Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Nachfolger seiner Thorrechten Sect hinterlassen.

Die achte Ketzerey schreibt sich denen Suisten
zue. Unter welchen Wahn ich jene Kirchen der Unca-
tholischen verstehe/ forderist aber der Lutherauer in
Hungern/ die ihren eignen Gebräuchen/ und Cere-
monien folgen/ von Calvinisten aber in denenselben
gantz und gar entschieden seynd/ als die alles Geist-
liche/ auf eitle/ und ungeschliffne Weiß abhandlen/
und doch etliche Gebräuch des alten Catholischen
Glaubens/ annoch erhalten/ von dannen sie die
Calvinisten/ Affen der Papisten benambsen/ sie
kommen aber mit andern Lutheranern/ anderer Orth/
und Länder/ nicht über eins/ sondern durchaus ih-
ren Meinungen/ und nach gefallen belieblichen Ge-
wohnheiten nach/ weßwegen von ihnen nicht unbil-
lich ein Vers-Dichter in folgenden Reimen gesungen:

Complicibus, quia cuncta tuis sua sunt, sua
Coena
Mystica, dogma suum, Mens sua, sacra sua,
Ergo non mutila, ast flexa bene voce Suitas
Compellat socios, aequa Minerva tuos.

Geteutscht.

Weilen euch besonder seyen alle Sachen/
Sey euer die Lehr/ sey die Kirch/ sey das Nacht-
mahl machen.
So hat dann euer Sect/ dann billich und recht be-
kannt/
Der sie mit wohlgebogner Stimm/ der Seviter
nannt.

Die neunte Ketzerey ist semi credentium der
Halb-Glaubigen/ massen etwelche/ vornehmlich
unter denen Lutheranern sich finden/ die aus na-
türlicher Neugung zur Andacht gelencket/ von GOtt
eine fromme Seel überkommen haben. Dergleichen

seynd/

Nachfolger ſeiner Thorrechten Sect hinterlaſſen.

Die achte Ketzerey ſchreibt ſich denen Suiſten
zue. Unter welchen Wahn ich jene Kirchen der Unca-
tholiſchen verſtehe/ forderiſt aber der Lutherauer in
Hungern/ die ihren eignen Gebraͤuchen/ und Cere-
monien folgen/ von Calviniſten aber in denenſelben
gantz und gar entſchieden ſeynd/ als die alles Geiſt-
liche/ auf eitle/ und ungeſchliffne Weiß abhandlen/
und doch etliche Gebraͤuch des alten Catholiſchen
Glaubens/ annoch erhalten/ von dannen ſie die
Calviniſten/ Affen der Papiſten benambſen/ ſie
kommen aber mit andern Lutheranern/ anderer Orth/
und Laͤnder/ nicht uͤber eins/ ſondern durchaus ih-
ren Meinungen/ und nach gefallen belieblichen Ge-
wohnheiten nach/ weßwegen von ihnen nicht unbil-
lich ein Vers-Dichter in folgenden Reimen geſungen:

Complicibus, quia cuncta tuis ſua ſunt, ſua
Cœna
Myſtica, dogma ſuum, Mens ſua, ſacra ſua,
Ergo non mutilâ, aſt flexâ bene voce Suitas
Compellat ſocios, æqua Minerva tuos.

Geteutſcht.

Weilen euch beſonder ſeyen alle Sachen/
Sey euer die Lehr/ ſey die Kirch/ ſey das Nacht-
mahl machen.
So hat dann euer Sect/ dann billich und recht be-
kannt/
Der ſie mit wohlgebogner Stimm/ der Seviter
nannt.

Die neunte Ketzerey iſt ſemi credentium der
Halb-Glaubigen/ maſſen etwelche/ vornehmlich
unter denen Lutheranern ſich finden/ die aus na-
tuͤrlicher Neugung zur Andacht gelencket/ von GOtt
eine fromme Seel uͤberkommen haben. Dergleichen

ſeynd/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="100"/>
Nachfolger &#x017F;einer Thorrechten Sect hinterla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die achte Ketzerey &#x017F;chreibt &#x017F;ich denen Sui&#x017F;ten<lb/>
zue. Unter welchen Wahn ich jene Kirchen der Unca-<lb/>
tholi&#x017F;chen ver&#x017F;tehe/ forderi&#x017F;t aber der Lutherauer in<lb/>
Hungern/ die ihren eignen Gebra&#x0364;uchen/ und <hi rendition="#aq">Cere-<lb/>
moni</hi>en folgen/ von Calvini&#x017F;ten aber in denen&#x017F;elben<lb/>
gantz und gar ent&#x017F;chieden &#x017F;eynd/ als die alles Gei&#x017F;t-<lb/>
liche/ auf eitle/ und unge&#x017F;chliffne Weiß abhandlen/<lb/>
und doch etliche Gebra&#x0364;uch des alten Catholi&#x017F;chen<lb/>
Glaubens/ annoch erhalten/ von dannen &#x017F;ie die<lb/>
Calvini&#x017F;ten/ Affen der Papi&#x017F;ten benamb&#x017F;en/ &#x017F;ie<lb/>
kommen aber mit andern Lutheranern/ anderer Orth/<lb/>
und La&#x0364;nder/ nicht u&#x0364;ber eins/ &#x017F;ondern durchaus ih-<lb/>
ren Meinungen/ und nach gefallen belieblichen Ge-<lb/>
wohnheiten nach/ weßwegen von ihnen nicht unbil-<lb/>
lich ein Vers-Dichter in folgenden Reimen ge&#x017F;ungen:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#aq">Complicibus, quia cuncta tuis &#x017F;ua &#x017F;unt, &#x017F;ua</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#et">C&#x0153;na</hi> </hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">My&#x017F;tica, dogma &#x017F;uum, Mens &#x017F;ua, &#x017F;acra &#x017F;ua,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ergo non mutilâ, a&#x017F;t flexâ bene voce Suitas</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Compellat &#x017F;ocios, æqua Minerva tuos.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Geteut&#x017F;cht.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Weilen euch be&#x017F;onder &#x017F;eyen alle Sachen/</l><lb/>
            <l>Sey euer die Lehr/ &#x017F;ey die Kirch/ &#x017F;ey das Nacht-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">mahl machen.</hi> </l><lb/>
            <l>So hat dann euer Sect/ dann billich und recht be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kannt/</hi> </l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ie mit wohlgebogner Stimm/ der Seviter</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nannt.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Die neunte Ketzerey i&#x017F;t <hi rendition="#aq">&#x017F;emi credentium</hi> der<lb/>
Halb-Glaubigen/ ma&#x017F;&#x017F;en etwelche/ vornehmlich<lb/>
unter denen Lutheranern &#x017F;ich finden/ die aus na-<lb/>
tu&#x0364;rlicher Neugung zur Andacht gelencket/ von GOtt<lb/>
eine fromme Seel u&#x0364;berkommen haben. Dergleichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eynd/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[100/0112] Nachfolger ſeiner Thorrechten Sect hinterlaſſen. Die achte Ketzerey ſchreibt ſich denen Suiſten zue. Unter welchen Wahn ich jene Kirchen der Unca- tholiſchen verſtehe/ forderiſt aber der Lutherauer in Hungern/ die ihren eignen Gebraͤuchen/ und Cere- monien folgen/ von Calviniſten aber in denenſelben gantz und gar entſchieden ſeynd/ als die alles Geiſt- liche/ auf eitle/ und ungeſchliffne Weiß abhandlen/ und doch etliche Gebraͤuch des alten Catholiſchen Glaubens/ annoch erhalten/ von dannen ſie die Calviniſten/ Affen der Papiſten benambſen/ ſie kommen aber mit andern Lutheranern/ anderer Orth/ und Laͤnder/ nicht uͤber eins/ ſondern durchaus ih- ren Meinungen/ und nach gefallen belieblichen Ge- wohnheiten nach/ weßwegen von ihnen nicht unbil- lich ein Vers-Dichter in folgenden Reimen geſungen: Complicibus, quia cuncta tuis ſua ſunt, ſua Cœna Myſtica, dogma ſuum, Mens ſua, ſacra ſua, Ergo non mutilâ, aſt flexâ bene voce Suitas Compellat ſocios, æqua Minerva tuos. Geteutſcht. Weilen euch beſonder ſeyen alle Sachen/ Sey euer die Lehr/ ſey die Kirch/ ſey das Nacht- mahl machen. So hat dann euer Sect/ dann billich und recht be- kannt/ Der ſie mit wohlgebogner Stimm/ der Seviter nannt. Die neunte Ketzerey iſt ſemi credentium der Halb-Glaubigen/ maſſen etwelche/ vornehmlich unter denen Lutheranern ſich finden/ die aus na- tuͤrlicher Neugung zur Andacht gelencket/ von GOtt eine fromme Seel uͤberkommen haben. Dergleichen ſeynd/

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/112
Zitationshilfe:	Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/112>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.