Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.Kasten, oder ein Cabinett aufzuschliessen, und es euch an dem rechten Schlüssel dazu fehlet, oder ihr denselben vor den andern, die in dem ganzen Bunde sind, nicht auskennet: so probiret den ersten Schlüssel, den ihr hineinkriegen könnet, und drehet ihn mit aller Leibeskraft um, bis entweder das Schloß offen gehet, oder der Schlüssel abbricht: Denn eure Frau würde euch gewiß für eine Thörinn halten, wenn ihr zurückkämet, und nichts ausgerichtet hättet. Das neunte Kapitel. Unterricht für das Aufwartemädgen. Zween Zufälle haben den Vortheil eurer Beschäfftigung gar sehr verringert. Erstlich die verdammte Gewohnheit, die unter den Damen ist, daß sie ihre alten Kleider für Porcellainsachen vertauschen, oder daß sie dieselbe in Stücke zerschneiden, Stühle, Schirme und Küssen damit zu überziehen, und dergleichen. Zum andern, die Erfindung der kleinen Kästgen, die verschlossen werden können, darinn sie ihren Thee und Zucker verschliessen, ohne welchen ein Aufwartemädgen doch ohnmöglich leben kann. Ihr werdet dadurch gezwungen braunen Zucker zu kaufen, und Wasser auf die Blätter zu giessen, die schon alle Kraft und allen Geschmack verlohren haben. Ich habe noch kein vollkommenes Mittel wider diese beyden Uebel ausfündig Kasten, oder ein Cabinett aufzuschliessen, und es euch an dem rechten Schlüssel dazu fehlet, oder ihr denselben vor den andern, die in dem ganzen Bunde sind, nicht auskennet: so probiret den ersten Schlüssel, den ihr hineinkriegen könnet, und drehet ihn mit aller Leibeskraft um, bis entweder das Schloß offen gehet, oder der Schlüssel abbricht: Denn eure Frau würde euch gewiß für eine Thörinn halten, wenn ihr zurückkämet, und nichts ausgerichtet hättet. Das neunte Kapitel. Unterricht für das Aufwartemädgen. Zween Zufälle haben den Vortheil eurer Beschäfftigung gar sehr verringert. Erstlich die verdammte Gewohnheit, die unter den Damen ist, daß sie ihre alten Kleider für Porcellainsachen vertauschen, oder daß sie dieselbe in Stücke zerschneiden, Stühle, Schirme und Küssen damit zu überziehen, und dergleichen. Zum andern, die Erfindung der kleinen Kästgen, die verschlossen werden können, darinn sie ihren Thee und Zucker verschliessen, ohne welchen ein Aufwartemädgen doch ohnmöglich leben kann. Ihr werdet dadurch gezwungen braunen Zucker zu kaufen, und Wasser auf die Blätter zu giessen, die schon alle Kraft und allen Geschmack verlohren haben. Ich habe noch kein vollkommenes Mittel wider diese beyden Uebel ausfündig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0114" n="98"/> Kasten, oder ein Cabinett aufzuschliessen, und es euch an dem rechten Schlüssel dazu fehlet, oder ihr denselben vor den andern, die in dem ganzen Bunde sind, nicht auskennet: so probiret den ersten Schlüssel, den ihr hineinkriegen könnet, und drehet ihn mit aller Leibeskraft um, bis entweder das Schloß offen gehet, oder der Schlüssel abbricht: Denn eure Frau würde euch gewiß für eine Thörinn halten, wenn ihr zurückkämet, und nichts ausgerichtet hättet.</p> </div> <div n="2"> <head>Das neunte Kapitel.</head><lb/> <head>Unterricht für das Aufwartemädgen.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">Z</hi>ween Zufälle haben den Vortheil eurer Beschäfftigung gar sehr verringert. Erstlich die verdammte Gewohnheit, die unter den Damen ist, daß sie ihre alten Kleider für Porcellainsachen vertauschen, oder daß sie dieselbe in Stücke zerschneiden, Stühle, Schirme und Küssen damit zu überziehen, und dergleichen. Zum andern, die Erfindung der kleinen Kästgen, die verschlossen werden können, darinn sie ihren Thee und Zucker verschliessen, ohne welchen ein Aufwartemädgen doch ohnmöglich leben kann. Ihr werdet dadurch gezwungen braunen Zucker zu kaufen, und Wasser auf die Blätter zu giessen, die schon alle Kraft und allen Geschmack verlohren haben. Ich habe noch kein vollkommenes Mittel wider diese beyden Uebel ausfündig </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0114]
Kasten, oder ein Cabinett aufzuschliessen, und es euch an dem rechten Schlüssel dazu fehlet, oder ihr denselben vor den andern, die in dem ganzen Bunde sind, nicht auskennet: so probiret den ersten Schlüssel, den ihr hineinkriegen könnet, und drehet ihn mit aller Leibeskraft um, bis entweder das Schloß offen gehet, oder der Schlüssel abbricht: Denn eure Frau würde euch gewiß für eine Thörinn halten, wenn ihr zurückkämet, und nichts ausgerichtet hättet.
Das neunte Kapitel.
Unterricht für das Aufwartemädgen.
Zween Zufälle haben den Vortheil eurer Beschäfftigung gar sehr verringert. Erstlich die verdammte Gewohnheit, die unter den Damen ist, daß sie ihre alten Kleider für Porcellainsachen vertauschen, oder daß sie dieselbe in Stücke zerschneiden, Stühle, Schirme und Küssen damit zu überziehen, und dergleichen. Zum andern, die Erfindung der kleinen Kästgen, die verschlossen werden können, darinn sie ihren Thee und Zucker verschliessen, ohne welchen ein Aufwartemädgen doch ohnmöglich leben kann. Ihr werdet dadurch gezwungen braunen Zucker zu kaufen, und Wasser auf die Blätter zu giessen, die schon alle Kraft und allen Geschmack verlohren haben. Ich habe noch kein vollkommenes Mittel wider diese beyden Uebel ausfündig
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