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Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

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weder denen Weltlichen/ sondern denen Apostlen ge-
sagt worden: Accipite Spiritum Sanctum, quorum
remiseritis peccata, remissa sunt, & quorum reti-
nueritis, retenta sunt.
Nehmet hin den H: Geist/
welchen ihr die Sünd erlassen/ denen seynd sie erlas-
sen/ und welchen ihr sie behaltet/ denen seynd sie be-
halten. Dieweilen aber diese falsche Staatischen
villeicht nicht gesinnet seyn/ der höchsten Politischen
Regierung/ den Gewalt der Geistlichen Weyhe/
und Gerichts-Zwang zuzueignen/ und einzurau-
men/ sondern nur allein die Macht des eusserlichen
Gerichts-Zwangs/ wird auch diese aus folgenden
Ursachen ihnen abgesprochen/ und verneinet.

Erstens/ weilen bey dieser Staas-Weise/ der
zweyfache Gewalt verwirret wurde/ der in Christli-
chen Wesen ist/ und jeder Zeit gewesen war/ mit be-
ster/ und Lob-würdiger Ordnung/ und mit dessen
höchsten so wohl Geistlicher/ als Politischer Zierde/
welcher verdoplete Gewalt/ in seinen Zweck/ und
Absehen/ wie auch in Mittlen zu selben zu gelangen/
unter sich/ gantz und gar unterscheiden ist/ und also
wurde die schönste Einstimmung/ die in der Kirch an-
noch ist/ und von dero Anbegin war/ verwirret/ und
zerstöret.

Andertens weilen Deuteronomij 17. v. 24. und
1. Reg. 8. v. 10. das völlige Recht/ mit seinen Gewalt
erkläret werde/ und noch in einen/ noch in anderen
Orth dem König der Gerichts-Zwang so gar auch
der äusserliche/ in all Heiliges/ Priester/ und Kirchen-
Sachen gegeben werde/ und folgends weit minder
anderer Macht/ oder politisch- und weltlicher Regie-
rung. So haben auch die König des alten Gesetzes
sich dieser Freyheit nicht angemasset/ sondern schuben
solche vielmehr von sich/ wie es aus den Beyspill des

Gott-

weder denen Weltlichen/ ſondern denen Apoſtlen ge-
ſagt worden: Accipite Spiritum Sanctum, quorum
remiſeritis peccata, remiſſa ſunt, & quorum reti-
nueritis, retenta ſunt.
Nehmet hin den H: Geiſt/
welchen ihr die Suͤnd erlaſſen/ denen ſeynd ſie erlaſ-
ſen/ und welchen ihr ſie behaltet/ denen ſeynd ſie be-
halten. Dieweilen aber dieſe falſche Staatiſchen
villeicht nicht geſinnet ſeyn/ der hoͤchſten Politiſchen
Regierung/ den Gewalt der Geiſtlichen Weyhe/
und Gerichts-Zwang zuzueignen/ und einzurau-
men/ ſondern nur allein die Macht des euſſerlichen
Gerichts-Zwangs/ wird auch dieſe aus folgenden
Urſachen ihnen abgeſprochen/ und verneinet.

Erſtens/ weilen bey dieſer Staas-Weiſe/ der
zweyfache Gewalt verwirret wurde/ der in Chriſtli-
chen Weſen iſt/ und jeder Zeit geweſen war/ mit be-
ſter/ und Lob-wuͤrdiger Ordnung/ und mit deſſen
hoͤchſten ſo wohl Geiſtlicher/ als Politiſcher Zierde/
welcher verdoplete Gewalt/ in ſeinen Zweck/ und
Abſehen/ wie auch in Mittlen zu ſelben zu gelangen/
unter ſich/ gantz und gar unterſcheiden iſt/ und alſo
wurde die ſchoͤnſte Einſtimmung/ die in der Kirch an-
noch iſt/ und von dero Anbegin war/ verwirret/ und
zerſtoͤret.

Andertens weilen Deuteronomij 17. v. 24. und
1. Reg. 8. v. 10. das voͤllige Recht/ mit ſeinen Gewalt
erklaͤret werde/ und noch in einen/ noch in anderen
Orth dem Koͤnig der Gerichts-Zwang ſo gar auch
der aͤuſſerliche/ in all Heiliges/ Prieſter/ und Kirchen-
Sachen gegeben werde/ und folgends weit minder
anderer Macht/ oder politiſch- und weltlicher Regie-
rung. So haben auch die Koͤnig des alten Geſetzes
ſich dieſer Freyheit nicht angemaſſet/ ſondern ſchuben
ſolche vielmehr von ſich/ wie es aus den Beyſpill des

Gott-
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[222/0234] weder denen Weltlichen/ ſondern denen Apoſtlen ge- ſagt worden: Accipite Spiritum Sanctum, quorum remiſeritis peccata, remiſſa ſunt, & quorum reti- nueritis, retenta ſunt. Nehmet hin den H: Geiſt/ welchen ihr die Suͤnd erlaſſen/ denen ſeynd ſie erlaſ- ſen/ und welchen ihr ſie behaltet/ denen ſeynd ſie be- halten. Dieweilen aber dieſe falſche Staatiſchen villeicht nicht geſinnet ſeyn/ der hoͤchſten Politiſchen Regierung/ den Gewalt der Geiſtlichen Weyhe/ und Gerichts-Zwang zuzueignen/ und einzurau- men/ ſondern nur allein die Macht des euſſerlichen Gerichts-Zwangs/ wird auch dieſe aus folgenden Urſachen ihnen abgeſprochen/ und verneinet. Erſtens/ weilen bey dieſer Staas-Weiſe/ der zweyfache Gewalt verwirret wurde/ der in Chriſtli- chen Weſen iſt/ und jeder Zeit geweſen war/ mit be- ſter/ und Lob-wuͤrdiger Ordnung/ und mit deſſen hoͤchſten ſo wohl Geiſtlicher/ als Politiſcher Zierde/ welcher verdoplete Gewalt/ in ſeinen Zweck/ und Abſehen/ wie auch in Mittlen zu ſelben zu gelangen/ unter ſich/ gantz und gar unterſcheiden iſt/ und alſo wurde die ſchoͤnſte Einſtimmung/ die in der Kirch an- noch iſt/ und von dero Anbegin war/ verwirret/ und zerſtoͤret. Andertens weilen Deuteronomij 17. v. 24. und 1. Reg. 8. v. 10. das voͤllige Recht/ mit ſeinen Gewalt erklaͤret werde/ und noch in einen/ noch in anderen Orth dem Koͤnig der Gerichts-Zwang ſo gar auch der aͤuſſerliche/ in all Heiliges/ Prieſter/ und Kirchen- Sachen gegeben werde/ und folgends weit minder anderer Macht/ oder politiſch- und weltlicher Regie- rung. So haben auch die Koͤnig des alten Geſetzes ſich dieſer Freyheit nicht angemaſſet/ ſondern ſchuben ſolche vielmehr von ſich/ wie es aus den Beyſpill des Gott-

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Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/234>, abgerufen am 21.11.2024.