Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.einen solchen bösen Namen, daß es Niemand so leicht wage, bey ihnen in Dienste zu treten. Einige zärtliche Frauen, denen bange ist, daß sie sich erkälten, haben bemerket, daß Mädgen und Diener unten im Hause öfters vergessen, die Thüre hinter sich zuzumachen, wenn sie zur Hinterthüre aus- oder eingehen. Diese haben erfunden, eine Rolle an die Thüre, und über derselben einen Strick zu machen, an dessen Ende ein großes Stück Bley bevestiget ist, vermittelst dessen die Thüre von sich selbst wieder zufällt, aber auch dabey große Kraft erfordert, sie offen zu machen, welches für Bediente eine entsetzliche Arbeit ist, deren Geschäffte es oft erfordern, daß sie über 50mahl in einem Morgen aus- und eingehen müssen. Allein, was kann ein guter Witz nicht ausrichten? Kluge Bediente haben wider diese unerträgliche Beschwerlichkeit ein herrliches Mittel ausfündig gemacht. Sie wissen die Rolle auf eine solche Art aufzubinden, daß das Gewicht des Bleyes nicht die geringste Wirkung thun kann. Ich für meinen Theil wollte aber lieber die Thüre beständig offen halten, und einen schweren Stein unten vor derselbigen hinlegen. einen solchen bösen Namen, daß es Niemand so leicht wage, bey ihnen in Dienste zu treten. Einige zärtliche Frauen, denen bange ist, daß sie sich erkälten, haben bemerket, daß Mädgen und Diener unten im Hause öfters vergessen, die Thüre hinter sich zuzumachen, wenn sie zur Hinterthüre aus- oder eingehen. Diese haben erfunden, eine Rolle an die Thüre, und über derselben einen Strick zu machen, an dessen Ende ein großes Stück Bley bevestiget ist, vermittelst dessen die Thüre von sich selbst wieder zufällt, aber auch dabey große Kraft erfordert, sie offen zu machen, welches für Bediente eine entsetzliche Arbeit ist, deren Geschäffte es oft erfordern, daß sie über 50mahl in einem Morgen aus- und eingehen müssen. Allein, was kann ein guter Witz nicht ausrichten? Kluge Bediente haben wider diese unerträgliche Beschwerlichkeit ein herrliches Mittel ausfündig gemacht. Sie wissen die Rolle auf eine solche Art aufzubinden, daß das Gewicht des Bleyes nicht die geringste Wirkung thun kann. Ich für meinen Theil wollte aber lieber die Thüre beständig offen halten, und einen schweren Stein unten vor derselbigen hinlegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="17"/> einen solchen bösen Namen, daß es Niemand so leicht wage, bey ihnen in Dienste zu treten.</p> <p>Einige zärtliche Frauen, denen bange ist, daß sie sich erkälten, haben bemerket, daß Mädgen und Diener unten im Hause öfters vergessen, die Thüre hinter sich zuzumachen, wenn sie zur Hinterthüre aus- oder eingehen. Diese haben erfunden, eine Rolle an die Thüre, und über derselben einen Strick zu machen, an dessen Ende ein großes Stück Bley bevestiget ist, vermittelst dessen die Thüre von sich selbst wieder zufällt, aber auch dabey große Kraft erfordert, sie offen zu machen, welches für Bediente eine entsetzliche Arbeit ist, deren Geschäffte es oft erfordern, daß sie über 50mahl in einem Morgen aus- und eingehen müssen. Allein, was kann ein guter Witz nicht ausrichten? Kluge Bediente haben wider diese unerträgliche Beschwerlichkeit ein herrliches Mittel ausfündig gemacht. Sie wissen die Rolle auf eine solche Art aufzubinden, daß das Gewicht des Bleyes nicht die geringste Wirkung thun kann. Ich für meinen Theil wollte aber lieber die Thüre beständig offen halten, und einen schweren Stein unten vor derselbigen hinlegen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0033]
einen solchen bösen Namen, daß es Niemand so leicht wage, bey ihnen in Dienste zu treten.
Einige zärtliche Frauen, denen bange ist, daß sie sich erkälten, haben bemerket, daß Mädgen und Diener unten im Hause öfters vergessen, die Thüre hinter sich zuzumachen, wenn sie zur Hinterthüre aus- oder eingehen. Diese haben erfunden, eine Rolle an die Thüre, und über derselben einen Strick zu machen, an dessen Ende ein großes Stück Bley bevestiget ist, vermittelst dessen die Thüre von sich selbst wieder zufällt, aber auch dabey große Kraft erfordert, sie offen zu machen, welches für Bediente eine entsetzliche Arbeit ist, deren Geschäffte es oft erfordern, daß sie über 50mahl in einem Morgen aus- und eingehen müssen. Allein, was kann ein guter Witz nicht ausrichten? Kluge Bediente haben wider diese unerträgliche Beschwerlichkeit ein herrliches Mittel ausfündig gemacht. Sie wissen die Rolle auf eine solche Art aufzubinden, daß das Gewicht des Bleyes nicht die geringste Wirkung thun kann. Ich für meinen Theil wollte aber lieber die Thüre beständig offen halten, und einen schweren Stein unten vor derselbigen hinlegen.
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