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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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versammelt und führte sie alle hinweg. Dieß geschah auf Trinitatis im Jahre 1464. Der Herzog gebot ihm zwar, sofort den gefangenen Rath wieder los zu lassen, und drohete ihm, wofern er das nicht thun werde, ihn darum hart zu strafen. Das aber achtete Hase nicht, sondern brandschatzte den Rath auf das höchste und entbot dem Herzoge: das Haus stände bei dem Kathen, womit er meinte, sein Haus sei viel stärker und fester, denn des Herzogs Schloß zu Ukermünde, welches dagegen nur wie ein Kathen zu rechnen wäre. Darauf wurde er auch immer übermüthiger, und gesellte alle Schnapphähne und was nur Böses thun konnte, zu sich, und beraubte die Dörfer umher und erschlug die Kaufleute auf den Straßen.

Da das der Herzog Wartislav vernahm, konnte er den Muthwillen nicht länger erdulden, und er verschrieb die von Stralsund, Greifswald, Anclam, Stettin, Stargard, Demmin und Pasewalk, desgleichen die Seinen vom Adel und zog im Jahre 1465 Dienstags nach Petri und Pauli vor das Schloß Neuentorgelov und belagerte es. Zacharias Hase erwehrte sich zwar hart; aber auf die Länge konnte er doch sein festes Schloß nicht behaupten, und am Sonnabend vor Marien Magdalenen wurde es genommen. Der Herzog hat darin nur vierzehn Mann, drei Knaben und etliche Weiber gefangen; denn Hase selbst mit der übrigen Mannschaft waren durch heimliche Schliche in der Nacht entkommen. Das Schloß ließ der Herzog in den Grund brechen.

Jener Uebermuth des Zacharias Hase war aber nicht die alleinige Ursache, daß sein Schloß zerstört wurde. Denn es war noch ein andrer Groll zwischen ihm und dem Herzoge. Es war nämlich von jeher aus, und absonderlich zu damaliger Zeit eine abscheuliche Gewohnheit im Lande Pommern mit dem Volltrinken, und jemehr Einer das hat pflegen können, desto angenehmer ist er bei den Leuten gewesen.

versammelt und führte sie alle hinweg. Dieß geschah auf Trinitatis im Jahre 1464. Der Herzog gebot ihm zwar, sofort den gefangenen Rath wieder los zu lassen, und drohete ihm, wofern er das nicht thun werde, ihn darum hart zu strafen. Das aber achtete Hase nicht, sondern brandschatzte den Rath auf das höchste und entbot dem Herzoge: das Haus stände bei dem Kathen, womit er meinte, sein Haus sei viel stärker und fester, denn des Herzogs Schloß zu Ukermünde, welches dagegen nur wie ein Kathen zu rechnen wäre. Darauf wurde er auch immer übermüthiger, und gesellte alle Schnapphähne und was nur Böses thun konnte, zu sich, und beraubte die Dörfer umher und erschlug die Kaufleute auf den Straßen.

Da das der Herzog Wartislav vernahm, konnte er den Muthwillen nicht länger erdulden, und er verschrieb die von Stralsund, Greifswald, Anclam, Stettin, Stargard, Demmin und Pasewalk, desgleichen die Seinen vom Adel und zog im Jahre 1465 Dienstags nach Petri und Pauli vor das Schloß Neuentorgelov und belagerte es. Zacharias Hase erwehrte sich zwar hart; aber auf die Länge konnte er doch sein festes Schloß nicht behaupten, und am Sonnabend vor Marien Magdalenen wurde es genommen. Der Herzog hat darin nur vierzehn Mann, drei Knaben und etliche Weiber gefangen; denn Hase selbst mit der übrigen Mannschaft waren durch heimliche Schliche in der Nacht entkommen. Das Schloß ließ der Herzog in den Grund brechen.

Jener Uebermuth des Zacharias Hase war aber nicht die alleinige Ursache, daß sein Schloß zerstört wurde. Denn es war noch ein andrer Groll zwischen ihm und dem Herzoge. Es war nämlich von jeher aus, und absonderlich zu damaliger Zeit eine abscheuliche Gewohnheit im Lande Pommern mit dem Volltrinken, und jemehr Einer das hat pflegen können, desto angenehmer ist er bei den Leuten gewesen.

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versammelt und führte sie alle hinweg. Dieß geschah auf Trinitatis im Jahre 1464. Der Herzog gebot ihm zwar, sofort den gefangenen Rath wieder los zu lassen, und drohete ihm, wofern er das nicht thun werde, ihn darum hart zu strafen. Das aber achtete Hase nicht, sondern brandschatzte den Rath auf das höchste und entbot dem Herzoge: das Haus stände bei dem Kathen, womit er meinte, sein Haus sei viel stärker und fester, denn des Herzogs Schloß zu Ukermünde, welches dagegen nur wie ein Kathen zu rechnen wäre. Darauf wurde er auch immer übermüthiger, und gesellte alle Schnapphähne und was nur Böses thun konnte, zu sich, und beraubte die Dörfer umher und erschlug die Kaufleute auf den Straßen.</p>
          <p>Da das der Herzog Wartislav vernahm, konnte er den Muthwillen nicht länger erdulden, und er verschrieb die von Stralsund, Greifswald, Anclam, Stettin, Stargard, Demmin und Pasewalk, desgleichen die Seinen vom Adel und zog im Jahre 1465 Dienstags nach Petri und Pauli vor das Schloß Neuentorgelov und belagerte es. Zacharias Hase erwehrte sich zwar hart; aber auf die Länge konnte er doch sein festes Schloß nicht behaupten, und am Sonnabend vor Marien Magdalenen wurde es genommen. Der Herzog hat darin nur vierzehn Mann, drei Knaben und etliche Weiber gefangen; denn Hase selbst mit der übrigen Mannschaft waren durch heimliche Schliche in der Nacht entkommen. Das Schloß ließ der Herzog in den Grund brechen.</p>
          <p>Jener Uebermuth des Zacharias Hase war aber nicht die alleinige Ursache, daß sein Schloß zerstört wurde. Denn es war noch ein andrer Groll zwischen ihm und dem Herzoge. Es war nämlich von jeher aus, und absonderlich zu damaliger Zeit eine abscheuliche Gewohnheit im Lande Pommern mit dem Volltrinken, und jemehr Einer das hat pflegen können, desto angenehmer ist er bei den Leuten gewesen.
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[72/0104] versammelt und führte sie alle hinweg. Dieß geschah auf Trinitatis im Jahre 1464. Der Herzog gebot ihm zwar, sofort den gefangenen Rath wieder los zu lassen, und drohete ihm, wofern er das nicht thun werde, ihn darum hart zu strafen. Das aber achtete Hase nicht, sondern brandschatzte den Rath auf das höchste und entbot dem Herzoge: das Haus stände bei dem Kathen, womit er meinte, sein Haus sei viel stärker und fester, denn des Herzogs Schloß zu Ukermünde, welches dagegen nur wie ein Kathen zu rechnen wäre. Darauf wurde er auch immer übermüthiger, und gesellte alle Schnapphähne und was nur Böses thun konnte, zu sich, und beraubte die Dörfer umher und erschlug die Kaufleute auf den Straßen. Da das der Herzog Wartislav vernahm, konnte er den Muthwillen nicht länger erdulden, und er verschrieb die von Stralsund, Greifswald, Anclam, Stettin, Stargard, Demmin und Pasewalk, desgleichen die Seinen vom Adel und zog im Jahre 1465 Dienstags nach Petri und Pauli vor das Schloß Neuentorgelov und belagerte es. Zacharias Hase erwehrte sich zwar hart; aber auf die Länge konnte er doch sein festes Schloß nicht behaupten, und am Sonnabend vor Marien Magdalenen wurde es genommen. Der Herzog hat darin nur vierzehn Mann, drei Knaben und etliche Weiber gefangen; denn Hase selbst mit der übrigen Mannschaft waren durch heimliche Schliche in der Nacht entkommen. Das Schloß ließ der Herzog in den Grund brechen. Jener Uebermuth des Zacharias Hase war aber nicht die alleinige Ursache, daß sein Schloß zerstört wurde. Denn es war noch ein andrer Groll zwischen ihm und dem Herzoge. Es war nämlich von jeher aus, und absonderlich zu damaliger Zeit eine abscheuliche Gewohnheit im Lande Pommern mit dem Volltrinken, und jemehr Einer das hat pflegen können, desto angenehmer ist er bei den Leuten gewesen.

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/104>, abgerufen am 21.11.2024.