagen<lb/>
verwandelt. Denn das lieb&#x017F;te in ihrem Le-<lb/>
ben be&#x017F;teht darinn, daß einer den andern &#x017F;traf-<lb/>
fen, plagen und martern kann, &#x017F;o gar durch<lb/>
die auf der Welt unbekannte&#x017F;ten Ku&#x0364;n&#x017F;te, wo-<lb/>
durch &#x017F;ie &#x017F;ehr heftige Einpfindungen, eben<lb/>
als wann &#x017F;ie in dem Leibe wa&#x0364;ren auch &#x017F;chro&#x0364;ck-<lb/>
liche und gra&#x0364;ßliche Phanta&#x017F;ien neben dem<lb/>
Schrecken und Grau&#x017F;en einzufu&#x0364;hren wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und dergleichen mehr. Diß erweckt bey dem<lb/>
ho&#x0364;lli&#x017F;chen Haufen ein &#x017F;o groß Vergnu&#x0364;gen,<lb/>
daß, wenn &#x017F;ie die Schmerzen und Plagen ins<lb/>
unendliche vermehren und vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern ko&#x0364;nn-<lb/>
ten, &#x017F;ie auch alsdann nicht einmal &#x017F;ich zur<lb/>
Ruhe geben, &#x017F;ondern vielmehr noch ins un-<lb/>
endliche entbrennen wu&#x0364;rden: Allein der HErr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hebt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0140] Von der Hoͤlle. Teufel und Einen Geiſt (animum) vor, und gehet auf Einen Zweck, nemlich jedermann zu verderben und in Ewigkeit zu verdammen. Jch babe viel tauſendmal wahrgenommen, daß ſie ſich dahin beſtreben; Wenn nicht de- rohalben der HErr jedermann auch ſogar die kleinſten Augenblicke erhielte, jedermann ver- lohren gehen wuͤrde. Es hat aber der HErr eine ſolche Form und Ordnung in den Hoͤllen eingefuͤhrt, da- mit ſie alle von ihren Begierden und Phan- taſien, worinn ſelbſt ihr Leben beſtehet, ge- feſſelt und gebunden gehalten werden. Diß Leben, weil es (ein Leben) des Todes iſt, wird in ſchroͤckliche unbeſchreibliche Plagen verwandelt. Denn das liebſte in ihrem Le- ben beſteht darinn, daß einer den andern ſtraf- fen, plagen und martern kann, ſo gar durch die auf der Welt unbekannteſten Kuͤnſte, wo- durch ſie ſehr heftige Einpfindungen, eben als wann ſie in dem Leibe waͤren auch ſchroͤck- liche und graͤßliche Phantaſien neben dem Schrecken und Grauſen einzufuͤhren wiſſen, und dergleichen mehr. Diß erweckt bey dem hoͤlliſchen Haufen ein ſo groß Vergnuͤgen, daß, wenn ſie die Schmerzen und Plagen ins unendliche vermehren und vergroͤſſern koͤnn- ten, ſie auch alsdann nicht einmal ſich zur Ruhe geben, ſondern vielmehr noch ins un- endliche entbrennen wuͤrden: Allein der HErr hebt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/140
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/140>, abgerufen am 21.11.2024.