Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Rachgierigen und Grausamen
heller, aber vor dem innerlichen Gesicht, weil
ich aus göttlicher Barmherzigkeit des HErrn
unter den Geistern seyn durfte:) Er gab mir,
so bald er auf mich zukam, verstellter Weise
durch Winke zu verstehen, daß er mir vieles
zu sagen hätte, und fragte mich, ob ich ein
Christ sey, ich antwortete mit ja, er sagte, er
sey auch einer, und bath mich, daß er allein
bey mir seyn dürfte, er wolle mir etwas er-
zählen, das andere nicht hören dürften: Jch
antwortete aber, daß sie in dem andern Leben
nicht allein seyn können, wie die Menschen
es meynen auf der Erde zu seyn, und daß
mehrere Geister da wären: Er aber machte
sich näher herbey, und schlich gegen das Hin-
tertheil des Haupts auf den Rücken zu; ich
merkte alsdann, daß er ein Meuchelmörder
war, und als er da war, fühlte ich als wie
einen Stich durchs Herz, und gleich darauf
im Hirn, an welchem Stich ein Mensch leicht-
lich sterben müßte: weil ich aber von dem
HErrn beschützt wurde, hatte ich nichts zu be-
fürchten; was er für eine List dabey gebraucht,
weiß ich nicht. Er meynte, ich sey todt, und
sagte zu andern: Er komme eben von einem
Menschen her, den er so ermordet hätte, und
zwar hinterwärts durch etwas tödtliches. Er
gab auch vor, die Kunst zu können, daß es
der Mensch nicht wüßte, ehe er todt hinfiele,
und daß man nicht anders von ihm glaubte,
als er sey unschuldig. Jch konnte nachge-

hends
K 2

Rachgierigen und Grauſamen
heller, aber vor dem innerlichen Geſicht, weil
ich aus goͤttlicher Barmherzigkeit des HErrn
unter den Geiſtern ſeyn durfte:) Er gab mir,
ſo bald er auf mich zukam, verſtellter Weiſe
durch Winke zu verſtehen, daß er mir vieles
zu ſagen haͤtte, und fragte mich, ob ich ein
Chriſt ſey, ich antwortete mit ja, er ſagte, er
ſey auch einer, und bath mich, daß er allein
bey mir ſeyn duͤrfte, er wolle mir etwas er-
zaͤhlen, das andere nicht hoͤren duͤrften: Jch
antwortete aber, daß ſie in dem andern Leben
nicht allein ſeyn koͤnnen, wie die Menſchen
es meynen auf der Erde zu ſeyn, und daß
mehrere Geiſter da waͤren: Er aber machte
ſich naͤher herbey, und ſchlich gegen das Hin-
tertheil des Haupts auf den Ruͤcken zu; ich
merkte alsdann, daß er ein Meuchelmoͤrder
war, und als er da war, fuͤhlte ich als wie
einen Stich durchs Herz, und gleich darauf
im Hirn, an welchem Stich ein Menſch leicht-
lich ſterben muͤßte: weil ich aber von dem
HErrn beſchuͤtzt wurde, hatte ich nichts zu be-
fuͤrchten; was er fuͤr eine Liſt dabey gebraucht,
weiß ich nicht. Er meynte, ich ſey todt, und
ſagte zu andern: Er komme eben von einem
Menſchen her, den er ſo ermordet haͤtte, und
zwar hinterwaͤrts durch etwas toͤdtliches. Er
gab auch vor, die Kunſt zu koͤnnen, daß es
der Menſch nicht wuͤßte, ehe er todt hinfiele,
und daß man nicht anders von ihm glaubte,
als er ſey unſchuldig. Jch konnte nachge-

hends
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0147" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rachgierigen und Grau&#x017F;amen</hi></fw><lb/>
heller, aber vor dem innerlichen Ge&#x017F;icht, weil<lb/>
ich aus go&#x0364;ttlicher Barmherzigkeit des HErrn<lb/>
unter den Gei&#x017F;tern &#x017F;eyn durfte:) Er gab mir,<lb/>
&#x017F;o bald er auf mich zukam, ver&#x017F;tellter Wei&#x017F;e<lb/>
durch Winke zu ver&#x017F;tehen, daß er mir vieles<lb/>
zu &#x017F;agen ha&#x0364;tte, und fragte mich, ob ich ein<lb/>
Chri&#x017F;t &#x017F;ey, ich antwortete mit ja, er &#x017F;agte, er<lb/>
&#x017F;ey auch einer, und bath mich, daß er allein<lb/>
bey mir &#x017F;eyn du&#x0364;rfte, er wolle mir etwas er-<lb/>
za&#x0364;hlen, das andere nicht ho&#x0364;ren du&#x0364;rften: Jch<lb/>
antwortete aber, daß &#x017F;ie in dem andern Leben<lb/>
nicht allein &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, wie die Men&#x017F;chen<lb/>
es meynen auf der Erde zu &#x017F;eyn, und daß<lb/>
mehrere Gei&#x017F;ter da wa&#x0364;ren: Er aber machte<lb/>
&#x017F;ich na&#x0364;her herbey, und &#x017F;chlich gegen das Hin-<lb/>
tertheil des Haupts auf den Ru&#x0364;cken zu; ich<lb/>
merkte alsdann, daß er ein Meuchelmo&#x0364;rder<lb/>
war, und als er da war, fu&#x0364;hlte ich als wie<lb/>
einen Stich durchs Herz, und gleich darauf<lb/>
im Hirn, an welchem Stich ein Men&#x017F;ch leicht-<lb/>
lich &#x017F;terben mu&#x0364;ßte: weil ich aber von dem<lb/>
HErrn be&#x017F;chu&#x0364;tzt wurde, hatte ich nichts zu be-<lb/>
fu&#x0364;rchten; was er fu&#x0364;r eine Li&#x017F;t dabey gebraucht,<lb/>
weiß ich nicht. Er meynte, ich &#x017F;ey todt, und<lb/>
&#x017F;agte zu andern: Er komme eben von einem<lb/>
Men&#x017F;chen her, den er &#x017F;o ermordet ha&#x0364;tte, und<lb/>
zwar hinterwa&#x0364;rts durch etwas to&#x0364;dtliches. Er<lb/>
gab auch vor, die Kun&#x017F;t zu ko&#x0364;nnen, daß es<lb/>
der Men&#x017F;ch nicht wu&#x0364;ßte, ehe er todt hinfiele,<lb/>
und daß man nicht anders von ihm glaubte,<lb/>
als er &#x017F;ey un&#x017F;chuldig. Jch konnte nachge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">hends</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0147] Rachgierigen und Grauſamen heller, aber vor dem innerlichen Geſicht, weil ich aus goͤttlicher Barmherzigkeit des HErrn unter den Geiſtern ſeyn durfte:) Er gab mir, ſo bald er auf mich zukam, verſtellter Weiſe durch Winke zu verſtehen, daß er mir vieles zu ſagen haͤtte, und fragte mich, ob ich ein Chriſt ſey, ich antwortete mit ja, er ſagte, er ſey auch einer, und bath mich, daß er allein bey mir ſeyn duͤrfte, er wolle mir etwas er- zaͤhlen, das andere nicht hoͤren duͤrften: Jch antwortete aber, daß ſie in dem andern Leben nicht allein ſeyn koͤnnen, wie die Menſchen es meynen auf der Erde zu ſeyn, und daß mehrere Geiſter da waͤren: Er aber machte ſich naͤher herbey, und ſchlich gegen das Hin- tertheil des Haupts auf den Ruͤcken zu; ich merkte alsdann, daß er ein Meuchelmoͤrder war, und als er da war, fuͤhlte ich als wie einen Stich durchs Herz, und gleich darauf im Hirn, an welchem Stich ein Menſch leicht- lich ſterben muͤßte: weil ich aber von dem HErrn beſchuͤtzt wurde, hatte ich nichts zu be- fuͤrchten; was er fuͤr eine Liſt dabey gebraucht, weiß ich nicht. Er meynte, ich ſey todt, und ſagte zu andern: Er komme eben von einem Menſchen her, den er ſo ermordet haͤtte, und zwar hinterwaͤrts durch etwas toͤdtliches. Er gab auch vor, die Kunſt zu koͤnnen, daß es der Menſch nicht wuͤßte, ehe er todt hinfiele, und daß man nicht anders von ihm glaubte, als er ſey unſchuldig. Jch konnte nachge- hends K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/147
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/147>, abgerufen am 21.11.2024.